Biodiversität und Gentechnik: Wer darf künftig von der Natur profitieren?

Biodiversität: Wer darf die Gewinne aus digitalen Sequenzinformationen genetischer Ressourcen einstreichen?

Biodiversität DSI

Die wachsende Bedeutung von Gentechnik (DSI) für die Biodiversität fordert eine Neuverteilung der Gewinne aus genetischen Ressourcen. © Wikimedia

Wem gehört das Saatgut der Welt? Diese Frage gewinnt angesichts der rasant wachsenden Bedeutung digitaler Sequenzinformationen (DSI) auf genetische Ressourcen immer mehr an Brisanz. In den letzten Jahrzehnten diskutierte die internationale Gemeinschaft intensiv über die Nutzung physischer genetischer Ressourcen. Jetzt steht sie vor einer neuen Herausforderung: Die gerechte Verteilung der Gewinne aus der Nutzung von DSI in der Biodiversität zu regeln.

Biodiversität: Herausforderungen durch digitale Technologien

Bereits in den 1970er Jahren begannen internationale Diskussionen darüber, wer die Rechte an den Ressourcen der Natur besitzen und diese kommerziell nutzen darf. Der Konflikt verschärfte sich, als die Industrie begann, mit Hilfe der Gentechnik Lebensmittel und andere Produkte zu entwickeln. Die Verabschiedung der Biodiversitäts-Konvention in Rio de Janeiro im Jahr 1992 war ein Meilenstein in den Bemühungen, diese Fragen auf globaler Ebene zu regeln. Doch wie „Die Presse“ aus Wien berichtet, stehen die Vertragsstaaten heute vor neuen Herausforderungen, da digitale Technologien zunehmend Einzug in die Nutzung genetischer Ressourcen halten.

Digitale Sequenzinformationen: Ein Milliardenmarkt

Die Bedeutung von digitalen Sequenzinformationen (DSI) für Biodiversität und die globale Wirtschaft ist von großer Bedeutung. DSI sind digitale Versionen der DNA von Pflanzen, Tieren und Mikroben. Sie ermöglichen es Wissenschaftlern, Gene zu identifizieren und zu nutzen. Daraus werden dann Produkte wie Medikamente, Kosmetika und Lebensmittel entwickelt. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen, der von „The New Indian Express“ zitiert wird, wird der Umsatz in Sektoren, die DSI nutzen, im Jahr 2024 auf 1,56 Billionen US-Dollar geschätzt und könnte bis 2030 auf 2,33 Billionen US-Dollar ansteigen.

DSI einfach erklärt. © YouTube

Ein globaler Fonds zur fairen Gewinnverteilung

Um die ungleiche Verteilung der Gewinne aus der Nutzung von DSI zu bekämpfen, wurde auf der COP-Konferenz 2022 eine wichtige Diskussion angestoßen. Ein Vorschlag beinhaltet einen neuen multilateralen Mechanismus, einschließlich der Schaffung eines globalen Fonds. Im August 2024, im Vorfeld der Tagung in Montreal, hatte Mphatso Kalemba, Ökologin im Umweltministerium von Malawi und Co-Vorsitzende der Verhandlungen, betont, dass die Verteilung der Gewinne „fair an alle Beteiligten“ erfolgen soll. Ein Beitrag von nur 0,1 Prozent des globalen DSI-Umsatzes könnte bereits eine Milliarde Dollar für den Fonds generieren.

Neue Regeln müssen gerecht umgesetzt werden

Die Umsetzung dieser neuen Regelungen ist jedoch komplex. David Cooper, kommissarischer Exekutivsekretär der Biodiversitäts-Konvention, erklärt gegenüber „The New Indian Express“: „Bis jetzt haben die Nutzer von Informationen über genetische Ressourcen wenig von den Gewinnen geteilt, die sie durch deren Nutzung erzielt haben.“ Die Herausforderung besteht nun darin, ein System zu entwickeln, das sowohl gerecht ist, als auch die Innovation nicht behindert. Dabei sollen insbesondere indigene Völker und lokale Gemeinschaften berücksichtigt werden, die oft das traditionelle Wissen über genetische Ressourcen besitzen.

Die Rolle der USA und die Zukunft der Verhandlungen

Obwohl die USA die Biodiversitäts-Konvention nicht ratifiziert haben, spielen sie eine zentrale Rolle in den aktuellen Verhandlungen. Wie „Die Presse“ berichtet, ist eine starke US-Delegation bei den CBD-Verlandungen stets anwesend. (CBD steht für Convention on Biological Diversity.)

In wenigen Wochen werden auf der COP16 in Kolumbien neue Beschlüsse gefasst, die auch die US-Industrie stark betreffen, selbst wenn die USA nicht offiziell an die Konvention gebunden sind.

Zivilgesellschaft fordert Transparenz

Auch die Zivilgesellschaft hat sich in die Debatte eingeschaltet. Organisationen fordern laut „The New Indian Express“ robuste Maßnahmen zur Sicherstellung von Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Verwaltung des globalen Fonds. Die neuen Regelungen müssen Vertrauen schaffen und sicherstellen, dass die Vorteile der genetischen Ressourcen gerecht verteilt werden.

Was du dir merken solltest:

  • Die wachsende Bedeutung digitaler Sequenzinformationen (DSI) für Biodiversität stellt die internationale Gemeinschaft vor Herausforderungen. Wie soll die gerechte Verteilung der Gewinne aus genetischen Ressourcen neu geregelt werden?
  • Die Biodiversitäts-Konvention soll einen globalen Fonds einrichten. Dieser soll sicherstellen, dass auch indigene Völker und lokale Gemeinschaften von DSI-basierten Gewinnen profitieren.
  • Die USA sind zwar keine Vertragspartei der Konvention, nehmen aber aktiv an den Verhandlungen teil, da ihre Industrien stark von den kommenden Regelungen betroffen sein werden.

Übrigens: Honig könnte zukünftig eine entscheidende Rolle bei der Rettung der Biodiversität spielen. Forscher haben entdeckt, dass die süße Substanz wertvolle Umweltinformationen speichert. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Mendel264 via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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