Länger leben mit Tee und dunkler Schokolade? – Was Flavonoide im Körper bewirken
Flavonoide aus Tee, Beeren, Äpfeln und dunkler Schokolade senken das Risiko für chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Herzprobleme.

Tee gehört zu den wichtigsten Lieferanten von Flavonoiden – sie unterstützen die Gefäßfunktion, besonders in stressigen Situationen. © Pexels
Wer täglich verschiedene flavonoidreiche Lebensmittel wie Tee, Äpfel, Beeren oder dunkle Schokolade konsumiert, lebt gesünder und möglicherweise länger. Das zeigt eine groß angelegte internationale Studie mit über 124.000 Erwachsenen aus Großbritannien. Entscheidend ist dabei nicht nur die Menge, sondern vor allem die Vielfalt der Flavonoide.
Flavonoide senken das Risiko für chronische Krankheiten: Breiter Mix entscheidend
Die Forscher analysierten über einen Zeitraum von bis zu 11,8 Jahren, wie sich unterschiedliche Flavonoidarten in der Ernährung auf das Risiko für chronische Krankheiten und Todesfälle auswirken. Das Ergebnis: Wer viele verschiedene Flavonoide zu sich nahm, hatte ein um bis zu 20 Prozent geringeres Risiko für schwerwiegende Erkrankungen.
Teilnehmer mit der größten Vielfalt an flavonoidreichen Lebensmitteln hatten:
- ein um 14 Prozent geringeres Risiko, früh zu sterben
- ein um 10 Prozent geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- ein um 20 Prozent geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes
- ein um 8 Prozent geringeres Krebsrisiko
- ein um 8 Prozent geringeres Risiko für Atemwegserkrankungen
Dazu mussten keine exotischen Mittel eingenommen werden – es reichte, regelmäßig auf alltägliche Lebensmittel zurückzugreifen. Schon vier bis fünf verschiedene flavonoidreiche Portionen pro Tag, etwa zwei Tassen Tee und eine Portion Beeren, konnten laut der Analyse einen spürbaren Effekt auf die Gesundheit haben.
Schon zwei Tassen Tee machen einen Unterschied
Die tägliche Flavonoid-Aufnahme lag im Schnitt bei etwa 792 Milligramm. Die Hauptquellen waren:
- 67 Prozent stammten aus schwarzem oder grünem Tee
- Äpfel (5,8 Prozent)
- Rotwein (4,7 Prozent)
- Trauben und Beeren (je ca. 2 Prozent)
- Dunkle Schokolade, Orangen und Orangensaft spielten ebenfalls eine Rolle
Doch nicht nur die Menge war ausschlaggebend. Entscheidend war, wie viele unterschiedliche Flavonoidtypen aufgenommen wurden. Im Schnitt lag diese Vielfalt bei 9,4 pro Tag.
„Teilnehmer, die die größte Vielfalt an flavonoidhaltigen Lebensmitteln konsumierten, hatten ein 6 bis 20 Prozent signifikant niedrigeres Risiko für Gesamtsterblichkeit und chronische Krankheiten“, so Studienleiter Dr. Benjamin Parmenter.
Verschiedene Flavonoide – verschiedene Wirkungen
Flavonoide gehören zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Sie kommen natürlicherweise in Obst, Gemüse, Tee, Wein und Kakao vor. Die Untergruppen wirken im Körper unterschiedlich:
- Flavan-3-ole (z. B. in Tee) beeinflussen Blutdruck und Blutzucker
- Flavonole (z. B. in Äpfeln) helfen beim Cholesterinspiegel
- Anthocyane (z. B. in Beeren) wirken entzündungshemmend
Diese verschiedenen Effekte sprechen für einen abwechslungsreichen Speiseplan. Professorin Aedín Cassidy von der Queen’s University Belfast erklärt: „Eine größere Menge und Vielfalt an flavonoidhaltigen Lebensmitteln kann die Gesundheit stärker verbessern als der Verzehr nur einer einzelnen Quelle.“
Je bunter der Teller, desto besser
Wer regelmäßig farbenfrohes Obst und Gemüse isst, profitiert doppelt – durch Vitamine, Mineralstoffe und eben Flavonoide. Professor Tilman Kuhn ergänzt: „Essen in verschiedenen Farben erhöht die Chance, alle wichtigen Nährstoffe aufzunehmen, die wir für einen gesunden Lebensstil brauchen.“
Ein weiteres Fazit der Forscher: Auch wenn Flavonoide bislang in keiner Ernährungspyramide auftauchen, sollte es künftig klare Empfehlungen geben – nicht nur zur Menge, sondern auch zur Vielfalt.
Schon einfache Gewohnheiten können viel bewirken. Mehr Tee trinken, häufiger zu Äpfeln, Beeren oder Orangen greifen – all das kann die Vielfalt der Flavonoide im Alltag deutlich erhöhen.
Kurz zusammengefasst:
- Eine abwechslungsreiche Ernährung mit vielen verschiedenen Flavonoiden kann das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Krebs und Herzprobleme deutlich senken.
- Entscheidend ist nicht nur die Menge, sondern vor allem die Vielfalt der flavonoidreichen Lebensmittel – etwa Tee, Beeren, Äpfel oder dunkle Schokolade.
- Wer täglich mehrere Portionen solcher Lebensmittel kombiniert, hat laut Studie ein bis zu 20 Prozent geringeres Krankheits- und Sterberisiko.
Übrigens: Auch Kakao enthält gesunde Flavonoide – und kann Stress und ungesunde Ernährung überraschend gut abfedern. Mehr dazu in unserem Artikel.
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