Wann Weinen gesund ist – und wann nicht

Weinen ist natürlich und gesund. Doch was passiert im Körper, wenn Tränen fließen? Und wann wird es gefährlich?

Tränen fördern die emotionale Balance und stärken soziale Verbindungen. Doch nicht immer sind sie harmlos. © Pexels

Tränen fördern die emotionale Balance und stärken soziale Verbindungen. Doch nicht immer sind sie harmlos. © Pexels

Weinen ist eine natürliche Reaktion auf Emotionen wie Trauer, Freude oder Schmerz. Doch hinter den Tränen steckt mehr, als man vermuten könnte. Neben seiner emotionalen Bedeutung kann das Weinen auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Tränen können sowohl eine schützende als auch reinigende Funktion haben können, erklären Experten der Oberberg Kliniken. Sie warnen jedoch davor, dass ständiges oder übermäßiges Weinen ein Hinweis auf ernsthafte psychische Probleme sein könnte: „Ständiges Weinen kann ein Anzeichen einer Depression sein.“

Biochemie des Weinens: Wenn Hormone uns schützen

Weinen ist ein komplexer Prozess, der durch biochemische Reaktionen im Körper gesteuert wird. Zu Beginn des Weinens setzt der Körper Adrenalin frei, ein Hormon, das die Tränendrüsen aktiviert. Gleichzeitig steigert Adrenalin die Atemfrequenz und den Blutdruck, um die Sauerstoffversorgung zu verbessern. Dadurch wird der Körper besser mit Energie versorgt. Doch das ist nur der Anfang.

Mehrere andere Hormone werden während des Weinens freigesetzt. Endorphine, oft als Glückshormone bezeichnet, haben eine schmerzlindernde Wirkung und können die Stimmung aufhellen. Außerdem stärken sie das Immunsystem. Oxytocin, das sogenannte Bindungshormon, fördert soziale Verbindungen und wirkt beruhigend. Prolaktin, das auch für die Milchproduktion bei stillenden Müttern bekannt ist, trägt zur Stressreduktion bei. Adrenocorticotropin regt die Cortisolproduktion an, die den Körper auf Belastungen vorbereitet.

Tränen: Nicht alle sind gleich

Tränen sind nicht gleich Tränen – ihre Zusammensetzung variiert je nach Ursache. Reflextränen, die durch äußere Reize wie Wind oder Rauch entstehen, schützen die Augen vor Fremdkörpern und schädlichen Einflüssen. Sie enthalten antibakterielle Stoffe wie Lysozym und Schleimstoffe, die Fremdkörper umhüllen und deren Entfernung erleichtern.

Emotional ausgelöste Tränen unterscheiden sich deutlich von Reflextränen. Sie enthalten mehr Eiweiße sowie höhere Konzentrationen von Stresshormonen und Mangan. Laut dem Beitrag der Oberberg Kliniken können diese biochemischen Substanzen dabei helfen, emotionale Belastungen zu reduzieren. „Tränen können als Mechanismus zur Eliminierung von Schadstoffen dienen, die durch Stress entstehen“, heißt es von den Experten.

Emotionaler Nutzen: Warum Weinen befreit

Viele Menschen empfinden Weinen als emotional entlastend. Dieser sogenannte Katharsis-Effekt hilft, Stress abzubauen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Extrovertierte Menschen profitieren besonders davon, wenn sie im Beisein einer verständnisvollen Person weinen. Studien legen nahe, dass soziale Unterstützung die positiven Effekte des Weinens verstärkt.

Doch nicht jeder erlebt diese Entlastung gleichermaßen. Menschen mit Depressionen spüren oft keine Linderung, da die hormonellen Prozesse im Körper gestört sind. Die Experten der Oberberg Kliniken erklären: „Die Effekte des Weinens werden individuell unterschiedlich wahrgenommen.“

Risiken von exzessivem Weinen

Obwohl Weinen viele Vorteile hat, kann übermäßiges oder ständiges Weinen negative Folgen haben. Zu den physischen Effekten gehören Dehydration, geschwollene Augenlider und Erschöpfung. Häufiges Weinen belastet zudem die Haut um die Augen und kann die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol erhöhen. Ein dauerhaft hoher Cortisolspiegel wirkt sich negativ auf das Immunsystem und den Stoffwechsel aus. Wer täglich Weinattacken erlebt, sollte professionelle Hilfe suchen.

Die Experten der Oberberg Kliniken weisen darauf hin, dass regelmäßiges Weinen die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Betroffene könnten Schwierigkeiten haben, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, und soziale Beziehungen könnten darunter leiden. „Weinen ist oft mit Stress verbunden und kann dadurch zwischenmenschliche Belastungen auslösen“, so die Fachleute.

Wenn Tränen keinen offensichtlichen Grund haben

Manchmal scheinen Tränen aus heiterem Himmel zu kommen. Für die Betroffenen bleibt der Auslöser oft unklar. Mögliche Ursachen sind hormonelle Schwankungen, extremer Stress oder Reizüberflutung. Besonders sensible Menschen oder Autisten nehmen ihre Umwelt intensiver wahr, was spontanes Weinen auslösen kann.

Das könnte dich auch interessieren:

Auch Depressionen oder neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle und Demenz können unkontrolliertes Weinen verursachen. In solchen Fällen sprechen Fachleute von Affektinkontinenz – einer Störung der Steuerungsfähigkeit von Gefühlen. Laut den Oberberg-Kliniken-Experten kann diese Störung ebenfalls durch Drogen- oder Alkoholmissbrauch hervorgerufen werden.

Weinen unter normalen Umständen kann also durchaus gesund sein. Es lindert Schmerzen, baut Stress ab und hilft, emotionale Belastungen zu verarbeiten. Dennoch sollte anhaltendes oder grundloses Weinen ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden.

Was du dir merken solltest:

  • Weinen ist gesund, da es durch biochemische Prozesse wie die Freisetzung von Endorphinen und Oxytocin Stress abbauen, Schmerzen lindern und das Immunsystem stärken kann.
  • Die Zusammensetzung von Tränen unterscheidet sich, je nachdem, ob sie durch äußere Reize oder Emotionen ausgelöst werden. Emotionale Tränen enthalten Stresshormone, die helfen können, Belastungen abzubauen.
  • Ständiges oder grundloses Weinen sollte ernst genommen werden, da es auf psychische oder neurologische Probleme hinweisen kann. In solchen Fällen kann eine professionelle Therapie hilfreich sein.

Übrigens: Schon zehn Minuten im Stadtpark können helfen, psychische Symptome zu lindern. Das zeigt eine neue Studie. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert