„Du bist, was du isst“: Studie enthüllt überraschende Verbindungen zwischen Lebensmitteln und Mensch
Eine Studie zeigt, dass Mikroben aus Lebensmitteln direkt das menschliche Mikrobiom beeinflussen.
Eine neue umfassende Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Cell, zeigt, dass unsere Nahrung direkt Einfluss auf das menschliche Mikrobiom nimmt. Die Forscher analysierten über 2.500 verschiedene Lebensmittel wie Käse, Fleisch und andere Produkte und fanden heraus, dass ein Teil der Mikroben in unserem Körper aus der Nahrung stammt, die wir konsumieren. Diese Erkenntnis bestätigt das Sprichwort „Du bist, was du isst“ auf wissenschaftlicher Ebene.
Mikroben (mikroskopisch kleine Organismen), die in fermentierten Lebensmitteln vorkommen, spielen dabei eine besonders wichtige Rolle. Zu diesen Lebensmitteln gehören beispielsweise Kimchi, Sauerkraut und Kefir. Diese Produkte enthalten Mikroorganismen, die essenziell für ihren Fermentationsprozess sind. Der Mikrobiologe Nicola Segata von der Universität Trient in Italien, der die Studie leitete, betont laut nature, dass auch andere Mikroorganismen in fermentierten und unfermentierten Lebensmitteln den Geschmack und die Haltbarkeit beeinflussen.
Überraschende Vielfalt an Mikroben entdeckt
Segata und sein Team sequenzierten die DNA von Mikroben in fast 2.000 Lebensmitteln und kombinierten diese Daten mit rund 600 bereits existierenden Lebensmittel-Mikrobiomen. Sie konzentrierten sich dabei vor allem auf fermentierte Produkte wie Gorgonzola, Segatas Lieblingskäse. Sie untersuchten aber auch frisches Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse.
Interessanterweise fanden die Forscher heraus, dass ähnliche Lebensmittel ähnliche Mikroben beherbergen. Milchsäurebakterien wie Lactobacillus traten besonders häufig in Milchprodukten auf, jedoch variierten die Arten zwischen verschiedenen Käsesorten wie niederländischem Blauschimmelkäse und italienischem Fontina und Mozzarella. Auch Mikroben aus Kaffee, Kombucha und dem chinesischen Pu’er-Tee ähnelten denen in alkoholischen Getränken.
Sie entdeckten zudem, dass fast die Hälfte der identifizierten Mikrobenarten zuvor unbekannt war. Pulque, ein saurer Agavenwein aus Mexiko, sowie afrikanischer Palmwein und Käsebrühe wiesen besonders viele dieser neuen Mikroben auf.
Nahrung und Mensch eng verbunden
Die Forschenden verglichen die Mikrobiome aus Lebensmitteln mit Tausenden von Mikrobiomen aus menschlichem Darm und Mund. Dabei fanden sie heraus, dass sich ein Teil der Mikroben überschneidet. Etwa drei Prozent der Mikrobenarten im Darm von Erwachsenen, acht Prozent bei Kindern und über 50 Prozent bei Neugeborenen identifizierten sie auch in Lebensmitteln. Nicola Segata erklärte, dass diese Mikroben nicht unbedingt direkt aus der Nahrung stammen müssen. Einige dieser Mikroben könnten sich in der Vergangenheit im menschlichen Darm etabliert haben und nun von Mensch zu Mensch übertragen werden. Bei Neugeborenen stammen die Lebensmittel-Mikroben vor allem aus Milchprodukten, die auch in Muttermilch enthalten sind.
Benjamin Wolfe, Mikrobiologe an der Tufts University in Medford, Massachusetts, äußerte sich nicht überrascht über diese Ergebnisse, sieht jedoch großes Potenzial für zukünftige Forschung. Besonders faszinieren ihn die vielen unbekannten Mikroben, die in unserer Nahrung vorkommen. Diese Mikroben könnten laut Wolfe zu neuen Lebensmittelarten mit bislang unbekannten Eigenschaften führen.
Was du dir merken solltest:
- Eine neue Studie zeigt, dass die Nahrung einen direkten Einfluss auf das menschliche Mikrobiom hat und Mikroben aus Lebensmitteln, insbesondere aus fermentierten Produkten, eine wichtige Rolle spielen.
- Die Forschenden entdeckten, dass ähnliche Lebensmittel ähnliche Mikroben beherbergen und eine überraschend große Vielfalt an bisher unbekannten Mikroben in Lebensmitteln existiert.
- Ein Teil der Mikroben in unserem Darm stammt aus der Nahrung. Bei Neugeborenen sind Lebensmittel-Mikroben besonders häufig, was auf eine enge Verbindung zwischen Nahrung und menschlichem Mikrobiom hinweist.
Übrigens: Forscher haben kürzlich eine spannende Entdeckung gemacht: In Mikrowellen gedeihen spezialisierte Gemeinschaften von Mikroorganismen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Vecteezy
4 thoughts on “„Du bist, was du isst“: Studie enthüllt überraschende Verbindungen zwischen Lebensmitteln und Mensch”