So hoch ist unser Kalorienbedarf tatsächlich

Die FDA gibt einen Kalorienbedarf von rund 2.000 Kalorien pro Tag an, doch dieser Wert ist laut neueren Zahlen zu kurz gegriffen.

Kalorienbedarf

Ein Kalorienbedarf von 2.000 kcal pro Tag ist nicht für jeden ausreichend. © Pexels

Woher kommt die Annahme, dass 2.000 Kalorien pro Tag für ein gesundes Leben ausreichen würden? Der tatsächliche Kalorienbedarf liegt teils weit höher, wie Forscher herausgefunden haben.

Was sind Kalorien?

Kalorien sind eine Maßeinheit, die angibt, wie viel Energie Lebensmittel oder Getränke dem Körper liefern. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff „Kalorie“ meist auf Kilokalorien (kcal). Wenn hier also die Rede von 2.000 Kalorien ist, dann sind eigentlich 2.000 kcal gemeint.

Woher kommt die Idee von den 2.000 Kalorien?

Diese Zahl wurde in den 1990ern von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) festgelegt und hat sich seitdem weit verbreitet. Auf der Website der FDA ist der Wert noch immer vertreten (wenn auch inzwischen mit einem Zusatz). Dieser Wert ist jedoch aus mehrerlei Hinsicht problematisch.

Zum einen geht die Zahl der FDA laut Recherchen des SWR auf Umfragen zurück. In solchen neigen Menschen eher dazu, ihre tatsächliche Kalorienzufuhr zu unterschätzen. Aus den Umfragen errechnete die FDA einen Mittelwert von 2.400 kcal, den sie auf 2.000 kcal abrundete. Die Sorge sei gewesen, dass kleine, schlanke Frauen sonst dazu ermutigt werden würden, mehr zu essen als vorher.

Experiment an der Universität Maastricht

An der Uni Maastricht wurden mehrere, knapp zehn Quadratmeter große Respirationskammern aufgestellt, die mit einem Bett, Waschbecken, Schreibtisch und einer Kloschüssel ausgestattet sind. In diesen Räumen mussten mit Messgeräten und Elektroden ausgestattet Probanden sieben Stunden lang Aufgaben erledigen, die einen typischen Tagesablauf simulieren: Schreibtischarbeit, Hausarbeit, fernsehen oder Sport treiben. Anhand des Kohlendioxid- und des Sauerstoffgehalts der Luft haben sie ihren Kalorienverbrauch gemessen.

Je aktiver man ist, desto mehr Kalorien werden verbrannt. Zur Quantifizierung dieses Zusammenhangs wurde das Physical Activity Level, kurz PAL, entwickelt. Dieser Wert, multipliziert mit dem Ruheenergieverbrauch, bestimmt den Gesamtkalorienverbrauch. Der PAL-Wert findet Anwendung in den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Büroarbeiter mit geringer Bewegung weisen einen PAL-Wert von 1,4 auf, während Personen mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten oder intensivem Sporttraining einen Wert von 2,5 erreichen, was den täglichen Gesamtkalorienverbrauch auf das 2,5-Fache der Ruheenergie erhöht.

Kalorienzufuhr neu gedacht

Die Versuche in Maastricht zeigen, dass der Energieverbrauch je nach Aktivität stark variieren kann. Menschen, die körperlich aktiv sind, verbrauchen deutlich mehr Energie als andere. Aus diesem Grund schwankt auch die empfohlene Kalorienzufuhr, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt folgende Richtlinien für nicht-schwangere Personen und bei Normalgewicht:

  • Männliche Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren brauchen zwischen 2.600 und 3.400 kcal, weibliche zwischen 2.000 und 2.600
  • Männer zwischen 25 und 50 Jahren benötigen 2.300 bis 3.000 kcal, Frauen desselben Alters 1.800 bis 2.400
  • Mit dem Alter sinkt der Kalorienbedarf: Männern zwischen 51 und 64 Jahren empfiehlt die DGE 2.200 bis 2.800 kcal, Frauen 1.700 bis 2.200 kcal

In einer Studie fand Kevin Hall vom National Institute of Health (NIH) in den USA heraus, dass die Qualität der Lebensmittel ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. In einem Experiment zeigte sich, dass Teilnehmer mehr Kalorien aufnahmen, wenn sie hochverarbeitete Lebensmittel aßen.

Was du dir merken solltest:

  • Der von der FDA in den 1990ern verkündete Kalorienbedarf von 2.000 kcal pro Tag basiert auf unterschätzten Selbstangaben und wurde stark abgerundet, weswegen er nicht als allgemeine Empfehlung für eine gesunde Kalorienzufuhr betrachtet werden kann.
  • Experimente mit Respirationskammern an der Universität Maastricht haben gezeigt, dass der Kalorienbedarf je nach körperlicher Aktivität und Lebensstil erheblich variiert und die 2.000 kcal weit übersteigen kann.
  • Die Qualität der konsumierten Lebensmittel, insbesondere der Gehalt an hochverarbeiteten Nahrungsmitteln, hat einen signifikanten Einfluss auf die Gesamtkalorienaufnahme.

Bild: © Pexels

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