Revolutionäre Entdeckung: Pflanzenextrakte beschleunigen Nervenregeneration

Kölner Forscher untersuchen Parthenolid und Cnicin zur Beschleunigung der Nervenregeneration. Vielversprechende Ergebnisse könnten neue Therapien für Nervenschäden ermöglichen.

Nervenregeneration

Ein Wirkstoff aus der Heilpflanze Benediktenkraut (Cnicus benedictus) soll bei der Regenerierung von Nervenzellen helfen. © Wikimedia

Eine neue Studie zur Nervenregeneration der Uniklinik Köln könnte Hoffnung für Patienten mit Nervenschäden bringen. Das Forschungsteam um Dr. Philipp Gobrecht und Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fischer untersuchte Proteine namens Vasohibine, die den Zustand des Skeletts der axonalen Wachstumsspitzen (Mikrotubuli) beeinflussen. Diese Mikrotubuli sind entscheidend für die Geschwindigkeit des Nervenfaserwachstums.

Nervenschäden führen häufig zu dauerhaften Störungen der Motorik und Sensibilität. Fast acht Prozent der über 55-Jährigen in Deutschland und Europa sind von peripheren Neuropathien (Erkrankungen des Nervensystems) betroffen.

Axone, die Nervenfasern, übertragen Signale zwischen Gehirn, Rückenmark und Zielorganen wie Muskeln und Haut. Eine Schädigung dieser Axone unterbricht diese Verbindung, was zu Lähmungen oder Taubheit führt. Die Heilungschancen hängen stark von der Geschwindigkeit ab, mit der die beschädigten Fasern nachwachsen. Dieses Wachstum ist zeitlich begrenzt, sodass meist nur kurze Distanzen überwunden werden können. Verletzungen in Beinen und Armen hinterlassen daher oft dauerhafte Schäden und führen zu neuropathischen Schmerzen. Die Forschung zielt darauf ab, Therapien zu entwickeln, die das Wachstum der Nervenfasern beschleunigen. Trotz intensiver weltweiter Bemühungen gibt es solche Therapien bisher jedoch nicht.

Die Forscher fanden heraus, dass das axonale Wachstum bei Neugeborenen fast doppelt so hoch ist wie bei Erwachsenen. Grund dafür sind optimal tyrosinierte Mikrotubuli.

Neue Erkenntnisse zur Beschleunigung des Nervenwachstums

In der Studie der Uniklinik Köln zur Nervenregeneration nutzten die Wissenschaftler einen Inhaltsstoff aus dem Mutterkraut, Parthenolid, um die Vasohibine zu hemmen. Dadurch glich sich das Gleichgewicht der Mikrotubuli bei erwachsenen Tieren dem von Neugeborenen an. Dies führte zu einer deutlichen Beschleunigung der axonalen Regeneration bei adulten Nervenzellen. Parthenolid wurde täglich intravenös verabreicht und beschleunigte den Heilungsprozess geschädigter Nerven bei Tieren.

Prof. Fischer erklärte in einer Pressemitteilung: „Versuche an menschlichen Nervenzellen haben bereits eine regenerationsfördernde Wirkung gezeigt. Bis der Wirkstoff allerdings in der Therapie Verwendung finden kann, sind noch weitere Untersuchungen in klinischen Studien notwendig.“

Neuer Wirkstoff aus Benediktenkraut

Zusätzlich untersuchte das Kölner Forschungsteam einen weiteren vielversprechenden Wirkstoff aus dem Benediktenkraut, Cnicin. Diese Pflanze wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze zum Beispiel bei Verdauungsbeschwerden in Form von Tee genutzt. In einer Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Millionen Euro gefördert wurde, konnte nachgewiesen werden, dass Cnicin das Faserwachstum von verschiedenen Nervenzellen deutlich beschleunigt.

Der Nachweis zur axonalen Regeneration gelang an menschlichen Nervenzellen, die aus gespendeten Netzhäuten von Patienten gewonnen wurden. In Tiermodellen zeigten Lähmungen und Taubheitsgefühl nach Nervenschädigung eine schnellere Besserung nach der Gabe von Cnicin.

Vorteile und Herausforderungen von Cnicin

Prof. Fischer hob in einer Pressemitteilung der Uni Köln hervor: „Cnicin gelangt nach oraler Gabe ins Blut. Es muss nicht gespritzt werden.“ Dies stellt einen entscheidenden Vorteil dar. Die richtige Dosis sei jedoch sehr wichtig, da Cnicin nur in einem bestimmten Dosis-Fenster wirksam ist. Zu niedrige oder zu hohe Dosen seien unwirksam. Daher müssten unbedingt weiterführende klinische Studien am Menschen durchgeführt werden.

Was du dir merken solltest:

  • Ein Kölner Forschungsteam der Uniklinik Köln untersuchte Proteine und pflanzliche Inhaltsstoffe, die die Nervenregeneration deutlich beschleunigen könnten.
  • Parthenolid aus dem Mutterkraut und Cnicin aus dem Benediktenkraut zeigten in Tiermodellen und bei menschlichen Zellen vielversprechende Ergebnisse zur Beschleunigung des Nervenwachstums.
  • Diese Wirkstoffe könnten künftig neue Therapien für Patienten mit Nervenschäden ermöglichen, benötigen jedoch noch weitere klinische Studien zur Bestätigung ihrer Wirksamkeit.

Bild: © 阿橋 HQ via Wikimedia unter CC BY-SA 2.0

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