Placebos helfen gegen PMS – auch wenn Patientinnen davon wissen

Viele Frauen leiden unter PMS. Eine Basler Studie zeigt: Scheinmedikamente können die Schmerzen lindern.

Studie: Placebos helfen gegen PMS

Eine Studie zeigt verblüffende Wirkung von Placebos bei heftigen PMS-Symptomen. © Pexels

Bauchschmerzen, Übelkeit, schlechte Laune: Viele Frauen fühlen sich in den Tagen vor ihrer Periode wie ausgewechselt. Fast jede Zweite leidet am prämenstruellen Syndrom, kurz PMS. Medikamente helfen oft nicht oder verursachen unangenehme Nebenwirkungen. Jetzt zeigt eine neue Studie: Placebos – also Tabletten ganz ohne Wirkstoff – können die Beschwerden lindern. Und zwar sogar dann, wenn die Frauen wissen, dass sie ein Scheinmedikament einnehmen.

Wissenschaftler der Universität Basel haben diesen ungewöhnlichen Effekt untersucht. Ihre Ergebnisse zeigen, dass nicht nur die Tablette selbst wirkt – sondern auch die Art, wie sie verabreicht wird.

150 Frauen nehmen freiwillig ein Scheinmedikament

Für die Studie suchte das Forschungsteam 150 Frauen zwischen 18 und 45 Jahren. Alle hatten mittelschwere bis starke PMS-Beschwerden. Viele dieser Frauen litten regelmäßig an Schmerzen, Stimmungstiefs, Schlafproblemen oder Gereiztheit. Um die Wirkung von Placebos zu testen, teilten die Forscher die Teilnehmerinnen in drei Gruppen ein.

Die erste Gruppe setzte ihre bisherige Behandlung einfach fort – mit Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln oder ohne alles. Die beiden anderen Gruppen nahmen täglich eine Placebo-Tablette. Diese enthielt keinen Wirkstoff. Wichtig: Die Frauen wussten genau, dass sie ein Scheinpräparat einnahmen – sogenannte Open-Label-Placebos (OLP).

Aufklärungsgespräch verstärkt die Wirkung deutlich

Ein Teil der Placebo-Gruppe bekam das Mittel einfach so. Der andere Teil erhielt vorher ein ausführliches Gespräch. Dabei erklärten die Forscher, wie Placebos wirken können – auch ohne Wirkstoff. Denn unser Gehirn ist daran gewöhnt, dass eine Tablette Linderung bringt. Genau diesen Lerneffekt macht sich die Placebo-Behandlung zunutze.

Die Ergebnisse überraschten selbst die Forscher der Universität Basel. Die Symptome besserten sich in allen Gruppen – am stärksten jedoch bei den Frauen, die die Placebo-Tablette plus Gespräch erhalten hatten.

Mit derart großen Effekten haben wir nicht gerechnet.

Studienleiterin Dr. Antje Frey Nascimento

Symptome gingen bei vielen deutlich zurück

Frauen, die das Placebo mit Erklärung einnahmen, berichteten von bis zu 80 Prozent weniger Beschwerden. Aber auch ohne Gespräch zeigten die Scheinmedikamente Wirkung. Am wenigsten veränderte sich bei jenen, die ihre bisherige Behandlung unverändert weiterführten.

Ein möglicher Grund: Die Frauen fühlten sich durch das persönliche Gespräch ernst genommen. Die Forscher vermuten, dass dadurch das Vertrauen in den eigenen Körper gestärkt wurde. Wer sich verstanden fühlt, spürt oft auch mehr Kontrolle über das eigene Wohlbefinden – ein Gefühl, das in der Medizin als „Selbstwirksamkeit“ bekannt ist.

Placebos kommen ohne Nebenwirkungen aus

Im Gegensatz zu herkömmlichen Medikamenten haben Placebos keine Nebenwirkungen. Viele Mittel gegen PMS – etwa hormonelle Präparate oder Antidepressiva – können dagegen selbst Probleme verursachen. Häufige Beschwerden sind Übelkeit, Gewichtszunahme oder Müdigkeit. Wer schwanger werden möchte, kann hormonelle Medikamente oft nicht einsetzen.

Placebos können den Forschern zufolge eine verträgliche Alternative bieten. Wichtig ist dabei die Offenheit: Frauen müssen wissen, dass sie ein Scheinpräparat einnehmen – und warum es trotzdem helfen kann.

Noch nicht in der Praxis angekommen

Aktuell kommen solche offenen Placebo-Behandlungen vor allem in der Forschung zum Einsatz. In Arztpraxen oder Kliniken werden sie noch kaum verwendet. Es fehlen klare gesetzliche Regeln und praktische Erfahrungen.

Trotzdem wächst das Interesse. Die Forscher aus Basel wollen weitere Studien starten, etwa bei anderen chronischen Beschwerden. Denn die bisherigen Ergebnisse zeigen: Auch ohne Wirkstoff kann eine Tablette wirken – wenn der Mensch dahinter sich verstanden fühlt.

Kurz zusammengefasst:

  • Offen verabreichte Placebos – also Tabletten ohne Wirkstoff, bei denen die Patientinnen wissen, dass sie wirkungslos sind – können PMS-Beschwerden deutlich lindern.
  • Besonders wirksam sind sie, wenn Ärzte zuvor erklären, wie der Placebo-Effekt funktioniert.
  • Die Behandlung wirkt ohne Nebenwirkungen und stärkt das Gefühl, dem eigenen Körper vertrauen zu können.

Übrigens: Rund acht Prozent aller menstruierenden Personen leiden unter einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Was dahinter steckt, erklärt unser Artikel.

Bild: © Pexels

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