PFAS: Wie gefährliche Chemikalien das Gehirn beeinflussen und Böden kontaminieren

PFAS sind schwer abbaubare und potenziell gefährliche Chemikalien. Einer Studie zufolge können sie die Entwicklung des Gehirn beeinflussen.

In der Schweiz wurde fünf landwirtschaftlichen Betrieben der Verkauf von Rindfleisch verboten, da dieses zu starke Konzentrationen von PFAS enthielt: Die Chemikalien werden als Gesundheitsrisiko eingestuft. © Pexels

PFAS, auch bekannt als Ewigkeitschemikalien, rücken immer stärker in den Fokus der Forschung: Eine Studie hat nun herausgefunden, dass einige dieser Chemikalien das Verhalten und die Gehirnentwicklung des Menschen beeinflussen könnten.

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (kurz PFAS) sind eine Gruppe chemisch hergestellter Verbindungen. Diese sind nur schwer abbaubar und werden aus diesem Grund auch Ewigkeitschemikalien genannt. PFAS sind in der Industrie oft aufgrund ihrer fett-, schmutz- und wasserabweisenden Wirkung begehrt. Laut der deutschen Verbraucherzentrale können beschichtetes Kochgeschirr, Zahnseide und Kosmetika diese Stoffe enthalten.

Ihre Hartnäckigkeit wird aber auch zum Problem. Da sie kaum abgebaut werden können, reichern sie sich mit der Zeit in der Umwelt und im Körper an. Wissenschaftler untersuchen daher vermehrt die Gesundheitsrisiken dieser Substanzen. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig kommt zu dem Ergebnis, dass sich PFAS auf die Gehirnentwicklung auswirken kann, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtet.

Verhaltensänderungen bei Zebrafischlarven

In ihrer Untersuchung setzten die Forscher Zebrafischlarven PFAS aus, da diese genetisch dem Menschen ähneln. Sie beobachteten, dass die Tiere nach Kontakt mit den Chemikalien Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität zeigten. Besonders auffällig waren diese Symptome bei Larven, die PFOS ausgesetzt wurden – einer Substanz, deren Produktion inzwischen eingestellt wurde, die aber weiterhin in der Umwelt nachweisbar ist.

Die für diese Verhaltensänderung verantwortlichen Gene konnten ebenfalls identifiziert werden. „Da diese Gene auch beim Menschen vorkommen“, so Toxikologin Tamara Tal vom UFZ, „ist es möglich, dass diese PFAS auch beim Menschen entsprechende Wirkungen haben.“

Belastung durch PFAS in der Landwirtschaft

Die Gefahren von Ewigkeitschemikalien zeigen sich bereits in der Landwirtschaft: Wie das Schweizer Radio und Fernsehen (SFR) berichtet, hat die Schweiz fünf Bauernbetrieben im Kanton St. Gallen den Verkauf von Rindfleisch untersagt, da es zu stark mit PFAS kontaminiert war. Die Behörden schätzen, dass die betroffenen Tiere die Chemikalien über ihr Futter aufgenommen haben. Vermutlich wurde mit Ewigkeitschemikalien belasteter Klärschlamm zum Düngen der Felder und Wiesen verwendet.

Wenn mit PFAS belastetes Abwasser aus Industriebetrieben in Kläranlagen landet, kann es im Klärschlamm stecken bleiben und sich dort anreichern. Die Verwendung von Klärschlamm als Dünger wurde in der Schweiz 2006 verboten, doch Spuren der Chemikalien lassen sich noch immer nachweisen. In Süddeutschland ereignete sich der Fall, dass PFAS-belastetes Papier kompostiert und über Jahre auf die Felder verteilt wurde. Die Landwirte müssen ihre Ernten nun auf PFAS testen lassen, um die Lebensmittel überhaupt verkaufen zu dürfen.

Herausforderung: Grenzwerte für PFAS

Martin Scheringer von der ETH Zürich wurde vom Bundesamt für Umwelt der Schweiz damit beauftragt, Grenzwerte für PFAS in Böden vorzuschlagen. Das sei jedoch „erstaunlich kompliziert“, gibt er zu bedenken. Der Grenzwert müsse niedrig genug sein, um die Gesundheit zu schützen, dürfe aber auch nicht die bereits vorhandene Hintergrundbelastung überschreiten. Für die betroffenen Landwirte hat die Höhe des Grenzwerts nämlich enorme wirtschaftliche Auswirkungen.

Was du dir merken solltest:

  • PFAS, schwer abbaubare Chemikalien, können laut einer Studie des UFZ Gene beeinflussen, die das Verhalten und die Gehirnentwicklung steuern.
  • Diese Ewigkeitschemikalien reichern sich in der Umwelt und im Körper an und sind in vielen Alltagsprodukten enthalten.
  • Grenzwerte für PFAS in landwirtschaftlich genutzten Böden sind schwer festzulegen, da die Hintergrundbelastung bereits hoch ist.

Bild: © Pexels

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