Fit im Kopf: Warum die Gehirnalterung bei manchen Menschen langsamer verläuft

Forschungen zeigen, dass der Lebensstil die Alterung des Gehirns beeinflusst. Faktoren wie Bewegung und Zweisprachigkeit fördern die kognitive Gesundheit im Alter.

Körperliche Aktivität, geistige Beschäftigung und eine gesunde Lebensweise können das Gehirn länger jung halten und das Risiko für kognitive Einbußen mindern. © Vecteezy

Körperliche Aktivität, geistige Beschäftigung und eine gesunde Lebensweise können das Gehirn länger jung halten und das Risiko für kognitive Einbußen mindern. © Vecteezy

Forscher haben einen tieferen Einblick in die Faktoren gewonnen, die die Alterung des Gehirns beeinflussen können. Dabei zeigt sich, dass Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Vermeidung von Tabak, das Sprechen einer zweiten Sprache oder das Spielen eines Musikinstruments mit einem gesünderen kognitiven Altern verbunden sein können. Ein umfassender Übersichtsartikel in der Fachzeitschrift Genomic Psychiatry beschreibt, dass Unterschiede in den kognitiven Fähigkeiten im Alter teils auf die geistige Leistungsfähigkeit im Kindesalter zurückzuführen sein könnten.

Die Ergebnisse stammen aus den Lothian Birth Cohorts, einer Langzeitstudie in Schottland. Laut dieser Studie sind etwa die Hälfte der Unterschiede in der kognitiven Alterung bereits in der Kindheit vorhanden gewesen. Dr. Simon Cox, Direktor der Lothian Birth Cohort Studies, betonte jedoch gegenüber CNN, dass auch der Lebensstil eine wichtige Rolle spiele. „Aktiv und geistig beschäftigt zu bleiben, niedrige Gefäßrisikofaktoren wie niedriger Blutdruck oder geringes Körpergewicht zu haben und musikalische Aktivitäten oder das Sprechen einer Zweitsprache könnten positive Effekte haben“, erklärte Cox laut CNN.

Lebensstil als entscheidender Faktor

Cox fasst das Konzept unter dem Motto „Minimale Gewinne, kein Allheilmittel“ zusammen – kleine, aber viele Faktoren könnten das Risiko für kognitives Altern verringern. Zusammen könnten diese Lebensstilfaktoren laut Cox „etwa 20 Prozent“ der Unterschiede im kognitiven Abbau zwischen 70 und 82 Jahren erklären.

Die Lothian Birth Cohorts sammelten Daten von zwei Gruppen älterer schottischer Erwachsener, die 1921 und 1936 geboren wurden. Beide Gruppen führten im Alter von 11 Jahren einen kognitiven Test durch und wurden im höheren Alter regelmäßig in den Bereichen Gedächtnis und kognitive Fitness getestet. Die Teilnehmer wurden mit 73 Jahren mittels MRT untersucht. Die Unterschiede in den Gehirnscans der 73-Jährigen sind laut Cox beeindruckend. „Einige Gehirne sahen perfekt gesund aus, als wären sie die von 30- oder 40-Jährigen“, sagte Cox. Andere hingegen wiesen deutliche Schrumpfungen und Schäden in der weißen Substanz des Gehirns auf, was oft mit kognitivem Abbau und Demenz assoziiert sei.

Weiße Substanz im Gehirn und seine Rolle

Weiße Substanz im Gehirn bildet die Verbindungen zwischen den Nervenzellen und dem Nervensystem. Dieses Gewebe sorgt dafür, dass verschiedene Regionen des Gehirns über Nervenimpulse miteinander kommunizieren. Schäden an diesem weißen Gewebe können dazu führen, dass das Gehirn Informationen langsamer verarbeitet. Insgesamt, so betonte Cox, zeige die Studie, dass ein gesundes Gehirn im Alter von 73 Jahren durchaus möglich sei. „Es ist faszinierend zu erforschen, was die wenigen Glücklichen auszeichnet, die in diesem Alter noch ein so gesundes Gehirn haben.“

Die sogenannte Gruppe der „kognitiven Super-Ager“ ist bekannt für die Fähigkeit, auch im hohen Alter ein Gedächtnis zu haben, das dem von 20 bis 30 Jahre jüngeren Menschen gleicht. Cox erklärte, dass die Merkmale des Alterns im Gehirn nicht bei allen Menschen gleichermaßen auftreten. Er untersucht derzeit, ob verschiedene Kombinationen von Gehirnalterungsmerkmalen mit spezifischen Risikofaktoren zusammenhängen könnten.

Weitere Risikofaktoren und präventive Maßnahmen

Der Alterungsprozess des Gehirns wird durch zahlreiche Lebensstilfaktoren beeinflusst. Schlechter Schlaf und psychische Probleme wie Depressionen gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz. Regelmäßige Bewegung, zum Beispiel durch dreimal wöchentliches Gehen oder Radfahren, könne laut einer Studie von 2018 die Denkfähigkeit verbessern. Auch eine herzgesunde Ernährung und tägliche Meditation können das Altern des Gehirns verlangsamen.

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Forscher haben das Tool „Brain Care Score“ entwickelt, das helfen soll, das Demenz- und Schlaganfallrisiko zu beurteilen. Die 21-Punkte-Bewertung basiert auf 12 gesundheitsrelevanten Faktoren wie Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin, BMI, Ernährung, Alkohol- und Tabakkonsum, Schlaf, Stress und sozialen Beziehungen. Personen mit einem hohen Score haben laut der „Brain Care Score“-Studie ein geringeres Risiko für Demenz oder Schlaganfall im späteren Leben.

Regelmäßige Gesundheitschecks sind wichtig

Dr. Richard Isaacson, Experte für Neurodegenerative Krankheiten und nicht an der Studie beteiligt, erklärte gegenüber CNN, wie wichtig regelmäßige Gesundheitsüberprüfungen seien. „Diese Faktoren verursachen vielleicht nicht direkt Alzheimer, aber sie können das kognitive Altern beschleunigen“, so Isaacson. „Es ist essenziell, den Blutdruck zu überwachen und auch die Blutzucker- und Cholesterinwerte zu kennen.“ Isaacson hebt zudem die Bedeutung der Knochengesundheit und Muskelkraft hervor, die ebenfalls wichtige Indikatoren für die kognitive Gesundheit darstellen.

Was du dir merken solltest:

  • Regelmäßige Bewegung, mentale Aktivitäten und ein gesunder Lebensstil können die Alterung des Gehirns verlangsamen und das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen reduzieren. 
  • Studien zeigen, dass die Gehirnalterung teils auf frühe Lebensjahre zurückgeht, jedoch im Alter durch positive Lebensstilfaktoren beeinflusst werden kann. 
  • Besonders die Kombination aus körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung und sozialen Kontakten wirkt sich positiv auf die kognitive Gesundheit aus.

Übrigens: Eine neue Studie zeigt, dass hoher Kaffeekonsum den geistigen Abbau im Alter beschleunigen und das Demenzrisiko erhöhen kann. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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