Ernährung bei Diabetes – So helfen Intervallfasten, Low Carb und vegane Kost wirklich
Die richtige Ernährung senkt Blutzucker, verbessert Fettwerte und schützt bei Diabetes vor Herz- und Nierenschäden.

Pflanzenbasierte Ernährung kann laut DDZ das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herz- oder Nierenschäden bei Diabetes deutlich senken. © Unsplash
Wer an Diabetes erkrankt, sucht oft nach einer Ernährung, die den Blutzucker stabil hält und Spätfolgen verringert. Diät-Trends gibt es viele: Intervallfasten, Low Carb oder vegane Kost. Doch wie wirksam sind sie wirklich? Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf hat genau das untersucht und zeigt: Alle drei Ernährungsformen können helfen – aber nur, wenn sie zur jeweiligen Lebenssituation passen und fachlich begleitet werden.
Ernährung hat großen Einfluss auf den Verlauf von Diabetes
Die richtige Ernährung wirkt direkt auf zentrale Stoffwechselwerte wie Blutzucker, Insulinempfindlichkeit und Blutfette. Wer dauerhaft unausgewogen isst, riskiert Herz- oder Nierenschäden. Umgekehrt kann eine angepasste Ernährung diese Risiken deutlich senken.
„Gerade weil die Ernährung so wichtig ist, lohnt es sich, Ernährungstrends nicht blind zu folgen, sondern die verschiedenen Ansätze genau zu betrachten – und zwar auf Basis wissenschaftlicher Daten“, sagt Dr. Sabrina Schlesinger vom DDZ.
Intervallfasten – effektiv, aber nicht für jeden
Beim Intervallfasten wird nur in bestimmten Zeitfenstern gegessen – zum Beispiel beim 16:8-Modell, bei dem 16 Stunden lang gefastet und acht Stunden gegessen wird. Alternativen sind die 5:2-Diät mit zwei Tagen stark reduzierter Kalorienzufuhr oder das Alternate-Day-Fasting, bei dem Fasten- und Esstage wechseln.
Kurzfristig kann Intervallfasten helfen, Gewicht zu verlieren, die Insulinwirkung zu verbessern und den Langzeitblutzucker zu senken. Vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes profitieren davon.
Langfristig unterscheiden sich die Ergebnisse aber kaum von einer regulären, kalorienbewussten Ernährung. „Jede extreme Diät oder Ernährungsänderung kann riskant sein. So kann Intervallfasten bei Menschen mit Diabetes, die Insulin spritzen oder bestimmte Medikamente einnehmen, zu Unterzuckerungen führen“, warnt Prof. Michael Roden vom DDZ.
Low Carb – weniger Zucker, mehr Kontrolle
Low Carb bedeutet, deutlich weniger Kohlenhydrate zu essen. Der Körper nutzt stattdessen vermehrt Fett als Energiequelle. Dadurch entstehen weniger Blutzuckerspitzen, der Stoffwechsel stabilisiert sich.
Für Betroffene von Typ-2-Diabetes ist das besonders sinnvoll: Der Blutzucker sinkt, das Gewicht ebenfalls. Auch die Blutfettwerte verbessern sich. Langfristig ähneln die Effekte jedoch denen anderer Diäten.
Bei Typ-1-Diabetes ist besondere Vorsicht geboten. Wenig Kohlenhydrate können gefährlich werden. Eine solche Ernährung sollte deshalb nur mit ärztlicher Unterstützung erfolgen. Auch die Wahl der Fettquellen ist wichtig: Pflanzliche Fette wie Olivenöl oder Nüsse gelten als gesünder als tierische Fette, die das Herz stärker belasten.
Vegan – wirksam, aber nicht ohne Planung
Wer sich vegan ernährt, nimmt meist viele Ballaststoffe und wenig gesättigte Fette auf. Das wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel aus. Studien zeigen: Eine pflanzliche Ernährung kann den Blutzucker, den Blutdruck und die Blutfettwerte senken.
Allerdings erfordert diese Ernährung eine genaue Planung. Es können Mängel an Vitamin B12, Eisen, Jod, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Calcium auftreten.
„Vitamin B12 muss ergänzt werden; zudem besteht bei Jod, Eisen, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und Calcium ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung“, erklärt Dr. Janett Barbaresko vom DDZ. Sie empfiehlt: Auch eine pflanzenbetonte Mischkost ohne vollständigen Verzicht auf tierische Produkte kann ähnliche Vorteile bringen.
Drei Ernährungsformen im Überblick
Ernährungsweise | Vorteile | Risiken / Einschränkungen |
---|---|---|
Intervallfasten | – Kann Gewicht senken – Bessert Insulinsensitivität – Senkt Langzeitblutzucker | – Gefahr von Unterzuckerungen bei medikamentöser Behandlung – Keine langfristigen Vorteile gegenüber normaler Kalorienreduktion |
Low Carb | – Weniger Blutzuckerspitzen – Stabilere Werte – Verbesserte Blutfettwerte | – Nicht für Typ-1-Diabetes ohne ärztliche Kontrolle – Tierische Fette können Risiko für Herzkrankheiten erhöhen |
Vegan | – Reich an Ballaststoffen – Senkt Blutdruck, Blutzucker und Blutfette | – Mangelrisiko bei B12, Eisen, Jod, Vitamin D, Omega-3 und Calcium – Sorgfältige Planung nötig |
Pflanzenbasierte Kost senkt das Sterberisiko
Eine Beobachtungsstudie des DDZ zeigt: Menschen mit Typ-2-Diabetes, die viele pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkorn, Hülsenfrüchte und Nüsse essen, leben im Schnitt länger. Entscheidend ist nicht der völlige Fleischverzicht, sondern die Qualität der Ernährung. Diese Form der Kost entlastet Blutzucker, Herz und Nieren – allesamt besonders sensible Bereiche bei Diabetes.
Drei Empfehlungen aus der Forschung:
- Anpassen statt kopieren: Keine Diät passt für alle. Der individuelle Alltag und gesundheitliche Voraussetzungen müssen berücksichtigt werden.
- Langfristig denken: Wer seine Ernährung dauerhaft umstellt, erzielt nachhaltigere Erfolge als mit kurzfristigen Diätphasen.
- Lebensmittelqualität zählt: Frische, pflanzliche und möglichst unverarbeitete Lebensmittel wirken sich am besten auf den Stoffwechsel aus.
„Bei strengen Ernährungsformen besteht die Gefahr, dass diese schnell abgebrochen werden. Wichtiger ist, dass man Veränderungen langfristig durchhält und sich realistische Ziele setzt“, sagt Dr. Schlesinger.
Kurz zusammengefasst:
- Eine ausgewogene Ernährung bleibt der wichtigste Faktor bei Diabetes. Sie beeinflusst Blutzucker, Insulinsensitivität und Blutfettwerte – und kann Folgeerkrankungen wie Herz- oder Nierenschäden vorbeugen, wenn sie langfristig und individuell angepasst wird.
- Trend-Diäten wie Intervallfasten, Low Carb oder vegan helfen nur unter bestimmten Bedingungen. Sie können kurzfristig positive Effekte haben, bergen aber Risiken wie Unterzuckerung oder Nährstoffmangel, wenn sie ohne ärztliche Begleitung durchgeführt werden.
- Entscheidend ist die Qualität der Lebensmittel, nicht der Trend. Pflanzliche, ballaststoffreiche Kost mit viel Gemüse, Vollkorn und Hülsenfrüchten senkt laut Deutschem Diabetes-Zentrum das Risiko für Folgeerkrankungen und unterstützt eine stabile Gesundheit.
Übrigens: Nicht nur das Herz profitiert vom mediterranen Lebensstil – auch die Augen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass frisches Gemüse, Fisch und Olivenöl helfen können, Netzhautschäden im Alter zu verhindern. Mehr dazu in unserem Artikel.
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