Wenn Ehrgeiz unglücklich macht: Wann es besser ist, ein Ziel aufzugeben

Zu viele Ziele können überfordern und stressen. Wer bewusst loslässt, gewinnt mehr Lebensqualität.

Manchmal ist es klüger, ein Ziel loszulassen. © Pxhere

Manchmal ist es klüger, ein Ziel loszulassen. © Pxhere

Nicht alles, was wir uns einmal vorgenommen haben, ist für immer sinnvoll. Manchmal kann es sogar schädlich sein, an einem falschen Ehrgeiz festzuhalten und ein Ziel zu verfolgen, das uns keine Freude mehr bereitet. Doch das Eingeständnis, dass etwas nicht mehr passt, fällt vielen schwer. Warum ist das so? Und wie erkennt man, wann loslassen die bessere Wahl ist? Die Psychologie beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema und liefert klare Antworten.

Warum wir lernen, niemals aufzugeben

Von klein auf wird uns beigebracht, dass Durchhaltevermögen eine Tugend ist. „Wenn du scheiterst, versuche es erneut“ – diesen Leitsatz hören viele bereits in der Schule oder im Elternhaus. Durchhaltevermögen ist wichtig, um Ziele zu erreichen, Prüfungen zu bestehen oder beruflich erfolgreich zu sein.

Doch manchmal wird dieses Prinzip übertrieben. Einige Menschen fühlen sich verpflichtet, alles zu Ende zu bringen – selbst wenn es sie belastet. Ein Beispiel: Ein Buch, das man einmal angefangen hat, muss auch zu Ende gelesen werden, egal wie langweilig es ist. In Psychology Today schildert die Autorin Vanessa LoBue, wie sie sich zwei Jahre lang durch ein über 1000-seitiges Buch kämpfte – allein, weil es als Meisterwerk galt. Während sie Seite um Seite durchhielt, geriet das Wesentliche in den Hintergrund: Lesen sollte eigentlich Freude bereiten.

Innere Motivation macht den Unterschied

Laut LoBue sind Menschen erfolgreicher, wenn sie ihre Ziele aus eigenem Antrieb verfolgen. Wer ein Ziel aus echtem Interesse verfolgt – etwa weil es ihn glücklich macht oder ihm persönlich wichtig ist – hält länger durch.

Anders ist es bei Zielen, die nur aus äußeren Gründen verfolgt werden. Wenn jemand beispielsweise eine Sprache lernt, nur um Anerkennung zu bekommen oder einem gesellschaftlichen Trend zu folgen, fehlt oft die echte Begeisterung. Solche Ziele werden häufiger abgebrochen – oder zur reinen Pflicht. Das gilt auch in anderen Bereichen des Lebens: Eine Beziehung funktioniert besser, wenn sich beide freiwillig dafür einsetzen. Auch eine gesunde Ernährung fällt leichter, wenn sie aus persönlicher Überzeugung kommt und nicht nur wegen äußerem Druck.

Wann ist es Zeit, loszulassen?

Nicht jedes Ziel, das schwer zu erreichen ist, lohnt sich. Manchmal geraten Menschen in eine sogenannte „Action Crisis“ – eine innere Krise, in der sie sich fragen, ob ihr Ziel noch Sinn ergibt. Das kann passieren, wenn man sich ein Ziel gesetzt hat, das irgendwann nicht mehr wichtig erscheint oder kaum noch erreichbar ist.

Hier hilft es, sich zu fragen: Will ich das wirklich? Oder halte ich nur aus Gewohnheit daran fest? Menschen, die sich bewusst gegen ein altes Ziel entscheiden, erleben oft Erleichterung. Wer hingegen nur aus Angst vor der Meinung anderer loslässt, hat oft Schuldgefühle. Laut Psychology Today haben bewusste Entscheidungen für oder gegen ein Ziel Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Zu viele Ziele können belasten

Viele Menschen halten an ihren Vorhaben fest, selbst wenn diese längst keinen Wert mehr haben. Doch sich an zu viele Ziele zu klammern, kann Stress verursachen und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Besonders Erwachsene mit Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen erleben oft, dass sie sich zu viel aufladen.

Eine hilfreiche Methode ist, sich eine Liste zu machen, und zwar nicht mit neuen Zielen, sondern mit Dingen, die bewusst losgelassen werden. Das kann eine Serie sein, die keinen Spaß mehr macht, ein Hobby, das mehr Stress als Freude bringt, oder eine Aktivität, die nur noch aus Pflichtgefühl ausgeübt wird. So entsteht mehr Raum für wirklich wichtige Dinge.

Kurz zusammengefasst:

  • Loslassen ist manchmal wichtiger als Durchhalten. Psychologische Studien zeigen, dass nicht jedes Ziel dauerhaft sinnvoll bleibt – besonders dann, wenn es keine Freude mehr bereitet oder nur aus Pflichtgefühl verfolgt wird.
  • Innere Motivation entscheidet über langfristigen Erfolg. Menschen bleiben eher bei Zielen, die ihnen persönlich wichtig sind, während rein äußerer Druck oft zu Stress oder einem frühen Abbruch führt.
  • Bewusstes Aufgeben kann entlasten. Wer sich fragt, ob ein Ziel noch sinnvoll ist, kann durch eine bewusste Entscheidung zum Loslassen mehr Zufriedenheit und innere Ruhe gewinnen.

Bild: © Pxhere

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