Studenten riskieren mehr: Dating-Apps fördern gefährliches sexuelles Verhalten
Eine neue Studie zeigt, wie Dating-Apps unter Studierenden riskantes Sexualverhalten und Infektionen begünstigen.
Dating-Apps gehören für viele Studenten längst zum Alltag. Doch eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Frontiers in Reproductive Health, zeigt, dass die Nutzung dieser Apps mit riskanten sexuellen Verhaltensweisen verknüpft sein könnte. Studierende, die regelmäßig Dating-Apps nutzen, haben laut den Ergebnissen häufiger ungeschützten Geschlechtsverkehr und mehr Sexualpartner, was das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen (STIs) und HIV erhöht.
„Die Nutzung von Dating-Apps unter Studenten ist mit einem Anstieg ungeschützter sexueller Aktivitäten und einer höheren Anzahl von Sexualpartnern verbunden“, erklärte Dr. Jaquetta Reeves, die Hauptautorin der Studie, in einer Pressemitteilung. Reeves ist Assistenzprofessorin am College of Nursing and Health Innovation der University of Texas in Arlington und leitete die Untersuchung.
Mehr Partner, mehr Risiko: Was die Studie enthüllt
Die Forscher führten die Untersuchung im Jahr 2022 durch. Insgesamt nahmen 122 Studierende aus dem Norden von Texas im Alter von 19 bis 35 Jahren anonym an einer Online-Befragung teil. Ziel war es, die Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Dating-Apps und dem sexuellen Verhalten zu untersuchen.
Die Befragung umfasste Fragen zur Nutzung von Dating-Apps, zur Anzahl der Sexualpartner, zur Verwendung von Kondomen sowie zu früheren Tests auf HIV oder andere STIs. Zusätzlich fragten die Forscher, ob die Teilnehmer ihre Sexualpartner über Dating-Apps kennengelernt hatten – sei es für feste Beziehungen, „Freundschaften Plus“ oder unverbindliche Treffen.
Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede zwischen denjenigen, die Dating-Apps nutzten, und denjenigen, die dies nicht taten. Studierende mit mehr als einem Sexualpartner in den letzten zwölf Monaten nutzten 2,2-mal häufiger Dating-Apps.
Wer nutzt Dating-Apps? Eine Analyse nach Geschlecht und Herkunft
Die Ergebnisse deuteten auch auf Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen der Teilnehmer hin. Männer nutzten Dating-Apps deutlich häufiger (64 Prozent) als Frauen (33 Prozent). Weiße Studierende griffen mit 47 Prozent ebenfalls häufiger auf die Apps zurück als schwarze Teilnehmer (12 Prozent). Auch die sexuelle Orientierung spielte eine Rolle: 86 Prozent der Dating-App-Nutzer identifizierten sich als heterosexuell, während 14 Prozent sich als homosexuell oder lesbisch einstuften.
Besonders auffällig war, dass Studierende, die ihre ersten sexuellen Erfahrungen zwischen 16 und 19 Jahren gemacht hatten, 1,5-mal wahrscheinlicher Nutzer von Dating-Apps waren als solche, die erst mit 20 Jahren oder später sexuell aktiv wurden.
Ungeschützter Sex und Tests: Ein Teufelskreis entsteht
Die Forscher untersuchten auch das Schutzverhalten der Studierenden. Bei vaginalem und oralem Geschlechtsverkehr gab es keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit der Kondomnutzung zwischen den Gruppen. Allerdings zeigte sich beim Analverkehr, dass regelmäßige Kondomnutzung die Wahrscheinlichkeit, Dating-Apps zu nutzen, leicht erhöhte (1,1-fach).
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Ein weiterer wichtiger Befund war der Zusammenhang zwischen der Nutzung von Campus-Kliniken und Dating-Apps. Studenten, die sich bereits auf STIs oder HIV testen ließen, nutzten Dating-Apps 1,8-mal häufiger als diejenigen, die nie getestet wurden. Ebenso waren Studierende mit einem positiven Testergebnis 1,3-mal wahrscheinlicher App-Nutzer.
Riskantes Verhalten verstärkt sich gegenseitig
Die Forscher vermuten, dass es sich um eine wechselseitige Beziehung handelt.
Dating-Apps erleichtern es, lockere Partner zu finden, was riskante Verhaltensweisen wie unregelmäßigen Kondomgebrauch fördern kann.
Dr. Jaquetta Reeves
Gleichzeitig könnten Menschen, die bereits risikoreiche sexuelle Praktiken anwenden, gezielt Dating-Apps nutzen, um Gleichgesinnte zu treffen.
Dieser gegenseitige Einfluss könnte laut der Studie eine Art Teufelskreis erzeugen: Apps bieten eine Plattform für unverbindliche Kontakte, was zu riskanterem Verhalten führt. Diese Verhaltensweisen verstärken wiederum die Nutzung der Apps, um neue Partner zu finden.
Mit Technologie gegen die Gesundheitsrisiken
Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, schlagen die Forscher gezielte Maßnahmen vor. „Sexuelle Gesundheitsinterventionen sollten sich darauf konzentrieren, Bildung über sichere Sexualpraktiken direkt in die Apps zu integrieren“, so Reeves. Sie empfiehlt außerdem Kampagnen, die Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen, um sicherere Verhaltensnormen zu fördern.
Technologie könnte ebenfalls genutzt werden, um regelmäßige Erinnerungen an HIV- und STI-Tests zu senden oder Betroffene über mögliche Kontakte mit Infektionen zu benachrichtigen. Zudem sollte die Stigmatisierung von Gesprächen über sexuelle Gesundheit reduziert werden.
Was du dir merken solltest:
- Studenten, die Dating-Apps nutzen, zeigen häufiger riskantes Sexualverhalten, wie ungeschützten Geschlechtsverkehr und eine höhere Anzahl an Sexualpartnern, was das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen deutlich erhöht.
- Demografische Unterschiede sind klar erkennbar: Männer, weiße und heterosexuelle Studierende nutzen Dating-Apps häufiger, während frühe sexuelle Erfahrungen und Tests auf STIs die Nutzung zusätzlich begünstigen.
- Ein Teufelskreis aus Verhalten und App-Nutzung verstärkt die Risiken, daher empfehlen die Forscher, Aufklärung und Test-Erinnerungen direkt in die Apps zu integrieren, um die Gesundheit zu schützen.
Übrigens: Studien zeigen, dass Altersunterschiede Beziehungen beeinflussen. Kleine Unterschiede können Stabilität fördern, doch auch andere Faktoren sind entscheidend. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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