Gewalt im Fernsehen: Jahre später zeigt sich der gefährliche Einfluss auf Kinder

Früher Konsum von Gewalt im Fernsehen kann Kinder langfristig prägen. Eine Studie zeigt alarmierende Zusammenhänge mit aggressivem Verhalten.

Frühe Prägung: Gewalt im Fernsehen kann bei Vorschulkindern Auswirkungen bis ins Teenageralter haben. © Vecteezy

Frühe Prägung: Gewalt im Fernsehen kann bei Vorschulkindern Auswirkungen bis ins Teenageralter haben. © Vecteezy

Kinder, die in jungen Jahren Gewalt im Fernsehen sehen, entwickeln später im Leben ein erhöhtes Risiko für asoziales Verhalten. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie, die von Linda Pagani, Professorin an der School of Psychoeducation der Universität Montréal, geleitet wurde. Ihr Team untersuchte den Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber gewalttätigen Inhalten im Vorschulalter und problematischem Verhalten im Jugendalter – über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt.

Die Forscher analysierten Daten von fast 2.000 Kindern, die 1997 und 1998 in Kanada geboren wurden. Eltern berichteten, wie häufig ihre Kinder im Alter von 3,5 und 4,5 Jahren Gewalt im Fernsehen ausgesetzt waren. Als die Kinder 15 Jahre alt waren, gaben sie selbst Auskunft über ihr Verhalten.

Gewalt im Fernsehen – Langfristige Folgen für Kinder untersucht

Die Studie zeigte, dass Jungen, die früh Gewalt im Fernsehen gesehen hatten, im Teenageralter signifikant häufiger aggressives Verhalten zeigten. Dazu zählten körperliche Angriffe, Bedrohungen und sogar der Gebrauch von Waffen. Auch Verhaltensweisen wie Stehlen und das Teilnehmen an Gruppenkämpfen traten häufiger auf. „Für Jungen konnte ein klarer Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalttätiger Inhalte im Vorschulalter und späterem aggressivem Verhalten nachgewiesen werden“, so Pagani.

Interessanterweise wurden bei Mädchen keine vergleichbaren Effekte festgestellt. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Jungen generell häufiger solchen Inhalten ausgesetzt sind und Gewalt in den Medien oft männliche Charaktere zeigt, die für aggressive Taten belohnt werden.

Gewalt als Unterhaltungsform

Die Studie definierte Bildschirmgewalt als Inhalte, die physische, verbale oder relationale Aggressionen zeigen und darauf abzielen, anderen bewusst zu schaden. Kinder fühlen sich besonders von rasanten, actiongeladenen Szenen angezogen, in denen „Sympathieträger wie Superhelden aggressive Handlungen ausführen und dafür belohnt werden“, heißt es in der Studie. Solche Inhalte erhöhen laut den Forschern die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder wiederholt Gewalt konsumieren.

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Laut den Forschern wurden alternative Faktoren wie familiäre Verhältnisse und individuelle Eigenschaften in die Analyse einbezogen, um möglichst präzise Ergebnisse zu erzielen. Pagani erklärte: „Wir wollten so genau wie möglich verstehen, wie stark die frühe Exposition gegenüber Mediengewalt das Verhalten im Jugendalter beeinflusst.“

Eltern und Gesellschaft in der Verantwortung

Die Ergebnisse der Studie, die auch Beiträge von Forschern aus den USA und Italien einbezieht, verdeutlichen die wichtige Rolle von Eltern und der Gesellschaft. Pagani forderte, dass öffentliche Kampagnen Eltern über die langfristigen Risiken von Bildschirmgewalt aufklären. „Unsere Untersuchung liefert überzeugende Beweise dafür, dass Mediengewalt in der frühen Kindheit ernste und langfristige Konsequenzen haben kann, insbesondere für Jungen“, sagte sie. „Eltern und die Gesellschaft können durch bewusste Entscheidungen dazu beitragen, spätere Probleme zu minimieren.“

Was du dir merken solltest:

  • Kinder, die schon im Vorschulalter Gewalt im Fernsehen sehen, tragen die Folgen oft bis ins Teenageralter.
  • Besonders bei Jungen steigt das Risiko für Aggressionen, Bedrohungen und sogar kriminelle Verhaltensweisen deutlich an.
  • Eltern können mit einer bewussten Medienauswahl langfristige Schäden verhindern und Kinder besser schützen.

Übrigens: Zu viel Bildschirmzeit schadet Kindern auch auf emotionaler Ebene. Intensiver Konsum von Tablet und Co. im Kleinkindalter kann langfristig die Fähigkeit zur Emotionsregulation beeinträchtigen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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