Einhörner-Krise in China: Wie Präsident Xi die Start-up-Landschaft retten will

Chinas Präsident Xi zeigt sich besorgt über die abnehmende Zahl der Einhörner, der hoch bewerteten Start-ups. Seine Sorge ist berechtigt.

China Einhörner

Xi Jinping will von Chinas Unternehmen wissen, warum die Zahl der chinesischen Einhörner zurückgegangen ist. © Wikimedia

Chinas Präsident Xi Jinping, der sich plötzlich um die Start-up-Landschaft des Landes sorgt, steht vor dem Problem einer sinkenden Zahl innovativer Jungunternehmen. „Was ist der Hauptgrund für den Rückgang unserer Einhörner“, fragte Xi Jinping, wie das Parteimedium „Renmin Ribao“ berichtete. Einhörner sind junge Unternehmen, die von ihren Investoren mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet werden und nicht an der Börse notiert sind. Hat Xi Angst um die Innovationsfähigkeit der chinesischen Unternehmen?

Einblicke in die derzeitige Lage

Die Zahl der Einhörner in China ist im Vergleich zu US-amerikanischen Einhörnern signifikant zurückgegangen. 2019 hatten 206 chinesische Start-ups diese Schwelle überschritten, im Jahr 2024 waren es 340. In den USA waren es hingegen 703, wie aus dem Global Unicorn Index des Hurun Research Institute hervorgeht. Der Hurun Global Unicorn Index, der seit dem Jahr 2000 veröffentlicht wird, listet die wertvollsten Start-ups weltweit. Obwohl sich unter den Top 5 gleich drei chinesische Schwergewichte finden, stehen diese Zahlen für einen drastischen Rückgang. Die USA haben China in der Entwicklung hoch bewerteter Start-ups überholt.

Staatliche Initiativen und Pläne

In Anbetracht dieser Entwicklung sind die obersten Führungskräfte Chinas bestrebt, die Unterstützung für heimische Unternehmen zu verstärken. Bei einem seltenen Treffen mit Unternehmern fragte Xi nach den Gründen für den Rückgang und signalisierte damit staatliche Unterstützungsbereitschaft. „Jetzt, da der Präsident seine Besorgnis geäußert hat, denke ich, dass der Staat seine Unterstützung verstärken wird“, erklärte Xin Qiang, Professor am Institut für Internationale Studien der Fudan-Universität in Shanghai laut der South China Morning Post.

Förderung von Langfrist-Investments

Erst kürzlich rief Chinas Politbüro zu einer erhöhten Bereitstellung von sogenanntem „Patient Capital“ (dem geduldigen Kapital) auf. Das sind Finanzmittel, die auf Langfristigkeit und höhere Risikobereitschaft ausgerichtet sind, um aufstrebende Industrien zu unterstützen. China hat laut dem Bericht von SCMP zudem seinen dritten staatlich unterstützten Investitionsfonds mit einem Kapital von 344 Milliarden Yuan (etwa 46 Milliarden US-Dollar) eingerichtet, um seine Halbleiterindustrie zu fördern. 

Übrigens: Den Begriff „Patient Capital“ prägte der amerikanische Autor Stephen B. Kaplan. Hier mehr zum Nachlesen.

Analyse der technologischen Landschaft

Trotz dieser Bemühungen bleibt die technologische Landschaft in China herausfordernd. „Das technologische Umfeld in China ist nicht länger ein sicherer Hafen für innovative Köpfe“, bemerkte James Zimmerman, Partner bei der internationalen Anwaltskanzlei Perkins Coie in Peking. Die Politikverschiebungen der letzten Jahre und die intensivierende geopolitische Konkurrenz haben das Wachstum der Einhörner in China verlangsamt.

Chinas Risikokapital in der Krise: Handelskonflikte verschärfen Probleme

Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erlebt die Risikokapitalbranche in China eine tiefe Krise. Handelskonflikte mit den USA haben dazu geführt, dass sich viele internationale Investoren zurückgezogen haben, was den Einfluss staatlicher Fonds verstärkt hat. Diese Entwicklung bringt jedoch Probleme mit sich, erläutert der Investor Robert Wu. Er kritisiert, dass staatlichen Investoren oft das Geld, die Professionalität und die Erfahrung fehlen. Sie agieren ähnlich wie Banken, verlangen ständig neue Nachweise von den Unternehmern und sind unflexibel bei der Risikobereitschaft, was die Unternehmer voll für die Investitionen haften lässt. Wu warnt, dass dies zum Niedergang der Risikokapitalbranche in China führt.

Die von Präsident Xi eingeführten regulatorischen Maßnahmen während der Corona-Krise haben das Vertrauen in die Regierung landesweit untergraben. Viele Kapitalgeber sind dadurch verunsichert und leiden unter den bürokratischen Eingriffen gegen große Tech-Unternehmen wie Alibaba und deren Gründer Jack Ma.

Reaktion der Investoren und Start-ups

Start-ups und Investoren beobachten die Entwicklungen genau. „Es gibt jetzt eine Präferenz unter Investoren für kurzfristige, schnell Geld bringende Projekte, was ich für schädlich für die Entwicklung von Wissenschaft und Technologie halte“, erklärte Qiu Yufeng, Mitbegründer des Robotik-Start-ups Zorpia Robot in Hangzhou. Die Schaffung eines förderlichen Umfelds für langfristige Investitionen bleibt entscheidend für die Innovationskraft und technologische Selbstständigkeit Chinas.

Die Staatsmedien, darunter People’s Daily, haben nicht berichtet, ob es Antworten auf die Fragen von Präsident Xi bei dem Symposium gab, stellt die unabhängige chinesische Plattform China Digital Times aus dem kalifornischen Berkeley fest. Die Plattform vermutet die große Angst der Unternehmer, erst größere Investitionen zu tätigen, um anschließend verstaatlich zu werden.

Was du dir merken solltest:

  • Seit 2019 hat sich die Anzahl der Einhörner in China, Start-ups mit einer Bewertung über einer Milliarde US-Dollar, stark reduziert. Die Zahl lag bei 340, während die USA auf 703 anstiegen.
  • Aufgrund des Rückgangs hat Präsident Xi Jinping eine Erhöhung der staatlichen Unterstützung angekündigt, einschließlich neuer staatlicher Fonds und der Förderung von langfristig orientiertem Kapital.
  • Die Risikokapitalbranche in China steht vor Herausforderungen durch geopolitische Spannungen und politische Unsicherheiten, was eine strategische Neuausrichtung zur Förderung der Innovationskraft erfordert.

Bild: © FISU via Wikimedia unter CC3-Lizenz

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