Mehr Schutz oder weniger Privatsphäre? Neue Technik überwacht Mitarbeiter den ganzen Tag
Eine neue Überwachungstechnologie soll Büroangestellte den ganzen Tag filmen, um die Cybersicherheit zu erhöhen. Kritiker warnen vor immensen Eingriffen in die Privatsphäre.
Büroangestellte könnten bald den ganzen Tag an ihren Arbeitsplätzen von Kameras gefilmt werden. Entwickler arbeiten an einer Software, die Mitarbeiter kontinuierlich am Arbeitsplatz überwacht, um die Cybersicherheit zu verbessern und sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zugang zu sensiblen Daten haben. Laut Metro könnte diese Technologie sogar in Echtzeit die Emotionen der Nutzer verfolgen. Bei Anzeichen von Müdigkeit oder Stress könnte die Software vorschlagen, eine Pause einzulegen.
BT testet die Technologie für kontinuierliche Authentifizierung
BT (British Telecommunications) testet diese Software bereits am Adastral Park in Ipswich. Das Projekt befindet sich noch in der „Proof of Concept“-Phase. Auf dem jährlichen Cybersicherheitsfestival präsentierte BT die Technologie, und einige Teams könnten bereits nächsten Monat (Oktober 2024) mit der Testphase beginnen. Anders als herkömmliche Gesichtserkennung, die nur beim Einloggen verwendet wird, überwacht diese Software den Nutzer kontinuierlich per Webcam und überprüft, ob die Gesichtsdaten übereinstimmen.
Ben Owen, ein ehemaliger Geheimdienstoffizier, erklärte auf dem Festival, dass Unternehmen diese Technologie einsetzen können, um sich gegen immer raffiniertere Cyberkriminelle zu schützen. Wenn ein Laptop gestohlen wird, bleibt der Zugriff auf sensible Systeme gesperrt, solange die biometrischen Daten nicht übereinstimmen.
Mitarbeiter könnten sich durch ständige Überwachung unwohl fühlen
Viele Mitarbeiter könnten sich unwohl fühlen, den ganzen Tag überwacht zu werden. Selbst wenn die Aufnahmen nicht an Vorgesetzte weitergeleitet werden, bleibt das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, bestehen. Laut Metro kritisierte eine Gewerkschaft, dass die Überwachung die Mitarbeiter wie „potenzielle Kriminelle“ behandle und ihre Privatsphäre verletze.
Auch die emotionale Erkennungstechnologie steht in der Kritik. 2022 warnte das Information Commissioners Office (ICO), dass emotionale Analyse zu Fehlurteilen und Diskriminierung führen könnte. Susannah Copson von der Organisation Big Brother Watch äußerte gegenüber Metro, dass diese Technologie ernsthafte rechtliche Probleme aufwerfe und die Rechte der Arbeitnehmer gefährde.
Chefs riskieren, die Datenschutzrechte ihrer Mitarbeiter zu verletzen, wenn sie aufdringliche Überwachungstechnologien unter dem Vorwand von „Effizienz“ oder „Bequemlichkeit“ einsetzen.
Susannah Copson
BT setzt auf Cybersicherheit
BT legt jedoch den Schwerpunkt auf die Verbesserung der Cybersicherheit. Ein Sprecher von BT erklärte, dass Cyberangriffe immer häufiger und raffinierter werden: „Cyberangriffe auf unser Netzwerk nehmen schnell zu, und die Angriffsarten entwickeln sich rasant weiter. Daher liegt ein besonderer Fokus des Teams darauf, Lösungen zu finden, um diesen neuen Bedrohungen voraus zu sein und unsere Kunden zu schützen.“
Die neue Software soll sicherstellen, dass nur berechtigte Nutzer Zugriff haben. Sie soll Unbefugten den Zugang zu gesperrten Systemen verwehren. Die Technologie befindet sich noch in der Entwicklung, und BT prüft, wie sie in Zukunft kommerzialisiert werden könnte.
Was du dir merken solltest:
- Eine neue Gesichtserkennungssoftware überwacht Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz kontinuierlich per Webcam, um die Cybersicherheit zu erhöhen und unbefugten Zugriff zu verhindern.
- Die Technologie testet BT derzeit in Ipswich, um zu prüfen, wie sie für den Schutz sensibler Daten genutzt werden kann.
- Kritik besteht hinsichtlich der Privatsphäre der Mitarbeiter und der emotionalen Erkennung, da Fehlurteile und Diskriminierung befürchtet werden.
Übrigens: Über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer möchte weniger arbeiten. Viele sind sogar bereit, auf Gehalt zu verzichten. Warum das so ist, erfährst du in unserem Artikel.
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