„Rückkehr ins Büro“-Mandate: Fachkräfte kündigen reihenweise bei Apple, Microsoft und Space X

Studie zeigt: „return-to-office“-Mandate hatten bei mehreren Großkonzernen der Tech-Branche die Abwanderung leitender Angestellter zur Folge.

Rückkehr ins Büro

Die per Mandat angeordnete Rückkehr vieler Beschäftigter in die Büros könnte Tech-Unternehmen eine Stange Geld kosten. © Wikimedia

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Chicago und der Universität Michigan stellte fest, dass in den Monaten nach der Einführung sogenannter „return-to-office“-Mandate, also der Forderung nach der Rückkehr ins Büro, zunehmend leitende Angestellte Großkonzerne wie Apple, Microsoft und SpaceX verlassen haben – häufig um bei Konkurrenten anzufangen. Darüber berichtete unter anderem die Washington Post.

Als „return-to-office“-Mandat („Rückkehr ins Büro“-Mandate) werden in den USA Vorschriften von Unternehmen bezeichnet, die das Arbeiten aus dem Homeoffice entweder nur noch begrenzt erlauben oder komplett verbieten. Das Konzept, auch von zuhause aus arbeiten zu können, gewann während der Corona-Pandemie massiv an Zuspruch. Nachdem große Tech-Firmen ihre Angestellten wieder zurück in ihre Büros beordert haben, sank laut der Studie der Anteil leitender Mitarbeiter bei Microsoft um mehr als fünf Prozentpunkte, bei Apple um vier Prozentpunkte und bei SpaceX, wo eine vollständige Rückkehr erforderlich war, sogar um 15 Prozentpunkte. Die Autoren der Studie beriefen sich dabei auf Lebenslaufdaten, die das Unternehmen People Data Labs gesammelt hat. Mithilfe dieser Daten konnten die Autoren dann den Einfluss von „return-to-office“-Mandaten auf die Bewegung von Arbeitnehmern zwischen Unternehmen nachvollziehen.

Abwanderung von Schlüsselpersonal

„Wir sehen, dass erfahrene Mitarbeiter durch diese Politik dazu gebracht werden, anderswo zu arbeiten“, erklärte Austin Wright, Assistenzprofessor für öffentliche Politik an der Universität Chicago und einer der Autoren der Studie. Sein Kollege, David Van Dijcke von der Universität Michigan, ergänzte, dass besonders in der Technologiebranche die Diskussion über die Rückkehr ins Büro besonders intensiv sei.

Laut der Studie wechselten insbesondere hochrangige Mitarbeiter oft zu direkten Wettbewerbern. Hätte es diese Mandate nicht gegeben, wären sie womöglich länger geblieben. Hier stellt sich die Frage nach den möglichen langfristigen Folgen für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen.

Reaktionen der Unternehmen

Auf Nachfrage der Washington Post widersprachen mehrere der in dieser Studie genannten Unternehmen den Ergebnissen der Studie. „Unsere internen Daten stimmen nicht mit diesen Ergebnissen überein“, sagte zum Beispiel Amy Coleman von Microsoft. Das Unternehmen betone eine hybride Arbeitsplatzpolitik, die Flexibilität und verschiedene Arbeitsstile berücksichtige. Auch Apple kritisierte die Ergebnisse. „Die Studie zieht ungenaue Schlussfolgerungen und spiegelt nicht die Realitäten unseres Geschäfts wider“, so Sprecher Josh Rosenstock. Ihm zufolge befände sich die Fluktuation tatsächlich auf einem „historisch niedrigen Niveau“. SpaceX hingegen – das Unternehmen, das von allen am schwersten betroffen gewesen sein soll – gab zur Veröffentlichung des Washington-Post-Artikels noch kein Statement zu den Studienergebnissen ab.

Einfluss auf die Unternehmenskultur

Die Studie lässt darauf schließen, dass eine verpflichtende Rückkehr ins Büro mehr kosten könnte, als viele Unternehmen angenommen haben. Diese hohen Abwanderungsraten von Schlüsselpersonal sind nicht einfach zu handhaben und könnten langfristig negative Auswirkungen auf die Teammoral und Produktivität haben.

CEOs begründen den Rückruf in die Büros oft mit dem negativen Einfluss, den die Arbeit aus dem Homeoffice auf die Produktivität und Unternehmenskultur habe. So haben sich etwa bereits Sam Altman von OpenAI, Mark Zuckerberg von Meta und Elon Musk von Tesla gegen die Arbeit von zuhause ausgesprochen. Über Unternehmen, in denen die Arbeit aus dem Homeoffice gestattet ist, sagte Musk zum Beispiel:

Wann haben die zuletzt etwas tolles erfunden?

Quelle: Süddeutsche Zeitung

Die Debatte um „Rückkehr ins Büro“ geht weiter

In der Diskussion um eine Rückkehr ins Büro stehen sich weiterhin zwei Lager gegenüber. Eine Seite spricht sich dafür aus, weil auch der Leerstand von Gewerbeimmobilien, sogenannte „Zombie-Offices“, ein zunehmendes Problem darstellt. Büroauslastungsdaten, auf die sich auch die Washington Post bezogen hat, zeigen, dass die Präsenz in den Büros der größten Metropolregionen der USA seit Anfang 2023 hartnäckig bei etwa 50 Prozent des Vorpandemieniveaus liegt.

Was du dir merken solltest:

  • Nach der Einführung der „Rückkehr ins Büro“-Mandate bei führenden Tech-Unternehmen wie Apple, Microsoft und SpaceX stiegen die Abwanderungsraten von leitenden Angestellten deutlich an. Viele wechselten zu direkten Konkurrenten.
  • Die Studie der Universität Chicago und der Universität Michigan zeigt, dass solche Mandate die Verweildauer und Seniorität der Belegschaft negativ beeinflussen können. Unternehmen sollten vorsichtig sein bei der Gestaltung solcher Richtlinien.
  • Während Unternehmen wie Microsoft und Apple die Genauigkeit der Studienergebnisse in Frage stellen, bleibt die Diskussion um die Rückkehr ins Büro und ihre Auswirkungen auf die Arbeitskultur und Produktivität weiterhin ein zentrales Thema in der Tech-Branche.

Bild: SpaceX, CC0, via Wikimedia Commons

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