„Baum-Migration“ soll europäische Wälder retten

Die Wälder in Europa sollen durch klimaresiliente Baumarten aus trockeneren Regionen vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden.

Wälder Europa Klimawandel

Europäische Wälder sind vom Klimawandel besonders stark bedroht. © Pexels

Wissenschaftler schlagen vor, Wälder in Europa mit Baumarten aus trockeneren Klimazonen vor dem Klimawandel zu retten. Anstatt weiterhin auf heimische Baumarten wie Eiche, Fichte und Buche zu setzen, fordern sie eine gezielte „assistierte Baum-Migration“. Dabei sollen diese widerstandsfähigeren Baumarten gezielt in heimischen Wäldern angesiedelt werden, um sie besser gegen Trockenheit, Schädlinge und Krankheiten zu wappnen.

Eine Studie unter Beteiligung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme in Eberswalde untersucht die Belastungen der Wälder in Europa durch den Klimawandel. Die Forscher stellten fest, dass heimische Baumarten zunehmend unter Trockenheit und Schädlingsbefall leiden. Diese Baumarten kommen immer schlechter mit den durch den Klimawandel verschärften Bedingungen zurecht. Wälder spielen eine wichtige Rolle im Klimaschutz, weil sie CO2 aus der Atmosphäre binden. Doch dazu müssen sie widerstandsfähig bleiben.

Widerstandsfähige Bäume gegen den Klimawandel

Jürgen Bauhus, Professor für Waldbau und Waldschutz an der Universität Freiburg, sucht seit über 16 Jahren nach Baumarten, die dem Klimawandel besser standhalten. Er betont laut Tagesschau, dass nicht die Baumarten, die natürlicherweise in einem Gebiet vorkommen, am besten an die zukünftigen klimatischen Bedingungen angepasst sind. „Die heimischen Arten wie Fichte, Ahorn und Buche haben zunehmend Probleme mit der Wärme und Trockenheit“, erklärt Bauhus.

Nadelbäume, vor allem die Fichte, sind besonders stark betroffen. In Deutschland sind bereits über eine halbe Million Hektar an Fichtenwäldern verloren gegangen. Auch andere Nadelbäume wie die Weißtanne und Kiefer, die in gemischten Wäldern vorkommen, sterben großflächig ab. Bauhus fordert, Laubbäume zu pflanzen, um Nadelbäume zu ersetzen und die Wälder widerstandsfähiger zu machen.

Der Samen macht den Unterschied

Bauhus hebt die Bedeutung der Herkunft des Saatguts hervor. Er rät Forstbetrieben, Baumarten aus Regionen zu wählen, die bereits an Hitze und Trockenheit angepasst sind. Als Beispiel nennt er die Zerreiche aus dem Mittelmeerraum, die sich besser an die aktuellen klimatischen Bedingungen in Deutschland anpasst als die heimische Stieleiche. Doch administrative Hürden erschweren den Austausch von Saatgut zwischen verschiedenen europäischen Ländern.

Die Zerreiche aus dem Mittelmeerraum kann sich optimal an die Klimabedingungen in Deutschland anpassen. © Haeferl via Wikimedia unter CC BY 3.0

Hohe Kosten für Neupflanzungen

Bauhus weist darauf hin, dass die Pflanzung klimaresilienter Baumarten teuer ist. Die Kosten für die Pflanzung von etwa 5.000 Sämlingen pro Hektar können über 25.000 Euro betragen. Diese Summe umfasst neben den Sämlingen auch den Bau von Zäunen gegen Wildtiere und die Pflegekosten. Zudem gibt es oft nicht genug Saatgut, um den Bedarf zu decken.

Effiziente Pflanzmethoden

Um diese Herausforderungen zu meistern, schlägt Bauhus vor, Bäume in Clustern oder Trupps zu pflanzen, statt in herkömmlichen Reihen. Bei dieser Methode pflanzen Waldbesitzer kleine Gruppen von etwa 20 Bäumen im Abstand von zehn bis 15 Metern. Die restliche Fläche bleibt sich selbst überlassen. So kann sich ein vielfältiger Wald entwickeln, der widerstandsfähiger gegen den Klimawandel ist. Gleichzeitig benötigen Waldbesitzer nur ein Drittel bis ein Viertel des Pflanzmaterials im Vergleich zur konventionellen Pflanzung.

Waldumbau als dringende Aufgabe

Der schnelle Umbau der Wälder ist laut den Studienautoren notwendig, um ihre Funktion als Kohlenstoffsenke zu erhalten und den Klimawandel zu bekämpfen:

Es lohnt sich, Europas Wälder zu retten.

Der Umbau könnte entscheidend dazu beitragen, die Wälder auch für zukünftige Generationen zu bewahren. Die Idee der assistierten Baum-Migration wird nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa diskutiert. Die Einführung klimaresilienter Baumarten könnte ein wichtiger Schritt sein, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Was du dir merken solltest:

  • Wissenschaftler empfehlen die Einführung klimaresilienter Baumarten aus trockeneren Regionen in europäischen Wäldern, um diese besser gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen.
  • Heimische Baumarten wie Fichte und Buche leiden zunehmend unter Trockenheit und Schädlingsbefall, weshalb alternative Baumarten gezielt angesiedelt werden sollen.
  • Der schnelle Waldumbau, inklusive effizienter Pflanzmethoden und internationalem Saatgutaustausch, ist notwendig, um die Wälder als Kohlenstoffsenken zu erhalten und zukünftige Generationen zu schützen.

Bild: © Pexels

2 thoughts on “„Baum-Migration“ soll europäische Wälder retten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert