Ade Nachhaltigkeit: Schweden zerstört die letzten Urwälder Europas

Schweden zerstört seine letzten Urwälder für die Holzindustrie. Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung leiden, trotz Behauptungen von Nachhaltigkeit.

Schweden Urwälder

Die Abholzung der Urwälder in Schweden schreitet stetig voran (Symbolbild). © Vecteezy

Schweden präsentiert sich als nachhaltiges Land, doch die letzten Urwälder Europas werden dort abgeholzt. Dies geschieht auch wegen des globalen Verpackungsbedarfs. Sebastian Kirppu, Waldbiologe, erklärt, dass die schwedischen Urwälder eine besondere Artenvielfalt besitzen, die damit zerstört wird.

Kirppu sagt, dass 70 Prozent Schwedens von Wäldern bedeckt sind. Doch nur wenige davon seien noch echte Wälder. Viele sind zu Plantagen für die Holzindustrie geworden. Diese Monokulturen bieten keine Artenvielfalt mehr und sind anfälliger für Feuer und Schädlinge.

Forstwirtschaft setzt auf Kahlschlag

Im Gegensatz zu natürlichen Wäldern haben Plantagen keine Schutzmechanismen. Für ein gesundes Ökosystem brauche es viele unterschiedliche Baumarten und alte Bäume, betont Kirppu. Ältere Bäume können mehr Kohlenstoff binden, was sie zu wichtigen Kohlenstoffsenken macht.

Seit den 1950er Jahren wurden 60 Prozent der schwedischen Wälder abgeholzt. Jährlich werden über 300.000 Hektar kahlgeschlagen. Das Konzept der Forstwirtschaft besteht aus Kahlschlag, Vertikutieren und Neupflanzung von Bäumen. Für jeden gefällten Baum werden zwei bis drei neue gesetzt.

Kritik an Nachhaltigkeitsbehauptungen

Viveka Beckeman, Generaldirektorin des Verbands Skogs Industrierna, verteidigt das schwedische Forstmodell als nachhaltig. Es balanciere die Nutzung klimafreundlicher Produkte mit der Förderung der Artenvielfalt aus. Holz sei ein idealer Baustoff für eine fossilfreie Wirtschaft, sagt sie.

Daten widersprechen jedoch den Aussagen des Verbands. Laut der taz könnten die letzten europäischen Urwälder in Schweden bis 2070 verschwunden sein, wenn die Abholzung weitergeht. Ein Bericht der schwedischen Umweltschutzbehörde von 2021 zeigt einen erheblichen Rückgang der Kohlenstoffspeicherung.

Forderung nach Abholzungsstopp

Mitte Mai letzten Jahres (2023) lud die schwedische Regierung alle EU-Forstdirektoren nach Skellefteå ein. Nichtregierungsorganisationen und Medien waren ausgeschlossen. Greta Thunberg und andere Aktivisten nutzten dies, um vor Ort gegen die Forstwirtschaft zu protestieren. Sie forderten einen sofortigen Abholzungsstopp in Wäldern mit hohem Naturwert.

Brita-Stina Sjaggo, Rentierhirtin und Mitglied des indigenen Volkes der Samen, berichtet, dass die Forstwirtschaft die Landschaft zerstöre. Rentiere, die Flechten zum Überleben brauchen, finden immer weniger Nahrung.

Wenn selbst Rentiere hier nicht mehr überleben können, wer dann?

Brita-Stina Sjaggo,

Konflikte mit der indigenen Bevölkerung

Die UN und der Europarat haben Schweden mehrfach kritisiert, weil es die Rechte der indigenen Samen nicht ausreichend schützt. Schweden führte zusätzliche FSC-Zertifizierungen ein, um die Rechte der Samen zu berücksichtigen. Diese helfen den Samen jedoch kaum, so Sjaggo. Forstunternehmen würden Vereinbarungen nicht einhalten.

Die Nachfrage nach Holzprodukten sei durch das Onlineshopping während der Pandemie stark gestiegen. Nur ein kleiner Teil des Holzes wird für Möbel genutzt, der Großteil landet in Papierfabriken. Für Papierverpackungen, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen, stirbt jeweils ein Baum.

Nachhaltigkeit und Konsumverhalten

Greenpeace Schweden listet in einem Bericht Unternehmen auf, die für den Verpackungswahn verantwortlich sind. Darunter befinden sich große Player wie Amazon, Zalando und Nestlé. Der Waldbiologe Kirppu fordert einen Boykott von Produkten aus schwedischem Holz. Er fragt:

Was für eine Zukunft ist das, wenn wir die letzten Urwälder Europas abholzen?

Was du dir merken solltest:

  • Schweden bewirbt sich als nachhaltiges Land, jedoch werden dort die letzten Urwälder Europas für die Holzindustrie und den globalen Verpackungsbedarf zerstört, was die Artenvielfalt und Kohlenstoffspeicherung erheblich beeinträchtigt.
  • Trotz der Behauptungen der Forstwirtschaft, nachhaltig zu sein, zeigen Daten, dass die Abholzung der Urwälder weiter voranschreitet und sie bis 2070 vollständig verschwunden sein könnten, was zu Kritik und Protesten von Umweltaktivisten und der indigenen Bevölkerung führt.
  • Die steigende Nachfrage nach Holzprodukten, insbesondere für Verpackungen, wird von großen Unternehmen wie Amazon und Nestlé vorangetrieben, was zu einem Aufruf zum Boykott von schwedischem Holz führt, um die letzten Urwälder zu schützen.

Bild: © Vecteezy

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