Wer täglich Musik hört, bekommt seltener Demenz – Bildung wirkt dabei wie ein Verstärker

Ältere Menschen, die regelmäßig Musik hören, erkranken deutlich seltener an Demenz und zeigen bessere geistige Leistungen.

Musik stärkt das Gedächtnis – und senkt das Risiko für Demenz

Menschen über 70, die regelmäßig Musik hören, senken laut einer neuen Studie ihr Demenzrisiko um 39 Prozent und stärken zugleich ihre geistige Leistungsfähigkeit. © Freepik

Musik kann weit mehr als nur gute Laune machen. Eine Studie mit über 10.000 Menschen ab 70 Jahren zeigt: Wer regelmäßig Musik hört, entwickelt deutlich seltener eine Demenz. Experten sehen darin einen einfachen, aber wirkungsvollen Weg, um die geistige Gesundheit im Alter zu stärken.

Da in unserer alternden Gesellschaft bislang Heilmittel gegen Demenz fehlen, gewinnt die Suche nach wirksamer Prävention an Bedeutung. Musik könnte dabei eine überraschend starke Rolle spielen – sie aktiviert das Gehirn, fördert Erinnerungen und hält den Geist wach.

Regelmäßiges Hören senkt Demenz-Risiko deutlich

Ein Forschungsteam der Monash University nutzte Daten aus zwei großen Langzeitstudien – ASPREE („Aspirin in Reducing Events in the Elderly“) und ALSOP („ASPREE Longitudinal Study of Older Persons“). Beide erfassen seit Jahren, wie Lebensstil und Alltagsverhalten die Gesundheit im Alter beeinflussen. In die aktuelle Analyse flossen Daten von 10.893 Australiern ohne Demenzdiagnose ein. Die Ergebnisse sind eindeutig:

  • Wer regelmäßig Musik hörte, hatte ein 39 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken.
  • Das Risiko für leichte kognitive Einschränkungen lag 17 Prozent niedriger.

Selbst nach der Anpassung an Faktoren wie Alter, Geschlecht und Bildung blieb der Zusammenhang bestehen.

Aktives Musizieren verstärkt den Schutzeffekt

Auch das Spielen eines Instruments zeigte Wirkung. Menschen, die regelmäßig musizierten, hatten ein 35 Prozent niedrigeres Demenzrisiko. Besonders stark war der Effekt, wenn Hören und Spielen kombiniert wurden: Das Risiko sank um 33 Prozent für Demenz und um 22 Prozent für kognitive Beeinträchtigungen.

Zudem schnitten musikalisch aktive Menschen bei Gedächtnistests besser ab. Sie erinnerten sich an mehr Details und zeigten höhere Konzentrationsleistungen. Studienleiterin Emma Jaffa erklärt: „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Musikaktivitäten eine zugängliche Strategie sein könnten, um die kognitive Gesundheit älterer Erwachsener zu erhalten.“

Bildung verstärkt den Nutzen von Musik

Bildung wirkt dabei als Verstärker. Teilnehmer mit mehr als 16 Jahren Ausbildung profitierten am meisten. In dieser Gruppe war der Zusammenhang zwischen Musik und geistiger Fitness besonders deutlich. Bei mittlerer Bildung (12 bis 15 Jahre) war der Effekt schwächer.

Das eigene Wohlbefinden veränderte sich durch Musik kaum. Entscheidend war nicht, wie fit sich jemand fühlte, sondern wie gut die messbaren Testergebnisse ausfielen. Dennoch zeigte sich: Wer Musik regelmäßig in den Alltag einbindet, bleibt geistig wacher und konzentrierter.

Warum Musik das Gehirn aktiv hält

Musik beansprucht das Gehirn umfassend. Beim Hören werden Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Emotionen und Bewegung gleichzeitig aktiviert. Der Rhythmus trainiert die Reaktionsfähigkeit, Melodien rufen Erinnerungen hervor, Harmonien fordern Denkprozesse. Diese Kombination könnte erklären, warum Musik die geistige Leistungsfähigkeit erhält.

Laut Professorin Joanne Ryan ist Prävention entscheidend: „Da es keine Heilung für Demenz gibt, ist es wichtig, Strategien zu finden, die das Risiko senken oder den Ausbruch verzögern.“ Musik sei besonders geeignet, weil sie Freude bereite, leicht zugänglich sei und keine medizinische Betreuung erfordere.

Musik als einfache Prävention im Alltag

Musik ist eine der einfachsten Möglichkeiten, das Gehirn zu trainieren. Sie kostet nichts, lässt sich leicht in den Alltag einbauen und braucht keine Vorkenntnisse. Schon das tägliche Hören von Lieblingsliedern kann positive Effekte bringen. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit – ähnlich wie beim Sport. Zwei einfache Wege, Musik gezielt zu nutzen:

  • Bewusst hören: Täglich 20 Minuten Musik, die Emotionen auslöst oder Erinnerungen aktiviert.
  • Aktiv spielen: Ein Instrument üben oder im Chor mitsingen – das trainiert Motorik, Gedächtnis und soziale Interaktion.

Musik ersetzt keine Therapie, kann aber helfen, geistige Fähigkeiten länger zu erhalten.

Kurz zusammengefasst:

  • Regelmäßiges Musikhören kann das Demenzrisiko deutlich senken – laut einer australischen Studie um bis zu 39 Prozent bei Menschen über 70.
  • Menschen, die ein Instrument spielen und zusätzlich Musik hören, hatten ein um 33 Prozent geringeres Risiko, an Demenz zu erkranken.
  • Musik aktiviert gleichzeitig Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Emotionen – und wirkt damit wie ein leicht zugängliches Training für das Gehirn.

Übrigens: Einsamkeit in der Kindheit kann Spuren im Gehirn hinterlassen – wer ohne Freunde aufwächst, hat im Alter ein deutlich höheres Demenzrisiko. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Freepik

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