Wer im Alter Freunden hilft, lebt glücklicher – doch nicht jeder profitiert gleich
Freundschaft im Alter stärkt Körper und Geist. Eine Studie zeigt, warum Geben guttut und wer an seine Grenzen stößt.
Frauen finden Nähe oft im Gespräch, Männer eher im gemeinsamen Tun. Wer im Alter Freunden praktisch hilft, erlebt dabei mehr Freude und Zufriedenheit. © Freepik
Freundschaft bleibt auch im hohen Alter ein Anker im Alltag. Sie bringt Nähe, Halt und Freude und hebt die Stimmung, wenn sie aktiv gelebt wird. Wer einem Freund beim Einkaufen hilft, eine Mahlzeit vorbeibringt oder Zeit teilt, tut Gutes und stärkt das eigene Wohlbefinden. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, wie eng Geben und Stimmung zusammenhängen – und warum Männer anders reagieren als Frauen.
Die Studie entstand an der University of Michigan und erhielt Unterstützung vom National Institute on Aging. Befragt wurden 180 ältere Erwachsene in Texas, im Schnitt 74 Jahre alt, 57 Prozent davon Frauen. Über mehrere Tage meldeten die Teilnehmer in kurzen Abständen, wie sie sich fühlten und welche Unterstützung sie engen Freunden gaben. Das Ergebnis: Freundschaft im Alter wirkt – aber je nach Art der Hilfe unterschiedlich.
Praktische Hilfe tut besonders gut
Besonders positiv schnitt praktische Unterstützung ab. Wer Einkäufe übernahm, kochte oder im Haushalt zupackte, berichtete von besserer Stimmung am gleichen Tag. Solche Tätigkeiten bringen Bewegung, Kontakt und ein klares Ziel. Studienleiterin Crystal Ng erklärt: „Praktische Unterstützung ist oft mit körperlicher oder geistiger Aktivität verbunden – und das kann das Gefühl von Zweck und Nützlichkeit stärken.“
Die Beobachtung passt zum Alltag vieler Älterer. Wer etwas beiträgt, erlebt sich als aktiv, selbstbestimmt und gebraucht. Dieses Erleben stabilisiert das seelische Gleichgewicht und fördert soziale Teilhabe.
Freundschaft im Alter braucht Nähe – aber nicht jede Art
Anders fällt das Bild bei emotionaler Unterstützung aus. Gespräche über Sorgen, Trost und Empathie übernehmen Frauen häufiger. Sie fühlen sich danach meist gut. Männer gaben dagegen an, sich an solchen Tagen weniger positiv zu fühlen. „Emotionale Unterstützung für Freunde kann bei älteren Männern mit einer geringeren positiven Stimmung verbunden sein – möglicherweise, weil es ihnen schwerfällt, Empathie zu zeigen oder über Gefühle zu sprechen“, so Ng.
Viele Männer verbinden Hilfsbereitschaft mit Tun statt Reden. Persönliche Gespräche passen oft nicht zu gewohnten Rollenbildern. Das kann innere Spannung erzeugen, obwohl die Beziehung wichtig bleibt.
Männer reagieren anders auf emotionale Nähe
Die Daten zeigen klare Muster. Frauen pflegen Freundschaft häufig über Austausch und Gespräche. Männer erleben Nähe eher in gemeinsamen Aktivitäten. Praktische Hilfe fügt sich nahtlos in diesen Stil ein. Sie verlangt Einsatz und führt zu sichtbaren Ergebnissen. Genau das hebt die Laune.
Mangelnde Empathie ist nicht das Problem. Männer und Frauen haben einfach unterschiedliche Arten gelernt, Nähe zu zeigen. Wer seinen eigenen Weg findet, Freundschaft zu leben, fühlt sich dabei am wohlsten.
Aktiv helfen statt nur betreut werden
Viele ältere Menschen leisten selbst Unterstützung. Laut Ng leisten viele Ältere selbst Unterstützung – freiwillig und aktiv. Freundschaftliche Hilfe ist nicht mit familiären Pflichten zu verwechseln. Sie bleibt freiwillig und damit oft besonders motivierend.
Daraus lässt sich für Kommunen und Träger lernen. Programme, die Ältere befähigen, einander praktisch zu helfen, schaffen Verbindung und stärken das Wohlbefinden. Begegnungsorte und einfache Mitmachangebote sind dafür ideal.
Alltägliche Hilfe hält Freundschaft im Alter lebendig
Kleine Gesten genügen. Ein kurzer Botengang, eine Fahrt zur Apotheke, ein frisch gekochtes Gericht – all das verbindet und tut beiden Seiten gut. Für Männer eignen sich besonders handfeste Aufgaben oder gemeinsame Aktivitäten. Nützlich im Alltag ist:
- Praktische Hilfe anbieten: Fahrten, Einkäufe, kleine Reparaturen – überschaubar starten, regelmäßig wiederholen.
- Gemeinsame Aktivitäten planen: Spaziergänge, Spiele, Gartenarbeit oder Werkstattprojekte schaffen Nähe und Struktur.
So bleibt Freundschaft im Alter lebendig. Helfen verleiht dem Alltag Sinn, stärkt das Selbstvertrauen und sorgt oft schon unmittelbar für bessere Stimmung.
Kurz zusammengefasst:
- Praktische Hilfe im Alltag – etwa Einkäufe oder kleine Handgriffe – verbessert messbar die Stimmung älterer Menschen und stärkt ihr Gefühl von Sinn und Selbstwirksamkeit.
- Emotionale Unterstützung wirkt bei Frauen meist positiv, kann bei Männern jedoch kurzfristig Stress auslösen, weil Gespräche über Gefühle nicht zu ihrem gewohnten Rollenbild passen.
- Freundschaft im Alter bleibt ein wichtiger Gesundheitsfaktor: Freiwillige Hilfe schafft Nähe, stärkt soziale Bindungen und hält Geist und Seele aktiv.
Übrigens: Freundschaft wirkt nicht nur auf die Seele, sondern auch auf die Zellen. Wie enge soziale Beziehungen das biologische Altern verlangsamen und Entzündungen im Körper senken können – mehr dazu in unserem Artikel.
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