Ballaststoffe, Bohnen, Beeren: Pflanzliche Ernährung reduziert Sterberisiko bei Diabetes um 21 Prozent
Pflanzliche Ernährung kann bei Typ-2-Diabetes das Sterberisiko dank besserer Stoffwechselwerte um 21 Prozent senken.

Die Studie unterstreicht den Stellenwert eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Ernährungsberatung für Menschen mit Typ-2-Diabetes, der nicht nur auf Gewichtsmanagement, sondern auch auf die Förderung einer langfristig gesunden Lebensweise abzielt. © Unsplash
Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, früher zu sterben. Eine aktuelle Untersuchung liefert jetzt deutliche Hinweise, wie sich dieses Risiko senken lässt: Wer auf eine hochwertige pflanzliche Ernährung setzt, lebt länger.
Grundlage der Ergebnisse sind Daten von 4.829 Betroffenen aus der UK Biobank, die über mehr als elf Jahre beobachtet wurden. Die Studie entstand in Kooperation zwischen dem Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).
Pflanzliche Ernährung ist nicht in jedem Fall gesund
Im Beobachtungszeitraum starben 679 Teilnehmer. Besonders auffällig: Eine stark pflanzenbetonte Ernährung senkte das Sterberisiko um 21 Prozent im Vergleich zu Menschen, die weniger pflanzliche Lebensmittel aßen. Selbst kleine Verbesserungen lohnten sich. Pro fünf Punkte mehr auf dem pflanzenbasierten Ernährungsindex verlängerte sich die Überlebenszeit im Schnitt um einen Monat.
Nicht jede Form von pflanzlicher Ernährung schützt gleichermaßen. Wer zu Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen griff, hatte Vorteile. Wurde die Ernährung dagegen von Softdrinks, Weißmehl und frittierten Snacks bestimmt, stieg das Risiko um 24 Prozent. „Pflanzenbetont heißt also nicht automatisch gesünder. Wichtig ist, bewusst auf nährstoffreiche Lebensmittel zu setzen“, sagt Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie in Düsseldorf.
Beim wem pflanzliche Ernährung am meisten wirkt
Die Auswertung zeigt, dass bestimmte Gruppen besonders profitieren:
- Menschen mit erhöhtem HbA1c-Wert über 6,5 Prozent
- Personen mit größerem Taillenumfang (Frauen über 88 cm, Männer über 102 cm)
- Menschen, die schon in jungen Jahren an Diabetes erkrankten
- Personen mit längerer Krankheitsdauer
„Das deutet darauf hin, dass pflanzenbetonte Ernährungsformen besonders bei Menschen mit ungünstigen Stoffwechselwerten oder erhöhtem Risiko wirksam sind und einen wichtigen Beitrag zu einer personalisierten Ernährungsmedizin leisten können“, erklärt Sabrina Schlesinger vom DDZ.
Die Daten lassen auch erkennen, dass Frauen stärker von pflanzlicher Ernährung profitieren als Männer. Auch Betroffene mit einem höheren Einkommen zeigten deutliche Vorteile. Besonders auffällig war der Effekt bei Menschen europäischer Herkunft. Solche Unterschiede legen nahe, dass nicht alle Patientengruppen gleichermaßen reagieren.
Ernährung prägt maßgeblich den Krankheitsverlauf
Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickeln Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Durchschnitt rund 15 Jahre früher als Gesunde. Eine ausgewogene pflanzliche Ernährung kann diesen Verlauf deutlich abmildern. Ballaststoffe aus Vollkorn, Obst und Gemüse sorgen dafür, dass der Blutzucker langsamer ansteigt und die Zellen wieder besser auf Insulin reagieren. Gleichzeitig sinken entzündliche Prozesse im Körper, die das Herz zusätzlich belasten. Nüsse und Samen liefern wertvolle ungesättigte Fettsäuren, die Blutgefäße elastisch halten und Ablagerungen vorbeugen.
„Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes von einer pflanzenbetonten Ernährung profitieren können, vorausgesetzt, die Ernährung ist qualitativ hochwertig“, sagt Roden. Erstautorin Edyta Schaefer ergänzt: „Bisher gibt es für Menschen mit Diabetes vor allem allgemeine Ernährungsempfehlungen – personalisierte Empfehlungen wären daher ein neuer und vielversprechender Ansatz.“
Für Betroffene mit schlechter Blutzuckereinstellung könnte das künftig bedeuten, dass sie konkrete Ernährungsvorgaben bekommen, die genau auf ihren Stoffwechsel zugeschnitten sind.
An diesen Vorgaben kann man sich orientieren
Für viele Patienten ist die Frage entscheidend, wie sich das Wissen in den Alltag übertragen lässt. Die Ergebnisse sprechen für klare Regeln:
- Vollkorn statt Weißmehl
- Wasser oder ungesüßter Tee statt Softdrinks
- Hülsenfrüchte, Gemüse und Nüsse fest in den Speiseplan einbauen
- Frittierte Lebensmittel und süße Snacks reduzieren
So lassen sich die positiven Effekte einer pflanzlichen Ernährung ausschöpfen und das Risiko für schwere Folgeerkrankungen deutlich verringern.
Kurz zusammengefasst:
- Eine hochwertige pflanzliche Ernährung senkt bei Typ-2-Diabetes das Sterberisiko um 21 Prozent und verlängert die Lebenszeit.
- Besonders profitieren Menschen mit hohem HbA1c, größerem Taillenumfang, frühem Erkrankungsalter und längerer Krankheitsdauer.
- Ungesunde Pflanzenkost mit Softdrinks, Weißmehl und Snacks erhöht dagegen das Sterberisiko um 24 Prozent.
Übrigens: Diabetes greift nicht nur Blutgefäße und Hautnerven an, sondern schwächt auch direkt die Knochen. Neue Forschung zeigt, wie Nervenschäden Knochenschwund auslösen – mehr dazu in unserem Artikel.
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