Kaffeetrinker haben bessere Laune: Studie zeigt, wann der Muntermacher am stärksten wirkt

Kaffeetrinker berichten von besserer Laune: Besonders am Morgen hellt eine Tasse die Stimmung auf – bei Müdigkeit ist der Effekt am stärksten.

Kaffeetrinker haben bessere Laune – Studie zeigt stärksten Effekt

Eine Tasse Kaffee am Morgen: Studien zeigen, dass Kaffeetrinker danach oft bessere Laune haben. © Unsplash

Ein heißer Kaffee am Morgen gehört für viele so selbstverständlich zum Alltag wie das Zähneputzen. Schon nach dem ersten Schluck fühlen sich viele wacher, konzentrierter – und oft auch besser gelaunt. Eine neue Studie der Unis Bielefeld und Warwick bestätigt nun, dass sich die Stimmung nach Kaffee tatsächlich verbessert. Besonders in den ersten Stunden nach dem Aufstehen berichten Kaffeetrinker von besserer Laune.

Die Ergebnisse stammen aus zwei Langzeitstudien mit insgesamt mehr als 230 jungen Erwachsenen. Über mehrere Wochen hinweg hielten sie fest, ob sie in den letzten 90 Minuten Koffein konsumiert hatten – und wie sie sich fühlten. Fast 28.000 kurze Befragungen kamen so zusammen. Die Auswertung zeigt: Positive Gefühle wie Zufriedenheit, Enthusiasmus oder Glück nahmen messbar zu, sobald Kaffee im Spiel war.

Bessere Stimmung am Morgen

Der Effekt war am stärksten kurz nach dem Aufstehen. „Der Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und positivem Befinden war am stärksten innerhalb der ersten 2,5 Stunden nach dem Aufwachen“, schreiben die Forscher. Danach schwächte sich der Einfluss ab – nur am späten Abend zeigte sich noch einmal ein kleiner Anstieg.

Interessant: Ob jemand regelmäßig viel oder wenig Kaffee trank, spielte keine Rolle. Auch Schlafqualität, depressive Tendenzen oder Anzeichen von Koffeinabhängigkeit veränderten das Ergebnis nicht. „Der Zusammenhang zwischen Koffeinkonsum und positiven und negativen Emotionen war in all diesen Gruppen relativ ähnlich“, erklärt Justin Hachenberger von der Universität Bielefeld.

Müdigkeit verstärkt den Effekt des Muntermachers

Besonders auffällig: Wer sehr müde war, profitierte am stärksten. Koffein schien genau dann den größten Unterschied zu machen. Die Autoren schreiben: „Müdigkeit und soziale Situation beeinflussten diesen Zusammenhang.“

Denn auch das Umfeld spielte eine Rolle. Tranken die Teilnehmer Kaffee allein, berichteten sie von einem deutlich größeren Stimmungsaufschwung. In Gesellschaft fiel der Effekt schwächer aus – offenbar überlagern soziale Kontakte das, was das Koffein im Gehirn anstößt.

Kaffeetrinker berichten von besserer Laune

Die Forscher unterschieden außerdem zwischen positiven und negativen Gefühlen. Positive Emotionen wie Freude, Begeisterung oder Zufriedenheit nahmen nachweislich zu. Bei negativen Gefühlen wie Traurigkeit oder Ärger waren die Ergebnisse weniger eindeutig. In einer der beiden Studien sanken diese Werte, in der anderen zeigte sich kein Zusammenhang.

Damit deutet vieles darauf hin: Kaffee hellt die Stimmung eher auf, statt schlechte Gefühle zuverlässig zu dämpfen. Wer besorgt oder gestresst ist, erlebt also nicht automatisch eine Verbesserung – auch wenn die gute Laune insgesamt steigt.

Wie wirkt Kaffee auf unser Gehirn

Die Erklärung liegt im Gehirn. „Koffein wirkt, indem es Adenosin-Rezeptoren blockiert, was die Dopamin-Aktivität in wichtigen Hirnregionen erhöhen kann“, erläutert Anu Realo von der University of Warwick. Diese Rezeptoren signalisieren normalerweise Müdigkeit. Durch ihre Blockade steigt die Aktivität von Dopamin und Noradrenalin – Botenstoffe, die Wachheit, Motivation und gute Laune fördern.

Dieser Mechanismus erklärt auch, warum die Wirkung gerade am Morgen so deutlich spürbar ist: Nach einer Nacht ohne Koffein ist der Adenosin-Spiegel besonders hoch. Der erste Kaffee setzt hier an und sorgt für einen spürbaren Stimmungs- und Energiekick.

Ein weltweites Ritual

Die Ergebnisse passen zu einer Gewohnheit, die fast überall verbreitet ist. „Weltweit konsumieren etwa 80 Prozent der Erwachsenen koffeinhaltige Getränke“, betont Sakari Lemola von der Universität Bielefeld. Kaffee und Tee begleiten den Alltag seit Jahrhunderten. Selbst in der Natur lässt sich ein ähnliches Verhalten beobachten: Bienen bevorzugen Nektar von Pflanzen, die Koffein enthalten.

Für viele Menschen ist die Tasse am Morgen also nicht nur ein kulturelles Ritual, sondern auch ein biologisch wirksames Mittel, um in Schwung zu kommen.

Wann Koffein hilft – und wann es zur Belastung wird

Für den Alltag bedeutet das: Eine Tasse Kaffee kann die Stimmung messbar heben – und zwar unabhängig davon, wie viel jemand sonst trinkt. Besonders hilfreich ist der Effekt bei Müdigkeit oder in Phasen, in denen die Motivation fehlt.

Gleichzeitig warnen Experten vor möglichen Nachteilen. Wer zu viel Koffein konsumiert, riskiert Schlafprobleme, Nervosität oder Herzrasen. Abhängigkeit ist ebenfalls möglich. Schon moderate Entzugserscheinungen können morgens spürbar sein – etwa in Form von Kopfschmerzen oder Antriebslosigkeit.

Forscher weisen auf methodische Einschränkungen hin

Die Ergebnisse der Studie haben jedoch Grenzen. Untersucht wurden ausschließlich junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren, die meisten davon Frauen. Ob ältere Menschen die gleiche Wirkung erleben, bleibt offen. Zudem beruhen die Angaben auf Selbstauskünften – objektive Messungen gab es nicht.

Trotzdem liefert die Studie wertvolle Hinweise darauf, warum Kaffee für viele zum unverzichtbaren Start in den Tag gehört.

Kurz zusammengefasst:

  • Kaffeetrinker erleben bessere Laune vor allem in den ersten Stunden nach dem Aufwachen – unabhängig von der getrunkenen Menge.
  • Müdigkeit verstärkt den positiven Effekt, während negative Gefühle wie Traurigkeit oder Sorgen nur schwach beeinflusst werden.
  • Zu viel Kaffee kann Schlafprobleme, Nervosität und Abhängigkeit verursachen – daher gilt: wirksam, aber nur in Maßen gesund.

Übrigens: Kaffee hebt nicht nur die Stimmung, er kann laut neuer Analyse auch die gesunde Lebenszeit verlängern – im Schnitt um fast zwei Jahre. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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