Drei kurze Nächte reichen – So schnell leidet das Herz unter Schlafmangel
Schon drei Nächte mit wenig Schlaf verändern Blutwerte und erhöhen das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung – selbst bei jungen Menschen.

Drei Nächte mit wenig Schlaf genügen und das Blut sendet Warnsignale für Herzprobleme. © Freepik
Wer nachts regelmäßig zu wenig schläft, gefährdet seine Herzgesundheit. Doch wie schnell der Körper auf Schlafmangel reagiert, überrascht selbst erfahrene Mediziner. Eine neue Studie zeigt: Schon drei Nächte mit wenig Schlaf können das Blutbild so verändern, dass es Anzeichen für ein erhöhtes Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung enthält. Und das selbst bei jungen, gesunden Menschen.
Forscher der Universität Uppsala in Schweden haben herausgefunden, wie empfindlich unser Herz-Kreislauf-System auf Schlafentzug reagiert. Dabei untersuchten sie 16 gesunde Männer mit normalem Körpergewicht. Die Teilnehmer schliefen entweder drei Nächte lang jeweils 8,5 Stunden oder nur etwa 4,25 Stunden. Danach analysierten die Forscher Blutproben zu verschiedenen Tageszeiten – auch nach körperlicher Anstrengung.
Schon nach drei Nächten spielt das Blut verrückt
Bereits nach drei kurzen Nächten waren auffällige Unterschiede bei bestimmten Eiweißstoffen zu erkennen – Proteine, die direkt mit Entzündungen, Stressreaktionen und Herzerkrankungen zusammenhängen. Die Blutwerte von 16 dieser Proteine lagen bei Schlafmangel höher, bei neun waren sie niedriger als im ausgeschlafenen Zustand.
Das bedeutet: Selbst kurze Phasen mit zu wenig Schlaf reichen aus, um den Stoffwechsel messbar aus dem Gleichgewicht zu bringen. Und das, obwohl die Männer gesund und jung waren.
Entzündungswerte bleiben ohne Schlaf dauerhaft erhöht
Normalerweise sinken bestimmte Entzündungsmarker im Blut am Morgen. Genau das passierte aber nur bei den ausgeschlafenen Teilnehmern. Bei denen, die wenig schliefen, blieben diese Werte den ganzen Tag über hoch – ein Warnsignal für Mediziner. Die veränderten Blutwerte ähneln Mustern, die auch bei chronischen Entzündungen oder einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko auftreten. In der Studie heißt es:
Schon kurzzeitiger Schlafmangel kann ein Blutbild erzeugen, das mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist.
Sport hilft – aber nicht genug
Ein Teil der Studie war auch ein Belastungstest: Die Männer fuhren 30 Minuten lang Fahrrad. Danach nahmen die Forscher erneut Blut ab. Das Ergebnis war eindeutig: Bei ausgeschlafenen Männern stiegen die Werte von 46 Proteinen an, bei den übermüdeten waren es nur 18.
Klar ist: Bewegung bringt den Stoffwechsel in Schwung. Doch wer zu wenig schläft, profitiert viel weniger von sportlicher Aktivität.
Blutwerte hängen auch vom Tagesverlauf ab
Noch ein wichtiger Punkt: Die Uhrzeit der Blutabnahme spielt eine große Rolle. Viele Werte verändern sich im Tagesverlauf – das gilt besonders bei Schlafmangel. So fielen bei ausgeschlafenen Teilnehmern am Morgen bestimmte Werte stark ab, bei übermüdeten Teilnehmern blieben sie konstant hoch. Für Ärzte bedeutet das: Wann genau ein Blutbild gemacht wird, kann entscheidend sein – vor allem, wenn Patienten unter Schlafproblemen leiden.
Neben Schlaf – Diese acht Regeln senken das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
Die Ergebnisse stützen Empfehlungen der American Heart Association, die Schlaf bereits offiziell als einen der acht wichtigsten Faktoren für ein gesundes Herz nennt. Die acht Empfehlungen richten sich an alle Menschen und lassen sich gut in den Alltag integrieren. Wer sie beachtet, kann das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Demenz und andere chronische Krankheiten deutlich senken:
- Gesunde Ernährung: Am besten auf frische, unverarbeitete Lebensmittel setzen – also viel Gemüse, Obst, Vollkorn, Nüsse und pflanzliche Öle wie Oliven- oder Rapsöl.
- Regelmäßige Bewegung: Erwachsene sollten sich jede Woche mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv bewegen, etwa durch zügiges Gehen oder Radfahren. Für Kinder gelten 60 Minuten täglich als Richtwert.
- Tabakkonsum vermeiden: Rauchen, Dampfen und Passivrauchen belasten Herz und Gefäße massiv.
- Ausreichend schlafen: Erwachsene brauchen im Schnitt 7 bis 9 Stunden Schlaf pro Nacht.
- Gesundes Gewicht halten: Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt als günstig. Ein stabiles Körpergewicht entlastet Herz, Gefäße und Gelenke.
- Cholesterin kontrollieren: Wichtig ist vor allem das sogenannte Non-HDL-Cholesterin – also alle schädlichen Cholesterinarten zusammen.
- Blutzucker im Blick behalten: Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker kann Herz, Nieren, Augen und Nerven schädigen. Der Langzeitwert HbA1c eignet sich zur Einschätzung besonders gut.
- Blutdruck stabilisieren: Optimal sind Werte unter 120/80 mmHg. Bereits ab 130/80 mmHg steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich an.
Kurz zusammengefasst:
- Bereits drei Nächte mit stark verkürztem Schlaf reichen aus, um Entzündungswerte im Blut zu erhöhen und Proteine zu verändern, die mit einem höheren Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung in Verbindung stehen.
- Körperliche Aktivität bleibt zwar wichtig, kann die negativen Auswirkungen von Schlafmangel auf die Herzgesundheit jedoch nicht vollständig ausgleichen.
- Die American Heart Association empfiehlt deshalb acht konkrete Lebensstil-Faktoren – darunter ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und stabile Blutdruckwerte –, um das Herz langfristig zu schützen.
Übrigens: Schon eine späte Tasse Kaffee kann das Gehirn nachts in den Wachmodus versetzen – selbst wenn man schläft. Neue Erkenntnisse zeigen, wie stark Koffein die Erholung und Gedächtnisprozesse im Schlaf stört – mehr dazu in unserem Artikel.
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