Wie der Darm über Alzheimer, Diabetes und Hautprobleme entscheidet – und wie die richtige Ernährung hilft

Darmbakterien beeinflussen Gehirn, Haut und Stoffwechsel. Mit der richtigen Ernährung lassen sich Alzheimer, Diabetes und Hautkrankheiten vorbeugen.

Lebensmittel wie Bohnen, Zwiebeln und Süßkartoffeln sind wichtig für eine gesunde Darmflora. © Pexels

Lebensmittel wie Bohnen, Zwiebeln und Süßkartoffeln sind wichtig für eine gesunde Darmflora. © Pexels

Die Darmflora hat mehr Einfluss auf den Körper, als viele denken. Die winzigen Mikroorganismen im Verdauungstrakt beeinflussen nicht nur die Verdauung, sondern auch Haut, Gehirn, Immunsystem und das Herz-Kreislauf-System. Eine gestörte Balance der Darmbakterien – eine sogenannte Dysbiose – kann zu Krankheiten wie Diabetes, Herzproblemen oder Allergien führen. Aber mit der richtigen Ernährung lässt sich das Mikrobiom positiv beeinflussen. Dr. Michaela Axt-Gadermann, Professorin für Gesundheitsförderung, erklärt, warum ein ausgewogener Darm das Geheimnis für gesundes Altern sein könnte.

Warum Vielfalt im Darm so wichtig ist

Im Darm leben Milliarden von Bakterien. Wissenschaftler haben bisher rund 2.000 verschiedene Arten identifiziert, aber jeder Mensch trägt nur etwa 200 davon in sich – und das in ganz unterschiedlicher Zusammensetzung. Was beeinflusst die Zusammensetzung? Ernährung, Umwelt, Medikamente und sogar der enge Kontakt zu anderen Menschen – nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch im Freundeskreis – beeinflussen das Mikrobiom.

Diese Bakterien arbeiten im Körper als kleines Ökosystem: Sie produzieren Nährstoffe, helfen dem Immunsystem und kommunizieren mit anderen Organen. Doch wenn die Balance gestört wird – zum Beispiel durch eine unausgewogene Ernährung – kann das Mikrobiom Schaden nehmen. Laut der Pharmazeutischen Zeitung kann eine ballaststoffarme Ernährung dazu führen, dass die Vielfalt der Bakterien abnimmt. Das wiederum kann das Risiko für Gebrechlichkeit im Alter, Allergien oder sogar Alzheimer erhöhen.

So ernährt man sein Mikrobiom richtig

Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Darms. Eine pflanzenbasierte, ballaststoffreiche Kost ist besonders gut für die Darmbakterien. „Von allem etwas“ sei die beste Strategie, erklärt Axt-Gadermann. Vor allem unverdauliche Kohlenhydrate – sogenannte Präbiotika – sind eine wichtige Nahrungsquelle für gute Darmbakterien.

Diese Präbiotika sind in Lebensmitteln wie Bohnen, Kohl, Zwiebeln, Topinambur und Süßkartoffeln enthalten. Sie fördern die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren wie Butyrat, die die Darmwand stärken und Entzündungen vorbeugen. Wissenschaftler der Universität Hohenheim fanden heraus, dass diese Ernährung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes senken kann.

Wie der Darm das Gehirn beeinflusst

Das Mikrobiom beeinflusst nicht nur den Körper, sondern auch das Gehirn. Forscher der Universitätsmedizin Leipzig und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften Leipzig stellten fest, dass bestimmte Darmbakterien das Belohnungssystem im Gehirn steuern. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Zwiebeln, Chicorée oder Lauch kann helfen, das Essverhalten positiv zu beeinflussen. Das könnte erklären, warum manche Menschen weniger Heißhunger haben, wenn sie ihre Ernährung umstellen.

Darm und Haut – eine enge Verbindung

Auch die Haut steht in engem Austausch mit dem Darm. Axt-Gadermann erklärt laut der Pharmazeutischen Zeitung, dass Hautprobleme wie Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte oft mit einer gestörten Darmflora einhergehen. Bestimmte Bakterien wie Staphylococcus aureus können Hautentzündungen verschlimmern, wenn sie Überhand nehmen.

Um das Hautmikrobiom zu unterstützen, hat Axt-Gadermann gemeinsam mit Professor Matthias Noll ein probiotisches Badepulver entwickelt. Studien zeigen laut Axt-Gadermann, dass es Staphylococcus aureus innerhalb von 14 Tagen um 84 Prozent reduziert und gleichzeitig die bakterielle Vielfalt auf der Haut verbessert. Das Produkt soll ab März 2025 als Omnibiotic® Skin erhältlich sein.

Mikrobiom-Tests – sinnvoll oder überflüssig?

Viele Anbieter werben mit Mikrobiom-Analysen, um die eigene Darmflora zu bestimmen. Doch Experten sind skeptisch. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie warnt laut der Pharmazeutischen Zeitung davor, solche Tests ohne ärztliche Beratung durchzuführen. Das Mikrobiom sei individuell, und es gebe viele gesunde Bakterien-Zusammensetzungen. Viel wichtiger sei es, auf eine abwechslungsreiche Ernährung zu achten, um das Mikrobiom langfristig positiv zu beeinflussen.

Ein gesunder Darm braucht die richtige Pflege

Die Forschung zeigt immer deutlicher, wie eng das Mikrobiom mit der Gesundheit verknüpft ist. Ob Haut, Gehirn oder Herz – eine vielfältige Darmflora ist der Schlüssel zu einem gesunden Körper. Ernährung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wer auf ballaststoffreiche Lebensmittel setzt, unterstützt nicht nur den Darm, sondern auch das Immunsystem und die Haut.

Kurz zusammengefasst:

  • Das Mikrobiom im Darm beeinflusst nicht nur die Verdauung, sondern auch Haut, Gehirn, Immunsystem und Herz-Kreislauf-System. Eine gestörte Balance kann zu Krankheiten wie Diabetes oder Neurodermitis führen.
  • Eine abwechslungsreiche, ballaststoffreiche Ernährung mit Präbiotika aus Bohnen, Kohl oder Zwiebeln stärkt das Mikrobiom, fördert die Darmgesundheit und kann das Risiko für chronische Krankheiten senken.
  • Wissenschaftler sehen enge Zusammenhänge zwischen Darmflora und Gehirnaktivität, Essverhalten und Hautgesundheit. Daher kann eine bewusste Ernährung auch das Wohlbefinden und die Haut verbessern.

Übrigens: Was hat unser Darm mit unseren Gedanken und Gefühlen zu tun? Forscher entdecken immer mehr Hinweise darauf, dass unsere Darmbakterien neben Krankheiten auch Stimmung und Verhalten beeinflussen können. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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