Handystrahlung und Krebs: Neue Studie räumt mit Mythen auf

Eine aktuelle Metaanalyse zeigt, dass Handystrahlung kein erhöhtes Risiko für Hirntumore darstellt. Experten stützen sich auf über 20 Jahre Forschungsdaten.

Handystrahlung

Eine umfassende Studie zeigt, dass Handystrahlung das Risiko für Hirntumore oder andere Krebserkrankungen im Kopfbereich nicht erhöht. © Wikimedia

Handystrahlung verursacht keine Hirntumore – zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Metaanalyse. In der von der australischen Agentur für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler Tausende von Studien ausgewertet, um die Frage zu beantworten, ob Handystrahlung das Risiko von Hirntumoren erhöht.

Dabei fanden sie heraus, dass es keine signifikante Erhöhung des Krebsrisikos durch Mobiltelefonnutzung gibt. Auch für andere Körperbereiche, wie den Gehörgang oder den Hörnerv, die beim Telefonieren nahe am Handy sind, besteht laut den Ergebnissen kein erhöhtes Risiko. Dies gilt selbst für Personen, die mehr als zehn Jahre Mobiltelefone nutzen.

Die Autoren betonen, dass trotz der wachsenden Nutzung von Mobiltelefonen in den letzten Jahrzehnten keine Zunahme der Häufigkeit von Hirntumoren festgestellt wurde. „Obwohl die Nutzung der Drahtlostechnologie in den letzten 20 Jahren massiv zugenommen hat, ist die Häufigkeit von Hirntumoren nicht gestiegen“, schreibt Ken Karipidis, Strahlenschutzexperte und Hauptautor der Studie. Diese Erkenntnisse werden durch zahlreiche Studien unterstützt, die in den letzten Jahren erschienen sind. ZEIT ONLINE berichtet ebenfalls über die Ergebnisse und deren Bedeutung für die Debatte um mögliche Gesundheitsrisiken durch Handystrahlung.

Strahlung bleibt ein sensibles Thema

Besonders interessant ist, dass auch bei Kindern kein erhöhtes Risiko für Hirntumore oder Leukämie durch Mobilfunk festgestellt wurde. Allerdings weisen die Autoren der Studie darauf hin, dass die Anzahl der verfügbaren Studien in diesem Bereich noch gering ist. Die Frage, ob Handystrahlung ein gesundheitliches Risiko birgt, ist also nicht vollständig geklärt. Zwar gibt es moderate Sicherheit, dass die Strahlung kein erhöhtes Risiko darstellt, doch sind weitere Untersuchungen notwendig, um diese Annahme zu bestätigen.

Maria Blettner, Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, erklärt im Gespräch mit ZEIT ONLINE, dass sie mit hoher Sicherheit ausschließen könne, dass Handynutzung ein Risiko darstellt. Sie ist Mitautorin der neuen Metaanalyse und betont, dass die aktuelle Studie besonders gründlich durchgeführt wurde. Anders als frühere Arbeiten, die teilweise ein erhöhtes Krebsrisiko nahelegten, basiert die aktuelle Studie auf einer sorgfältigen Auswahl relevanter Untersuchungen, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden.

Umfassende Auswertung der Daten

Die Forscher wählten 63 Studien aus insgesamt 5.000 verfügbaren Arbeiten aus. Dabei wurden klare Kriterien festgelegt, welche Studien in die Analyse einbezogen wurden, um die Ergebnisse so objektiv wie möglich zu halten. „Wir haben die Kriterien, welche Studien wir einschließen, vorab in einem Fachjournal in Form eines detaillierten Studienprotokolls transparent veröffentlicht und nicht willkürlich die ausgewählt, die wir besonders toll fanden“, erklärt Dan Baaken vom Bundesamt für Strahlenschutz. Auch Studien, die eine mögliche Gefahr von Mobilfunkstrahlung betonen, wie etwa die Arbeiten des schwedischen Onkologen Lennart Hardell, wurden berücksichtigt.

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Diese umfassende Herangehensweise zeigt, dass sich die Aussagekraft der neuen Studie auf eine Vielzahl von Daten stützt und nicht nur auf einzelne, möglicherweise fehlerhafte Untersuchungen. Laut ZEIT ONLINE ist dadurch die Angst vor Handystrahlung möglicherweise ungerechtfertigt, da frühere Studien häufig methodische Schwächen aufwiesen.

Bedenken bleiben, aber die Forschung schreitet voran

Bei vielen der früheren Studien handelte es sich um sogenannte Fall-Kontroll-Studien. Dabei erinnern sich Menschen, die bereits an einem Hirntumor erkrankt sind, wie oft sie in der Vergangenheit telefoniert haben. Diese Ergebnisse werden dann mit einer Kontrollgruppe verglichen, die gesund ist. Solche Studien sind jedoch anfällig für Verzerrungen, da erkrankte Menschen möglicherweise ihre Handynutzung überschätzen, um eine Erklärung für ihre Krankheit zu finden. Diese methodischen Schwächen sind bekannt und wurden in der aktuellen Metaanalyse berücksichtigt.

Ein wichtiger Punkt bleibt: Die weltweit größte Langzeitstudie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung läuft noch und wurde nicht in die aktuelle Analyse einbezogen. Ihre Ergebnisse könnten in Zukunft weitere Erkenntnisse liefern.

Was du dir merken solltest:

  • Handystrahlung erhöht laut einer umfassenden Metaanalyse nicht das Risiko für Hirntumore oder andere Krebserkrankungen im Kopfbereich.
  • Die Studie basiert auf der Auswertung von 63 relevanten Studien, die aus über 5.000 vorhandenen Arbeiten ausgewählt wurden.
  • Trotz wachsender Handynutzung in den letzten 20 Jahren hat die Häufigkeit von Hirntumoren nicht zugenommen.

Bild: © High Contrast via Wikimedia unter CC BY 3.0 DE

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