Durchbruch nach 50 Jahren: Forscher entdecken neue Blutgruppe MAL
Wissenschaftler haben eine neue Blutgruppe identifiziert. Diese Entdeckung könnte nun viele Leben retten.
Nach 50 Jahren Forschung gab es einen entscheidenden Durchbruch: Eine neue Blutgruppe wurde entdeckt, die künftig dabei helfen könnte, passende Spender gezielter auszuwählen und so Leben zu retten. Diese bahnbrechende Erkenntnis stammt von einem Forschungsteam des NHS Blood and Transplant am International Blood Group Reference Laboratory in Bristol. „Es ist ein großer Erfolg und das Ergebnis jahrelanger Teamarbeit, dieses neue Blutgruppensystem endlich festzustellen“, sagte die leitende Wissenschaftlerin Louise Tilley in einer Mitteilung des NHS.
Laut NHS war die genetische Grundlage des AnWj-Antigens bis vor kurzem unbekannt. Nun konnten Wissenschaftler das Protein Mal als Träger dieses Antigens identifizieren. Diese neue Erkenntnis erleichtert die Identifizierung von Patienten, die AnWj-negatives Blut benötigen, und könnte dazu beitragen, Komplikationen bei Bluttransfusionen zu vermeiden.
Die beiden bekanntesten Blutgruppensysteme sind ABO und Rh, doch Blut ist komplexer und die Übereinstimmung der anderen Gruppen kann lebensrettend sein.
Neue Blutgruppe MAL identifiziert
AnWj-negative Personen sind äußerst selten. Die Forschung zeigt, dass etwa 99,9 Prozent der Menschen das AnWj-Antigen auf ihren roten Blutkörperchen tragen. Bei einer kleinen Gruppe von Menschen jedoch, meist aufgrund genetischer Faktoren, fehlt dieses Antigen. Dies kann besonders bei Bluttransfusionen problematisch sein, da eine Reaktion auf AnWj-positives Blut auftreten kann.
Professor Ash Toye von der University of Bristol betonte die Bedeutung der Entdeckung: „Es ist wirklich spannend, dass wir die Genexpression in sich entwickelnden Blutzellen manipulieren konnten, um die Identität der AnWj-Blutgruppe zu bestätigen. Diese Entwicklung wird in Zukunft helfen, seltene Spender zu identifizieren und Patienten zu unterstützen.“
Genetische Tests ermöglichen gezielte Behandlungen
Durch die Entdeckung der neuen Blutgruppe MAL können nun auch spezielle Genotypisierungs-Tests entwickelt werden. Diese Tests sollen dazu beitragen, Patienten und Spender, die genetisch AnWj-negativ sind, schneller zu identifizieren. Nicole Thornton, Leiterin der Abteilung Red Cell Reference bei NHSBT, erklärte: „Jetzt können Genotypisierungs-Tests entwickelt werden, um genetisch AnWj-negative Patienten und Spender zu identifizieren. Diese Tests lassen sich in bestehende Genotypisierungs-Plattformen integrieren.“
Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass Patienten, die an bestimmten Krankheiten leiden, wie beispielsweise bestimmten hämatologischen Erkrankungen oder Krebs, das Antigen verlieren können. In solchen Fällen hilft die neue Genotypisierung ebenfalls, das Risiko von Transfusionsreaktionen zu senken.
Eine genetische Seltenheit
Während Erkrankungen wie Krebs die AnWj-Negativität vorübergehend auslösen können, gibt es auch Menschen, die diese genetische Besonderheit von Geburt an besitzen. Das Team analysierte Proben, die bis ins Jahr 1972 zurückreichen. Eine dieser Proben stammte von einer Frau, die als erste AnWj-negative Person identifiziert wurde. Dr. Tim Satchwell von der University of the West of England in Bristol sagte: „Mal ist ein sehr kleines Protein mit interessanten Eigenschaften, was es schwierig machte, es zu identifizieren. Wir mussten mehrere Untersuchungsansätze verfolgen, um den notwendigen Beweis zu erbringen.“
Ein bedeutender Erfolg in der Forschung wurde durch die Methode des Whole-Exome-Sequencing erzielt, die es den Wissenschaftlern ermöglichte, die für das Mal-Protein verantwortlichen Gene zu sequenzieren. In seltenen Fällen wie diesen konnte eine genetische Mutation nachgewiesen werden, die zur AnWj-Negativität führt. Dies schaffte die Basis für eine genauere Diagnostik und Behandlung solcher Patienten.
Jahrzehntelanges Rätsel gelöst
Louise Tilley, leitende Wissenschaftlerin bei NHSBT, erklärte die Bedeutung dieses Durchbruchs: „Das genetische Geheimnis des AnWj-Antigens war über 50 Jahre ein ungelöstes Rätsel. Ich habe fast 20 Jahre meiner Karriere damit verbracht, dieses Problem zu lösen. Es ist eine enorme Errungenschaft, dieses neue Blutgruppensystem zu etablieren und damit eine optimale Versorgung für seltene, aber wichtige Patienten zu ermöglichen.“
Was du dir merken solltest:
- Ein Forscherteam von NHS Blood and Transplant hat nach 50 Jahren das AnWj-Antigen entschlüsselt und die neue Blutgruppe MAL entdeckt.
- Die neue Blutgruppe ermöglicht gezielte Behandlungen und kann Transfusionsreaktionen bei seltenen Patienten vermeiden.
- Mithilfe neuer Genotypisierungs-Tests können Patienten und Spender mit seltenen genetischen Blutgruppen schneller identifiziert werden.
Übrigens: Menschen mit der Blutgruppe 0 sind bei Mücken besonders beliebt, das haben Forscher nachgewiesen. Was die Vorliebe von Mücken noch beeinflusst, erfährst du in unserem Artikel.
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