Wissenschaftler lüften Geheimnis: Warum manche Menschen sich an Träume erinnern – und andere nicht

Traumerinnerung ist kein Zufall. Wissenschaftler haben herausgefunden, welche Faktoren wirklich eine Rolle spielen.

Warum können sich manche Menschen an ihre Träume erinnern und andere nicht? © Pexels

Warum können sich manche Menschen an ihre Träume erinnern und andere nicht? © Pexels

Manche Menschen wachen auf und können detailliert erzählen, was sie in der Nacht geträumt haben. Andere haben nur ein vages Gefühl oder erinnern sich an gar nichts. Warum gibt es solche Unterschiede bei der Traumerinnerung? Eine neue Studie der IMT School for Advanced Studies Lucca hat untersucht, welche Faktoren beeinflussen, ob und wie gut Menschen ihre Träume behalten. Dabei zeigte sich: Persönliche Einstellungen, kognitive Fähigkeiten und Schlafmuster spielen eine entscheidende Rolle.

Warum vergessen wir Träume?

Bis heute ist nicht vollständig geklärt, warum manche Menschen sich besser an ihre Träume erinnern als andere. Frühere Forschungen brachten widersprüchliche Ergebnisse. Einige Wissenschaftler vermuteten, dass Frauen, jüngere Menschen oder Personen, die tagsüber oft mit ihren Gedanken abschweifen, sich eher an Träume erinnern können. Andere Studien fanden jedoch keine Bestätigung dafür.

Eine mögliche Erklärung liegt im Schlaf selbst: Während der Nacht durchläuft der Körper verschiedene Schlafphasen, von leichtem Schlaf über Tiefschlaf bis hin zur REM-Phase. Letztere ist besonders für intensive Träume bekannt. Doch auch hier waren sich Forscher lange uneinig, welche Schlafphase den Traumabruf begünstigt.

Neue Studie mit über 200 Teilnehmern

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, analysierten die Wissenschaftler zwischen 2020 und 2024 die Traumerinnerung von mehr als 200 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren. Die Teilnehmer führten über 15 Tage hinweg ein Traumtagebuch und sprachen ihre Erlebnisse morgens direkt nach dem Aufwachen in ein Aufnahmegerät. Dabei hielten sie fest, ob sie sich an einen Traum erinnern konnten oder nur das Gefühl hatten, geträumt zu haben, ohne sich an Einzelheiten zu erinnern.

Zusätzlich trugen sie ein sogenanntes Aktigraph – eine Art Armband, das Schlafdauer, -qualität und -unterbrechungen aufzeichnet. Vor und nach der Testphase füllten die Teilnehmer psychologische Fragebögen aus, die unter anderem Ängstlichkeit, Interesse an Träumen und die Neigung zum sogenannten „Mind-Wandering“ erfassten. Dieser Begriff beschreibt die Tendenz, mit den Gedanken abzuschweifen, statt sich auf eine konkrete Aufgabe zu konzentrieren.

Wer erinnert sich besser an seine Träume?

Die Studie ergab, dass Menschen, die sich besonders für Träume interessieren und oft mit den Gedanken abschweifen, sich auch besser an ihre Träume erinnern. Zudem zeigte sich, dass Schlafmuster eine Rolle spielen: Wer längere Phasen leichten Schlafs durchlebt, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, sich nach dem Aufwachen an Träume zu erinnern.

Auch das Alter hat einen Einfluss: Jüngere Teilnehmer konnten sich häufiger an ihre Träume erinnern, während ältere Personen öfter sogenannte „weiße Träume“ erlebten – das Gefühl, geträumt zu haben, ohne sich an Details erinnern zu können.

Saisonalität beeinflusst Traumerinnerung

Ein weiteres überraschendes Ergebnis der Studie: Die Traumerinnerung verändert sich mit den Jahreszeiten. Im Winter erinnerten sich die Teilnehmer seltener an ihre Träume als im Frühling. Die Forscher vermuten, dass Umweltfaktoren oder der zirkadiane Rhythmus – die innere Uhr des Körpers – eine Rolle spielen.

Unsere Erkenntnisse zeigen, dass die Fähigkeit, sich an Träume zu erinnern, nicht zufällig ist. Sie hängt davon ab, wie wir zum Träumen stehen, welche kognitiven Eigenschaften wir haben und wie unser Schlafmuster aussieht.

Giulio Bernardi, Professor für Allgemeine Psychologie an der IMT School

Die Wissenschaftler sehen ihre Ergebnisse auch als Grundlage für weitere Forschungen. „Die gesammelten Daten können helfen, krankhafte Veränderungen im Träumen besser zu verstehen und deren diagnostischen Wert zu untersuchen“, sagt Valentina Elce, Erstautorin der Studie.

Kurz zusammengefasst:

  • Ob wir uns an unsere Träume erinnern, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter persönliche Einstellungen, kognitive Fähigkeiten und Schlafmuster – besonders Menschen mit einer positiven Haltung zu Träumen und längeren Phasen leichten Schlafs erinnern sich häufiger.
  • Die neue Studie mit über 200 Teilnehmern zeigt, dass jüngere Menschen sich besser an ihre Träume erinnern, während ältere Personen häufiger nur das Gefühl haben, geträumt zu haben, ohne sich an Details zu erinnern.
  • Auch die Jahreszeit beeinflusst die Traumerinnerung, da Menschen im Winter seltener ihre Träume abrufen können als im Frühling – möglicherweise beeinflusst durch Umweltfaktoren oder den biologischen Rhythmus.

Bild: © Pexels

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