Mikroplastik im Meer könnte kognitive und motorische Behinderungen auslösen

Forscher haben eine Verbindung zwischen Mikroplastik im Meer und kognitiven sowie motorischen Beeinträchtigungen entdeckt.

Landet Plastikmüll im Meer, kann es dort zu Mikroplastik-Partikeln zerfallen. Diese könnten die Gesundheit von Menschen gefährden, die in der Nähe leben. © Vecteezy

Landet Plastikmüll im Meer, kann es dort zu Mikroplastik-Partikeln zerfallen. Diese könnten die Gesundheit von Menschen gefährden, die in der Nähe leben. © Vecteezy

Mikroplastik im Meer könnte die Gesundheit von Menschen in belasteten Küstenregionen beeinträchtigen: Darauf weist zumindest eine vorläufige Studie der American Academy of Neurology hin, die eine Verbindung zwischen hohen Mikroplastik-Konzentrationen im Wasser und einem erhöhten Risiko für kognitive sowie körperliche Einschränkungen entdeckt hat. 

Die Ergebnisse dieser Studie wurden am 25. Februar 2025 veröffentlicht. Auf dem 77. Jahreskongress der American Academy of Neurology (AAN), der vom 5. bis zum 9. April stattfindet, sollen diese präsentiert werden.

Wie gelangt Mikroplastik in die Ozeane?

Mikroplastik sind winzige Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie entstehen durch den Zerfall von Plastikmüll oder stammen aus Produkten wie Kosmetika, Fischernetzen und Verpackungen. Besonders Küstenregionen mit hoher Plastikverschmutzung sind betroffen.

„Die Umwelt spielt eine wesentliche Rolle für unsere Gesundheit, und Faktoren wie Verschmutzungen können das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und andere neurologische Erkrankungen erhöhen“, erklärt Sarju Ganatra, Neurologe am Lahey Hospital and Medical Center in Burlington, Massachusetts.

Laut der Studie weisen Küstenregionen mit hohen Mikroplastik-Konzentrationen eine erhöhte Rate an neurologischen und motorischen Beeinträchtigungen auf.

Analyse von 218 Küstenregionen in den USA

Die Forscher analysierten Daten aus 218 US-amerikanischen Küstenbezirken in 22 Bundesstaaten. Sie unterteilten die Regionen basierend auf den Mikroplastik-Werten im Meerwasser in vier Kategorien: niedrige, mittlere, hohe und sehr hohe Belastung. In den am stärksten belasteten Regionen fanden sich im Durchschnitt mehr als 1.000 Mikroplastik-Partikel pro Kubikmeter Wasser, in den am wenigsten belasteten Gebieten weniger als zehn.

Die Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen diesen Belastungen und der Häufigkeit verschiedener Behinderungen in der Bevölkerung. Besonders kognitive Einschränkungen, Mobilitätsprobleme sowie Schwierigkeiten bei der Selbstversorgung und dem unabhängigen Leben wurden analysiert.

Mikroplastik als möglicher Gesundheitsfaktor

Nach der Bereinigung um Einflussfaktoren wie Herzkrankheiten, Schlaganfall, Depressionen, Luftverschmutzung sowie sozioökonomische Bedingungen zeigte sich, dass Regionen mit den höchsten Mikroplastik-Werten eine um:

  • 9 Prozent höhere Rate an kognitiven Einschränkungen,
  • 6 Prozent höhere Rate an Mobilitätseinschränkungen,
  • 16 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Schwierigkeiten bei der Selbstversorgung,
  • und eine um 8 Prozent höhere Einschränkung beim unabhängigen Leben aufwiesen.

Diese Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, wie Mikroplastik möglicherweise die Gehirngesundheit beeinflusst.

Sarju Ganatra

Wie sich Mikroplastik im Meer ansammelt und verteilt

Die Verteilung von Mikroplastik in den Meeren hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ozeanströmungen können Plastikmüll in bestimmten Regionen konzentrieren. Auch Bevölkerungsdichte, Abfallmanagement und industrielle Einflüsse spielen eine Rolle.

Die Forscher fordern weitere Untersuchungen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und gesundheitspolitische Maßnahmen abzuleiten. Laut den Forschern belegt die Studie nicht, dass Mikroplastik kognitive und körperliche Einschränkungen verursacht – sie zeigt lediglich eine mögliche Verbindung.

Kurz zusammengefasst:

  • Mikroplastik im Meer könnte die Gesundheit von Küstenbewohnern beeinträchtigen: Eine Studie zeigt einen Zusammenhang mit höheren Raten neurologischer und motorischer Einschränkungen.
  • In Regionen mit starker Mikroplastik-Belastung treten kognitive Beeinträchtigungen, Mobilitätsprobleme und Schwierigkeiten bei der Selbstversorgung häufiger auf – ob das Mikroplastik die Ursache ist, geht aus der Studie laut den Forschern nicht hervor.
  • Die Forscher fordern weitere Untersuchungen, um die genauen Auswirkungen besser zu verstehen und mögliche gesundheitspolitische Maßnahmen abzuleiten.

Bild: © Vecteezy

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