Nach 30 Jahren Stillstand: Mega-Eisberg auf Crash-Kurs mit Südgeorgien – Droht eine Katastrophe für die Tierwelt?
Ein Mega-Eisberg, der sich vor fast 30 Jahren von der Antarktis löste, treibt auf Südgeorgien zu – und könnte die dortige Tierwelt bedrohen.

Ein Eisberg so groß wie Mallorca ist auf Kollisionskurs mit Südgeorgien. © IODP Expedition 318 science party, 2010
Ein riesiger Eisberg mit einer Fläche von rund 3.500 Quadratkilometern (etwa so groß wie die Insel Mallorca) treibt durch den Südlichen Ozean auf die Insel Südgeorgien zu. Der sogenannte A23a Mega-Eisberg brach bereits 1986 vom antarktischen Filchner-Ronne-Schelfeis ab, blieb jedoch Jahrzehnte im Weddellmeer stecken. Erst 2020 begann er, sich zu bewegen, und driftet nun mit der Meeresströmung nach Norden. Sein Ziel? Eine Region, die für ihre einzigartige Tierwelt bekannt ist.
Wissenschaftler warnen vor Auswirkungen auf Pinguine und Robben
Südgeorgien ist ein Paradies für Tausende von Pinguinen, Robben und Seevögeln. Doch sollte der Mega-Eisberg auf Grund laufen, drohen massive Probleme. Forscher der Universität Utrecht warnen davor, dass der Eisberg die Zugänge zu den wichtigsten Nahrungsgründen blockieren könnte. Jungtiere wären besonders betroffen, da ihre Eltern längere Wege zur Nahrungssuche auf sich nehmen müssten.
Die Sorge ist nicht unbegründet: Schon 2020 lief ein anderer Eisberg in der Region auf Grund und verursachte ein massenhaftes Sterben von Robben und Pinguinen. Das Problem liegt nicht nur in der blockierten Route, sondern auch in den Veränderungen des örtlichen Ökosystems. Das Schmelzwasser eines solch gigantischen Eisblocks kann die Nährstoffverteilung im Meer verändern und damit die Nahrungskette durcheinanderbringen.

Wird der Mega-Eisberg stranden oder vorbeiziehen?
Satellitenaufnahmen zeigen, dass A23a sich derzeit rund 280 Kilometer von Südgeorgien entfernt befindet. Ob er direkt auf die Insel trifft oder in den flachen Gewässern auf Grund läuft, ist noch unklar. Wissenschaftler beobachten seine Bewegung genau, um mögliche Folgen abzuschätzen.
Sollte er stranden, könnte er dort jahrelang liegen bleiben und die Meeresströmungen beeinflussen. Sollte er jedoch weiterziehen und in warmen Gewässern schmelzen, könnte dies enorme Mengen an Süßwasser freisetzen – mit unvorhersehbaren Folgen für das globale Klima.
Klimawandel treibt riesige Eisberge in neue Regionen
Der Fall von A23a ist kein Zufall, sondern eine Folge des Klimawandels. Die Antarktis verliert immer häufiger riesige Eisberge, da sich Luft- und Wassertemperaturen erhöhen. „Wenn der Klimawandel in seinem derzeitigen Tempo weitergeht, wird der Südliche Ozean bald mehr und größere Eisberge sehen als in der Vergangenheit“, erklären Forscher der Universität Utrecht.
Dieser Trend hat weitreichende Folgen: Größere Eisberge bedeuten mehr Schmelzwasser, das in die Ozeane gelangt und deren Strömungen verändert. Dies kann sich auf das Wettergeschehen weltweit auswirken und sogar die Fischexistenz in betroffenen Regionen beeinflussen.
Antarktische Eisberge als Klimazeugen
Ein weiteres interessantes Phänomen ist, dass antarktische Eisberge wertvolle Daten über vergangene Klimabedingungen liefern. Eisbohrkerne aus der Antarktis enthalten eingeschlossene Luftblasen, die Atmosphärendaten aus Tausenden von Jahren speichern. Das Schmelzen und Treiben von Eisbergen wie A23a gibt Einblick in die Dynamik vergangener Eiszeiten und könnte helfen, Klimamodelle für die Zukunft zu verbessern.
Auch für die Meeresbiologie sind diese Eisberge von Bedeutung: Sie tragen Mineralien in den Ozean ein, die das Wachstum von Plankton begünstigen. Plankton ist die Grundlage vieler mariner Nahrungsketten und spielt eine entscheidende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf.

Was bedeutet das für die Zukunft?
Eisberge wie A23a sind nicht nur faszinierende Naturphänomene, sondern auch Vorboten einer sich verändernden Welt. Der Anstieg der Meerestemperaturen und die verstärkte Instabilität der antarktischen Eiskappe machen solche Vorfälle wahrscheinlicher.
Kurz zusammengefasst:
- Der Mega-Eisberg A23a, der sich vor fast 30 Jahren von der Antarktis löste, treibt auf Südgeorgien zu und könnte dort die Nahrungssuche für Pinguine und Robben erschweren.
- Wissenschaftler beobachten seine Bewegung genau, da er entweder auf Grund laufen oder weiter in wärmere Gewässer treiben und dabei große Mengen Schmelzwasser freisetzen könnte.
- Der Klimawandel führt dazu, dass immer häufiger riesige Eisberge abbrechen, was langfristig die Meeresströmungen, Ökosysteme und das globale Klima beeinflussen kann.
Übrigens: Deutschland soll bald einen modernen Eisbrecher bekommen – die „Polarstern 2“, ausgestattet für extreme Missionen in der Arktis und Antarktis. Sie wird Forschern ermöglichen, den Klimawandel dort zu untersuchen, wo seine Folgen am deutlichsten sichtbar sind. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © IODP Expedition 318 science party, 2010
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