Langsam gehen, früher sterben? Was die Gehgeschwindigkeit über Alter und IQ verrät

Die Gehgeschwindigkeit eines Menschen kann Aufschluss über das biologische Alter und den IQ geben.

Menschen, die langsamer gehen, weisen laut einer Studie ein höheres biologisches Alter und einen geringeren IQ auf. © Vecteezy

Menschen, die langsamer gehen, weisen laut einer Studie ein höheres biologisches Alter und einen geringeren IQ auf. © Vecteezy

Die Gehgeschwindigkeit könnte ein entscheidender Hinweis auf die Gesundheit sein. Sie zeigt nicht nur, wie schnell jemand von A nach B kommt, sondern kann laut einer aktuellen Studie der Duke University auch auf das biologische Alter und die kognitive Leistungsfähigkeit schließen lassen. Menschen, die langsam gehen, haben oft einen schlechteren Gesundheitszustand und könnten ein erhöhtes Risiko für frühzeitiges Altern und ernsthafte Erkrankungen in sich tragen.

Gehgeschwindigkeit als Gesundheitsbarometer

Die Untersuchung, die auf Daten von über 900 Menschen basiert, alle im gleichen Jahr geboren, zeigt, dass langsame Geher oft ein höheres biologisches Alter und schlechtere kognitive Werte haben als schnellere Altersgenossen. Besonders auffällig: Dieser Zusammenhang zeigte sich bereits im mittleren Alter – bei 45-Jährigen. Die Ergebnisse waren alarmierend: Langsames Gehen geht oft mit einem schlechteren Gesundheitszustand und einem deutlich geringeren IQ einher.

Die Probanden absolvierten drei Aufgaben auf einem Laufband: Zunächst sollten sie normal schnell gehen, danach eine Denkaufgabe lösen, während sie gingen, und schließlich so schnell wie möglich gehen, ohne zu rennen. Während dieser Aufgaben maßen die Forscher die Gehgeschwindigkeit. Zudem erfassten sie den IQ der Teilnehmer, führten Hirn-Scans durch und erhoben weitere biologische Daten wie Blutwerte und den Zustand der Zähne.

Terrie E. Moffitt, Psychologin und Co-Autorin der Studie, erläuterte:

Ärzte wissen, dass langsame Läufer in ihren Siebzigern und Achtzigern tendenziell früher sterben als schnelle Läufer im selben Alter.

Diese Erkenntnis wollten die Forscher auf jüngere Personen übertragen.

Laut der WELT waren die Ergebnisse eindeutig: Menschen, die langsamer gingen, wiesen ein höheres biologisches Alter auf als ihre gleichaltrigen, aber schneller gehenden Mitmenschen. Auch der gesundheitliche Zustand der langsamen Geher war schlechter. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich zudem in der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die langsamste Versuchsperson lag 16 IQ-Punkte unter der schnellsten.

Schritt für Schritt: Mit einfachen Übungen das Tempo nachhaltig steigern

Doch was, wenn man nicht mit dem Tempo eines Sprinters gesegnet ist? Die gute Nachricht: Die Gehgeschwindigkeit ist kein Schicksal. Laut der Plattform The Conversation können gezielte Trainingsmethoden helfen, das Tempo zu steigern – und damit die Gesundheit langfristig zu verbessern.

  • Balanceübungen: Stabilität ist das A und O. Dazu einfach auf einer geraden Linie gehen oder abwechselnd auf einem Bein stehen. Diese einfachen Übungen können Wunder wirken.
  • Flexibilität: Beweglichkeit senkt das Verletzungsrisiko und erhöht die Lebensqualität. Besonders effektiv sind Übungen zur Lockerung der Rückenmuskulatur.
  • Muskelaufbau: Kräftige Muskeln sorgen für einen dynamischen Gang. Mit einfachen Übungen wie dem Aufstehen und Hinsetzen auf einen Stuhl beginnen – und sich langsam steigern.
  • Ausdauerübungen: Regelmäßiges, zügiges Gehen oder Nordic Walking kann die Ausdauer erheblich verbessern. Schon 150 Minuten pro Woche können einen Unterschied machen.

Laut internationalen Empfehlungen sollte jeder Erwachsene mindestens 150 Minuten moderates aerobes Training pro Woche absolvieren. Moderat bedeutet: Man sollte leicht außer Atem geraten, aber noch sprechen können. Für die Muskelkraft sind zwei bis drei Trainingseinheiten wöchentlich optimal – doch auch kleine „Bewegungshäppchen“ im Alltag helfen.

Hinweise schon in der Kindheit

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studie war, dass frühkindliche Testergebnisse bereits Hinweise auf die spätere Gehgeschwindigkeit und Denkfähigkeit gaben. Die Forscher konnten zeigen, dass die ersten Testergebnisse der damals drei Jahre alten Probanden bereits Rückschlüsse auf ihre Gehgeschwindigkeit im Alter von 45 Jahren zuließen. „Wir haben hier möglicherweise die Chance, zu erkennen, wem es im späteren Leben gesundheitlich besser gehen wird“, kommentierte Studienleiterin Line Jee Hartmann Rasmussen.

Laut der Studie ist die Untersuchung der Gehgeschwindigkeit eine kostengünstige, sichere und einfache Methode, um das biologische Alter und die kognitive Leistungsfähigkeit zu bewerten. Diese Erkenntnisse könnten genutzt werden, um altersbedingten Schäden vorzubeugen. „Prävention ist nämlich einfacher, als bereits entstandene Probleme rückgängig zu machen“, betonte Rasmussen.

Frühkindliche Testergebnisse mit Bedacht betrachten

Allerdings warnte die Gerontologin Stephanie Studenski davor, frühkindliche kognitive Testergebnisse als endgültiges Urteil zu betrachten. „Wir sollten nicht annehmen, dass schlechte Ergebnisse von dreijährigen Kindern bei kognitiven Tests diese zu lebenslangen Problemen verdammen“, sagte Studenski in einem Kommentar auf die Studie. Sie empfahl, die Faktoren zu untersuchen, die zu einer schlechteren Performance führen, und Möglichkeiten zur Verbesserung zu finden.

Auch die Studienautoren sehen weiteren Forschungsbedarf. Sie bedauern, dass Lauftests und Gehirnscans nicht schon im Kindesalter der Probanden durchgeführt wurden, da diese Daten möglicherweise aufschlussreich gewesen wären. Insgesamt sind sich jedoch alle Beteiligten einig, dass die Gehgeschwindigkeit ein wichtiger Indikator für das biologische Alter ist.

Was du dir merken solltest:

  • Eine Studie der Duke University zeigt, dass die Gehgeschwindigkeit eines Menschen Hinweise auf sein biologisches Alter und seine kognitive Leistungsfähigkeit geben kann.
  • Untersuchungen an 45-Jährigen ergaben, dass langsame Geher ein höheres biologisches Alter und schlechtere kognitive Leistungen aufweisen, und dass frühe kognitive Testergebnisse Vorhersagen über spätere Gehgeschwindigkeit und Denkfähigkeit ermöglichen.
  • Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Gehgeschwindigkeit eine einfache und kostengünstige Methode zur Bewertung des biologischen Alters und der kognitiven Fähigkeiten darstellt, obwohl weitere Forschung notwendig ist.

Bild: © Vecteezy

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