Können Menschen in Zukunft Winterschlaf halten?

Viele Tiere überstehen den Winter, indem sie Winterschlaf halten und Energie sparen. Aber warum bleibt der Mensch wach?

Winterschlaf Menschen

Viele Tiere halten Winterschlaf – warum der Mensch nicht? © Pexels

Winterschlaf ist in der Tierwelt eine beeindruckende Strategie: Bären, Igel und Fledermäuse überstehen den Winter, indem sie ihren Körper in einen energiesparenden Ruhezustand versetzen. Was wäre, wenn auch Menschen diese Fähigkeit nutzen könnten? Wissenschaftler untersuchen genau das – nicht nur als faszinierendes biologisches Konzept, sondern auch für medizinische und technologische Anwendungen.

Warum der Mensch keinen Winterschlaf hält

In der Tierwelt dient der Winterschlaf dazu, Energie zu sparen, wenn Nahrung knapp und die Temperaturen niedrig sind. Während dieser Zeit senken Tiere ihre Körpertemperatur und drosseln ihren Stoffwechsel erheblich. Dadurch verbrauchen sie weniger Energie, bis die Bedingungen wieder besser werden. Doch Menschen bleiben selbst in den kältesten Wintern aktiv – warum?

Ein Hauptgrund ist laut National Geographic das braune Fettgewebe. Dieses spezielle Fett wandeln Tiere wie Fledermäuse oder Igel effizient in Wärme um. Der Mensch hat im Vergleich dazu nur geringe Mengen davon. Laut Tom de Boer, Neurophysiologe an der Universität Leiden, wäre es zwar möglich, die Bildung von braunem Fett durch Training zu fördern, aber nicht in ausreichendem Umfang, um einen echten Winterschlaf zu ermöglichen.

Hinzu kommt, dass die Körpergröße eine Rolle spielt: Kleinere Tiere profitieren stärker vom Winterschlaf, weil sie aufgrund ihrer Körpergröße schneller Wärme verlieren. Das bedeutet: Ihr Energieverbrauch steigt, wenn sie wach bleiben, besonders in der kalten Jahreszeit. Durch den Winterschlaf können sie diesen hohen Energiebedarf vermeiden, indem sie ihre Körpertemperatur absenken und ihren Stoffwechsel verlangsamen. Menschen hingegen haben durch ihre größere Körpermasse einen langsameren Wärmeverlust, wodurch ihr Energiebedarf auch bei Kälte weniger stark ansteigt. Außerdem bleibt die Nahrung für den Menschen in modernen Zeiten auch im Winter verfügbar – das macht den Energie-Sparmodus evolutionär überflüssig.

Wie der Winterschlaf bei Tieren funktioniert

Winterschläfer wie Igel oder Fledermäuse senken ihre Körpertemperatur auf wenige Grad über den Gefrierpunkt. In regelmäßigen Abständen wachen sie kurz auf, um sich aufzuwärmen, was allerdings viel Energie kostet. Dabei kommt braunes Fett ins Spiel.

Diese regelmäßigen Aufwachphasen können bis zu 90 Prozent der Energie verbrauchen, die während des Winterschlafs eingespart wird. Aber nicht jeder Winterschlaf sieht gleich aus und nicht alle Tiere sind perfekt an den Winterschlaf angepasst: Größere Arten wie Bären erreichen beispielsweise nicht die extrem niedrigen Temperaturen kleinerer Winterschläfer.

Was die Forschung für Menschen herausfinden will

Wissenschaftler gehen der Frage nach, ob der Winterschlaf künstlich für den Menschen nutzbar gemacht werden kann. Dabei geht es vor allem um medizinische Anwendungen: Schwerverletzte könnten in einen schlafähnlichen Zustand versetzt werden, um lebenswichtige Energie zu sparen. In der Raumfahrt könnte der Winterschlaf bei langen Reisen helfen, Strahlenschäden zu minimieren und den Bedarf an Ressourcen zu senken.

Laut National Geographic arbeiten Forscher derzeit daran, Tiere wie Ratten und Schweine mithilfe von Medikamenten in winterschlafähnliche Zustände zu versetzen. Diese Experimente zeigen jedoch, dass die Technik noch in den Kinderschuhen steckt. Medikamente müssen präzise im Hirnstamm verabreicht werden und die Ruhephasen halten bislang nur kurz an. Außerdem gibt es große Unsicherheiten über die langfristigen Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Psyche.

Gab es früher winterschlafähnliche Zustände beim Menschen?

Es gibt Hinweise, dass Menschen in der Vergangenheit Methoden genutzt haben, um Energie in kalten Monaten zu sparen. Historische Berichte aus Sibirien und Nordspanien beschreiben Dorfgemeinschaften, die im Winter größtenteils schliefen und nur zum Essen und Trinken wach wurden. Diese Praxis erinnert an winterschlafähnliche Zustände. Allerdings führte sie oft zu Mangelerscheinungen wie Vitamin-D-Defiziten oder gestörtem Knochenwachstum.

Was du dir merken solltest:

  • Menschen können keinen natürlichen Winterschlaf halten, da ihnen wichtige physiologische Voraussetzungen wie ausreichend braunes Fettgewebe fehlen, das Tiere zur Wärmeerzeugung nutzen.
  • Winterschlaf ist vor allem für kleine Tiere von Vorteil, da sie schneller Wärme verlieren und ihren Energieverbrauch durch Stoffwechselverlangsamung effektiv senken können.
  • Die Forschung untersucht künstliche Winterschlaftechniken für medizinische und technologische Anwendungen, stößt jedoch auf Herausforderungen wie kurze Wirkdauer und potenzielle Risiken für den menschlichen Körper.

Bild: © Pexels

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