Hitze wird früher zur Gefahr, als bislang angenommen: Wissenschaftler definieren die Überlebensgrenze neu

Die durch den Klimawandel entstehende Hitze ist nicht nur für Pflanzen und Tiere gefährlich, sondern auch für uns Menschen.

Hitze Gefahr

Der Mensch kann mit großer Hitze schlechter Umgehen, als bislang angenommen – in einer sich ständig weiter erhitzenden Welt keine gute Voraussetzung. © Vecteezy

Mit dem voranschreitenden Klimawandel wird Hitze immer mehr zur Gefahr: Das gilt auch für uns Menschen, die als besonders anpassungsfähig und resilient gelten. Neueste Experimente belegen nämlich, dass wir gar nicht so gut mit Hitze umgehen können, wie oft angenommen wird.  

Ollie Jay, Professor und Leiter des Labors für Hitze und Gesundheit an der Universität Sydney, begann im Jahr 2019 mit der Planung einer hochmodernen Klimakammer. 18 Monate später wurde diese in Brisbane, Australien, für 2 Millionen Australische Dollar (ca. 1,2 Millionen Euro) gebaut und nach Sydney transportiert. Dort wurde sie auf dem Dach eines gläsernen Gebäudes der Universität Sydney installiert.

Diese Klimakammer kann Raumtemperaturen von 5 Grad Celsius bis zu erschreckenden 55 Grad Celsius erreichen. So wollen die Forscher herauszufinden, unter welchen Bedingungen Hitze lebensbedrohlich wird. Die Kammer ermöglicht es zudem, Temperatur, Windgeschwindigkeit und sogar Sonnenlicht über Infrarotlampen zu simulieren. Die Feuchtigkeit, ein entscheidender Faktor, der die Auswirkungen von Hitze auf den Körper beeinflusst, kann ebenfalls feinjustiert werden.

Die Auswirkungen von Hitze wurden bislang unterschätzt

Die Forschung in Jays Labor ist zentral für das Verständnis, wie extreme Hitze den menschlichen Körper beeinflusst. „Heutzutage gibt es diese Bedingungen, die heiß erscheinen, aber wir wissen nicht wirklich, was sie mit den Menschen machen werden“, erklärt Jay gegenüber Nature. Durch die Simulation dieser Bedingungen und das Experimentieren unter strenger medizinischer Aufsicht versucht das Team, die physiologischen Reaktionen des Menschen auf hohe Hitze besser zu verstehen und effektive Kühlstrategien zu entwickeln.

Übrigens: Eine Gallup-Studie aus dem Jahr 2022 hat die Auswirkungen extremer Hitze auf unsere psychische Gesundheit untersucht.

Der Klimawandel führt zu immer häufigeren und intensiveren Hitzewellen, die weltweit zum Regelfall in Wetterberichten geworden sind. Todesfälle durch extreme Hitze werden auch in Europa immer häufiger – allein im Jahr 2023 wurden über 47.000 Hitzetode gezählt.

Laut der UN sind nun etwa 70 Prozent der globalen Arbeitskraft – das sind 2,4 Milliarden Menschen – einem hohen Risiko durch extremer Hitze ausgesetzt. Trotz dieser alarmierenden Zahlen lässt die öffentliche Beratung zum Umgang mit hohen Temperaturen oft zu wünschen übrig. Generalsekretär der Vereinten Nationen António Guterres fand während einer Pressekonferenz in New York klare Worte zu diesem Thema.

Die Botschaft ist klar: Die Hitze macht Druck. Extreme Hitze hat extreme Auswirkungen auf Menschen und den Planeten. Die Welt muss sich der Herausforderung steigender Temperaturen stellen.

António Guterres

Ab wann wird extreme Hitze zur Gefahr?

Im Jahr 2021 hat eine Studie die menschliche Überlebensgrenze von 35 Grad Celsius auf etwa 31 Grad Celsius korrigiert. Dazu wurde die Kerntemperatur junger, gesunder Menschen unter verschiedenen Temperatur- und Feuchtigkeitskombinationen beim Radfahren bestimmt.

Grafische Darstellung der neu gemessenen Kühlgrenztemperatur des Menschen (Quelle: Studie)

Ein weiterer Schwerpunkt von Jays Labor ist die Entwicklung effektiver Kühlstrategien, wie sie zum Beispiel in Textilfabriken in Bangladesch eingesetzt werden könnten. Menschen dort arbeiten typischerweise lange und in heißen Klimazonen – oft ohne Zugang zu Klimaanlagen. Dadurch sind sie besonders von den immer weiter ansteigenden Temperaturen betroffen.

In über 240 Klimakammer-Versuchen maß das Team die Körperfunktionen und die Arbeitsproduktivität von Personen, die unter vergleichbaren Umständen arbeiten. Das Team wollte auf diesem Weg herausfinden, welche Kühlmethoden – wie der Einsatz von Ventilatoren und regelmäßiges Trinken – am besten funktionieren. Ergebnisse wurden bislang aber noch keine veröffentlicht.

Im nächsten Jahr plant Jays Labor, die Auswirkungen von Hitze auf Schwangerschaftsergebnisse und die Gesundheit von Müttern in Bangladesch zu untersuchen. Diese Forschung ist entscheidend, um die öffentliche Gesundheit in einer zunehmend feindseligen Umwelt zu schützen.

Was du dir merken solltest:

  • An der Universität Sydney leitet Ollie Jay ein Labor, das in einer hochmodernen Klimakammer die menschlichen Reaktionen auf extreme Hitze untersucht, um lebensrettende Kühlstrategien zu entwickeln.
  • Die Klimakammer ermöglicht es, verschiedene Hitzebedingungen zu simulieren, um zu verstehen, bei welchen Temperaturen Hitze zur Gefahr wird und wie der menschliche Körper darauf reagiert.
  • Angesichts des Klimawandels und der steigenden Hitzewellen ist diese Forschung entscheidend, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Auswirkungen von Hitze weltweit besser abzufedern.

Bild: © Vecteezy

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