Harvard-Professor verrät: So trainierte er sein ADHS-Gehirn zu Höchstleistungen

Ein Harvard-Professor trainierte sein ADHS-Gehirn, um Ablenkungen zu überwinden und höchste Produktivität zu erreichen.

Harvard-Professor Jeffrey Karp lernte, sein ADHS-Gehirn zu trainieren, um Ablenkungen zu meistern und in der Wissenschaft Spitzenleistungen zu erbringen. © Wikimedia

Harvard-Professor Jeffrey Karp lernte, sein ADHS-Gehirn zu trainieren, um Ablenkungen zu meistern und in der Wissenschaft Spitzenleistungen zu erbringen. © Wikimedia

Dr. Jeffrey Karp, Professor an der Harvard Medical School und am MIT, zählt heute zu den führenden Köpfen der Wissenschaft. Doch der Weg dorthin war alles andere als einfach. Als Kind im ländlichen Kanada litt er unter undiagnostiziertem ADHS, was es ihm schwer machte, sein Gehirn zu fokussieren und den Anforderungen der Schule gerecht zu werden. Die Lehrer hielten ihn für „schwierig“, und die Schulzeit war für ihn geprägt von Frustration. Doch gerade diese Herausforderungen brachten ihn dazu, einen einzigartigen Ansatz zu entwickeln, um sein Gehirn gezielt umzutrainieren – eine Methode, die ihn später zu einem Pionier in der Bioingenieurwissenschaft machte.

Wie Business Insider berichtet, entwickelte Karp durch experimentelles Lernen zwei Techniken, mit denen er sein ADHS-Gehirn nicht nur in den Griff bekam, sondern es gezielt für seine Ziele nutzte.

Der Kampf gegen die Ablenkung – und der Sieg

Karp beschreibt seine Kindheit als eine Zeit der permanenten Überforderung. „Ich konnte mich nicht konzentrieren, fühlte mich ständig wie ein Außenseiter“, erklärt er. Ablenkungen und ein unruhiger Geist erschwerten nicht nur den Schulalltag, sondern auch alltägliche Aufgaben. Doch statt sich entmutigen zu lassen, begann er, mit seinem Gehirn zu arbeiten, anstatt dagegen anzukämpfen.

Zwei Prinzipien aus der Neurowissenschaft waren dabei entscheidend: Gewöhnung und Sensibilisierung. Karp trainierte sich darin, unwichtige Störfaktoren auszublenden, etwa den Fernseher oder einen Flipperautomaten im Raum, und gleichzeitig seine Aufmerksamkeit gezielt auf zentrale Aufgaben zu lenken. „Das war der Wendepunkt“, sagt er. Mit der Zeit perfektionierte er diese Technik und konnte so seinen Fokus und seine Produktivität steigern.

Der „Lit“-Modus: Ein Schlüssel zu Höchstleistungen

Seine größte Entdeckung nannte Karp den „Lit“-Modus – einen Zustand höchster Konzentration, in dem das Gehirn auf Spitzenleistung schaltet. Dieser Zustand sei vergleichbar mit einem Geistesblitz, erklärt er: „Es fühlt sich an, als würde ein helles Licht in der Dunkelheit aufleuchten.“ Wissenschaftlich betrachtet handelt es sich dabei um die Aktivierung bestimmter Gehirnareale, die durch einen erhöhten Blutfluss sichtbar werden.

Im „Lit“-Modus fällt es leichter, sich komplexen Aufgaben zu widmen und kreative Lösungen zu entwickeln. Karp betont: „Dieser Zustand erlaubt es uns, unsere Denkweise gezielt zu formen und auf das Wesentliche zu fokussieren.“ Sein Erfolg basiert darauf, dass er diesen Zustand regelmäßig aktivieren konnte – durch gezielte Übungen und Techniken.

Praktische Werkzeuge für den Alltag

Um in den „Lit“-Modus zu gelangen, entwickelte Karp die sogenannten „Life Ignition Tools“ (LIT). Diese einfachen, aber effektiven Techniken helfen, mentale Energie zu bündeln, Ablenkungen zu minimieren und den Fokus zu schärfen. Ein Beispiel: Karp nutzte Belohnungssysteme wie das Spielen an einem Flipperautomaten, nachdem er eine Aufgabe abgeschlossen hatte. Solche Tools erleichterten es ihm, seine Gedanken zu steuern und sich zu konzentrieren.

Diese Strategien sind nicht nur auf den akademischen Bereich beschränkt. Karp betont, dass sie sich in nahezu jedem Lebensbereich anwenden lassen – egal ob bei der Arbeit, im Studium oder im persönlichen Alltag. „Das Training meines Gehirns hat mir ermöglicht, Herausforderungen nicht nur zu meistern, sondern sie in Chancen zu verwandeln“, sagt er.

Von der Außenseiterrolle zum Innovator

Heute ist Jeffrey Karp nicht nur ein führender Wissenschaftler, sondern auch Gründer von zwölf Unternehmen und Autor von mehr als 130 Fachartikeln. Seine Arbeit hat globale Anerkennung gefunden, doch er vergisst nicht, wo er angefangen hat. „Diese Techniken haben mich von einem verwirrten Kind in ein produktives, kreatives und fokussiertes Individuum verwandelt“, erklärt er.

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Karps Geschichte zeigt, dass ADHS kein Hindernis sein muss – im Gegenteil. Mit den richtigen Methoden können Menschen lernen, ihr Gehirn für ihre Ziele zu nutzen. „Niemand ist zu alt oder zu jung, um sein Denken in neue Bahnen zu lenken“, sagt er. Sein Buch „LIT: Use Nature’s Playbook to Energize Your Brain, Spark Ideas, and Ignite Action“ bietet praktische Anleitungen, wie jeder diesen Ansatz für sich nutzen kann.

Eine Botschaft für alle

Karps Erfolgsgeschichte inspiriert und motiviert: Mit etwas Disziplin, den richtigen Werkzeugen und einem klaren Ziel vor Augen lassen sich scheinbare Hindernisse überwinden. Seine Techniken helfen nicht nur ADHS-Betroffenen, sondern jedem, der seine Konzentration und Produktivität steigern will. Es ist nie zu spät, das Gehirn neu zu trainieren – und genau darin liegt Karps zentrale Botschaft.

Was du dir merken solltest:

  • Dr. Jeffrey Karp trainierte sein ADHS-Gehirn, indem er Ablenkungen ausblendete und gezielte Aufmerksamkeit auf wesentliche Aufgaben lenkte.
  • Mit den Techniken Gewöhnung und Sensibilisierung entwickelte er den „Lit“-Modus, einen Zustand höchster Konzentration und Produktivität.
  • Seine „Life Ignition Tools“ helfen nicht nur ADHS-Betroffenen, sondern jedem, der mentale Energie bündeln und Höchstleistungen erreichen möchte.

Übrigens: Das „Wanderlust-Gen“ DRD4-7R, das mit Reisedrang und Abenteuerlust assoziiert wird, steht auch in Verbindung mit ADHS, Risikobereitschaft und Suchterkrankungen. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © https://www.scientificanimations.com/ via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0

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