Dürre, Überschwemmungen, schwindende Ressourcen: Was die NASA über unseren Wasserverbrauch herausgefunden hat
Menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft und Grundwasserentnahme stören den Wasserkreislauf. NASA-Daten zeigen extreme Veränderungen.
Der globale Wasserkreislauf gerät aus dem Gleichgewicht. NASA-Wissenschaftler haben fast 20 Jahre Satellitendaten ausgewertet und zeigen, wie stark menschliche Aktivitäten wie Landwirtschaft und Grundwasserentnahme natürliche Abläufe beeinflussen. Die Folgen reichen von schwindenden Wasserreserven bis hin zu extremeren Wetterlagen, die weltweit Auswirkungen haben.
„Der menschliche Eingriff in den globalen Wasserkreislauf ist bedeutender, als wir dachten“, erklärt Sujay Kumar vom NASA Goddard Space Flight Center. Diese zentrale Erkenntnis stammt aus einer Analyse, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht wurde. Besonders deutlich wird der Einfluss bei langfristigen Trends wie sinkenden Grundwasserständen oder Veränderungen in den Jahreszeiten, etwa einem früheren Frühlingsbeginn.
Hotspots des Wandels: Globale Auswirkungen in Zahlen
Die Studie identifizierte 20 Regionen weltweit, in denen die Veränderungen des Wasserkreislaufs besonders ausgeprägt sind. Diese sogenannten Hotspots betreffen etwa 35 Prozent der globalen Bevölkerung und 45 Prozent der bewässerten Agrarflächen. Besonders stark sind die Auswirkungen in den mittleren Breitengraden, darunter 34 Prozent Asiens und 27 Prozent Nordamerikas. In diesen Gebieten dominieren langfristige Trends wie der Rückgang von Wasserressourcen (48,2 Prozent), gefolgt von saisonalen Verschiebungen (32,8 Prozent) und einem Anstieg extremer Wetterereignisse (19 Prozent).
Zunahme von Extremwetterlagen
Dürren, Überschwemmungen und andere extreme Wetterereignisse werden häufiger – und intensiver. Die NASA-Studie verdeutlicht dies am Beispiel Nordchinas. Hier sorgen Bauern dafür, dass ihre Felder trotz Trockenheit ergrünen, indem sie Grundwasser abpumpen. Kurzfristig bleibt die Landwirtschaft so funktionsfähig, doch langfristig schwindet der Wasserbestand dramatisch.
„Diese Eingriffe führen zu komplexen Auswirkungen auf andere Variablen im Wasserkreislauf, etwa Verdunstung oder Abfluss“, betont Kumar. Die Konsequenzen sind oft schwer vorherzusehen und erfordern neue Ansätze im Wassermanagement.
Landwirtschaft stört den Kreislauf
Besonders in landwirtschaftlich genutzten Regionen zeigen sich deutliche Verschiebungen. Durch intensivere Bewässerung und längere Wachstumsperioden verändert sich die Verfügbarkeit von Wasser. Diese Entwicklung stellt auch die Infrastruktur vor Herausforderungen, da sie vielerorts auf veralteten Annahmen über den Wasserzyklus basiert.
„Wir hoffen, dass unsere Forschung dazu beiträgt, die Variabilität der Wasserressourcen besser einzuschätzen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln“, sagt Wanshu Nie, Hauptautorin der NASA-Studie. Der Umgang mit Wasser muss an die neuen Gegebenheiten angepasst werden, da sich viele Regionen nicht mehr auf natürliche Ausgleichsmechanismen verlassen können.
Satelliten liefern klare Fakten
Die Studie stützt sich auf eine beeindruckende Bandbreite an Satellitendaten. Missionen wie GRACE und die Global Precipitation Measurement Mission liefern präzise Informationen zu Niederschlägen, Bodenfeuchtigkeit und Wasserspeichern. Diese Daten helfen, Veränderungen zu identifizieren und besser zu verstehen, welche Faktoren den Wasserkreislauf beeinflussen.
Das könnte dich auch interessieren:
- China plant Mega-Staudamm in Tibet: Dreimal so groß wie der Drei-Schluchten-Damm
- Flucht aus den Metropolen: Warum es immer mehr Menschen in China in kleinere Städte zieht
- Eine Stadt wie ein Schwamm: So funktioniert die Klimaanpassung
„Diese Arbeit basiert auf jahrelanger Forschung und schafft eine solide Grundlage, um Wasserflüsse und -speicher weltweit genau zu analysieren“, erklärt Augusto Getirana, Mitautor der Studie. Solche Analysen sind unverzichtbar, um fundierte Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf Wassermanagement und Landwirtschaft auswirken.
Eine neue Realität fordert Anpassung
Die NASA-Wissenschaftler warnen: Der Wasserkreislauf verändert sich schneller, als bisher angenommen. Was früher als Ausnahme galt, ist in vielen Regionen zur Regel geworden. Dürreperioden und Überschwemmungen setzen die verfügbaren Ressourcen unter Druck und erfordern ein Umdenken in der Planung.
Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig verlässliche Daten und flexible Modelle sind, um auf diese Herausforderungen vorbereitet zu sein. Nur so können Wasserressourcen geschützt und eine nachhaltige Nutzung sichergestellt werden – auch angesichts eines „neuen Normalzustands“, der vielerorts Realität wird.
Was du dir merken solltest:
- Menschliche Eingriffe wie Landwirtschaft und Grundwasserentnahme bringen den globalen Wasserkreislauf aus dem Gleichgewicht – mit spürbaren Folgen.
- Laut NASA sind 20 Hotspots betroffen, darunter 35 Prozent der Weltbevölkerung. Dürre, Überschwemmungen und veränderte Jahreszeiten prägen diese Regionen.
- Neue Daten zeigen: Ohne nachhaltige Lösungen drohen drastische Wasserengpässe und unkalkulierbare Risiken durch Extremwetter.
Übrigens: China hat mit seiner „Grünen Mauer“ ein 3.046 Kilometer langes Öko-Projekt fertiggestellt, das die Taklamakan-Wüste, das „Meer des Todes“, zähmen soll. Wie dieses gewaltige Vorhaben gegen Wüstenbildung funktioniert und welche Herausforderungen es bewältigt, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © NPS/Kurt Moses