Evolution der Liebe: Warum Polygamie bei Vögeln scheitert

Polygamie oder Monogamie: Eine Studie zeigt, welche Paarungsstrategien langfristig für Vögel wirklich funktionieren.

Vögel Polygamie

Monogamie ist bei Vögeln weit verbreitet. © Pexels

Wie beeinflusst das Liebesleben von Vögeln ihr Überleben? Eine Studie der Rice University hat untersucht, welche Paarungsstrategien sich langfristig durchsetzen und warum. Dabei zeigte sich: Nicht jede Form der Polygamie ist erfolgreich. Während einige Vögel mit ausgefallenen Balzritualen punkten, bleibt bei anderen Arten die Monogamie der Schlüssel zum Erfolg. Die Forscher analysierten dafür Daten von über 6.600 Vogelarten – das entspricht mehr als 60 Prozent der bekannten Arten weltweit. Sie untersuchten, welche Paarungssysteme stabil bleiben, welche sich verändern und wie diese das Überleben der Arten beeinflussen.

Drei Paarungssysteme im Vergleich

Im Zentrum der Untersuchung standen drei Paarungssysteme:

  • Monogamie: Ein Männchen und ein Weibchen bilden eine dauerhafte Verbindung und ziehen gemeinsam den Nachwuchs groß.
  • Ressourcen-Polygamie: Ein Männchen verteidigt ein Territorium, um mehrere Weibchen anzulocken. Dabei bleibt die Bindung oft locker und kurzzeitig.
  • Balzverhalten: Mehrere Männchen versammeln sich an einem Ort und präsentieren aufwendige Balztänze und Gesänge, um Weibchen zu beeindrucken. Nach der Paarung gehen beide getrennte Wege.

Das Ergebnis: Das Balzverhalten hat sich als besonders stabil erwiesen. Es bleibt oft unverändert und entsteht häufig direkt aus monogamen Verbindungen, ohne Zwischenstufen wie Ressourcen-Polygamie.

Balzverhalten als stabiler Überlebensvorteil

„Unsere Forschung zeigt, dass manche Paarungssysteme sich evolutionär verankern, während andere verschwinden“, erklärt Studienautor Rafael S. Marcondes von der Rice University. Besonders stabil ist das Balzverhalten, bei dem Männchen allein durch beeindruckende Präsentationen um Weibchen werben. Diese Strategie bleibt über lange Zeit konstant und verändert sich nur selten.

Ganz anders sieht es bei der Ressourcen-Polygamie aus: Hier kehren viele Vogelarten nach einiger Zeit zur Monogamie zurück. Ein Grund dafür könnte sein, dass das Verteidigen eines Territoriums und das gleichzeitige Aufziehen des Nachwuchses für das Männchen eine enorme Herausforderung darstellt. Forscher vermuten, dass diese Belastung das Risiko eines Aussterbens erhöhen könnte.

Die Bedeutung sozialer Bindungen

Die meisten Vogelarten sind monogam, was den Vorteil starker sozialer Bindungen bietet. Beide Elternteile beteiligen sich an der Aufzucht der Küken und steigern dadurch die Überlebenschancen ihres Nachwuchses.

Monogamie erweist sich als besonders widerstandsfähiges System.

Studienautor Rafael S. Marcondes

Die Forscher verwendeten für ihre Analyse sogenannte evolutionäre Stammbäume, um Übergänge zwischen den Paarungssystemen nachzuvollziehen. Diese Methode half ihnen dabei, Entwicklungen über Millionen Jahre hinweg nachzuverfolgen und festzustellen, welche Paarungsstrategien stabil bleiben und welche nicht.

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Eine überraschende Erkenntnis

Eine der größten Überraschungen der Studie war, dass das Balzverhalten aus monogamen Systemen hervorgegangen ist – und nicht, wie bisher angenommen, aus der Polygamie.

Diese Erkenntnis war völlig unerwartet und hat unser Verständnis von Paarungsverhalten verändert.

Nicolette Douvas, Co-Autorin der Studie und Studentin der Rice University

Die Studie legte besonderen Wert auf eine umfassende Analyse. Alle Informationen stammten aus anerkannten Quellen, darunter das renommierte „Handbuch der Vögel der Welt“. Um die Daten einheitlich auszuwerten, erstellte das Team ein Bewertungssystem, das Informationen nach ihrer Verlässlichkeit einstuft. Dadurch konnten sie auch unsystematisch gesammelte Daten sinnvoll nutzen.

Was du dir merken solltest:

  • Die Studie der Rice University untersuchte drei Paarungssysteme bei Vögeln: Monogamie, Ressourcen-Polygamie und Balzverhalten und analysierte deren Einfluss auf das Überleben der Arten.
  • Balzverhalten, bei dem Männchen mit aufwendigen Balzritualen um Weibchen werben, erwies sich als evolutionär besonders stabil und entwickelte sich häufig direkt aus monogamen Verbindungen.
  • Ressourcen-Polygamie hingegen zeigte sich als instabil, da die Verteidigung eines Territoriums und die Brutpflege für Männchen oft zu einer Überforderung führt, was das Aussterberisiko erhöht.

Bild: © Pexels

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