KI-Pionierin: Stanford-Professorin bringt Computern das Sehen bei

Vom Reiningungsjob zur KI-Pionierin: Fei-Fei Li zählt zu den führenden Forscherinnen im Bereich der künstlichen Intelligenz und Computer-Vision.

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Li entwickelte die Datenbank Imagenet, die die Genauigkeit und Effizienz der Bilderkennungstechnologie erheblich verbesserte. © Vecteezy

Die Stanford-Professorin Fei-Fei Li gilt als eine der führenden Figuren in der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI). Die 48-jährige Wissenschaftlerin hat bedeutende Beiträge zur Computer-Vision-Forschung geleistet, die es Computern ermöglichen, Objekte zu erkennen.

Trotz ihrer Erfolge erfuhr sie in ihrer Heimat China Diskriminierung aufgrund ihres Interesses an den Naturwissenschaften. In China, wo Li in den späten 1970er Jahren aufwuchs, hätten Lehrer ihr und ihren Klassenkameraden beigebracht, dass Fächer wie Physik und Mathematik nur für Jungen geeignet seien, weil diese „biologisch klüger“ seien.

Laut der Neuen Zürcher Zeitung veranlasste die Diskriminierung in China Lis Eltern dazu, in die USA auszuwandern, um ihrer Tochter bessere Chancen zu bieten. Doch das neue Leben im ländlichen New Jersey sei zunächst ein Rückschritt gewesen, da ihre Eltern kaum Englisch sprachen und einfache Jobs annehmen mussten. In der Schule habe Li mit der Sprache und Rassismus zu kämpfen gehabt. Ein Mathelehrer erkannte jedoch ihr Talent und förderte sie. Dank ihrer herausragenden schulischen Leistungen erhielt Li ein Vollstipendium an der Universität Princeton.

Von Armut zur Elitehochschule

Während ihres Studiums an der Eliteuniversität Princeton pendelte Li am Wochenende zum Haus ihrer Eltern, um in deren Reinigung mitzuhelfen. Ihre Forschungsinteressen reichten von Elektrotechnik über Neurologie bis zur Kunst. Li spezialisierte sich auf das noch junge Feld der Computer-Vision. Sie hatte die Idee, dass Computer das Sehen wie Kleinkinder lernen sollten, durch riesige Mengen von Beispielen.

Fei-Fei Li
Bild: Fei-Fei Li bei AI for Good 2017 (Archivbild). Bild: © ITU Pictures via Wikimedia Commons unter CC BY 2.0

Mit ihrem Team sammelte Li fast eine Milliarde Bilder aus dem Internet und ließ sie von 49.000 Arbeitern weltweit kategorisieren. Die daraus entstandene Datenbank, Imagenet, stellte sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft kostenlos zur Verfügung. Die Durchbrüche waren beachtlich: Fehlerquoten bei der Bilderkennung sanken drastisch.

Karriere und Kontroversen bei Google

2013 erhielt Fei-Fei Li eine Professur an der Universität Stanford und gründete dort ein Labor für KI. 2017 nahm sie ein Sabbatical bei Google und wurde dort Chefwissenschaftlerin für KI. In dieser Zeit geriet Google in eine Kontroverse wegen einer Partnerschaft mit dem US-Verteidigungsministerium, bei der Drohnenaufnahmen mittels KI ausgewertet werden sollten. Die Nachricht löste Empörung aus, da viele Mitarbeiter ihre Arbeit nicht in der Kriegsführung sehen wollten. Li hatte zuvor intern gewarnt: „Vermeidet um jeden Preis jegliches Erwähnen oder Andeuten von KI.“

Die Empörung legte sich erst, als Google ankündigte, die Zusammenarbeit mit dem Pentagon nicht zu verlängern. Li half dabei, die KI-Ethikrichtlinien des Unternehmens zu entwickeln. „An künstlicher Intelligenz ist nichts künstlich“, sagte sie 2018 bei einer Kongressanhörung. „Menschen haben sie sich ausgedacht, sie gebaut, und vor allem aber hat sie einen Einfluss auf Menschen.“

Einsatz für ethische KI

Die Frage, wie KI für „das Gute“ eingesetzt werden kann, prägt Lis Arbeit seit Jahren. 2017 gründete sie die Organisation „AI4ALL“, um mehr Frauen und Minderheiten für die KI-Forschung zu gewinnen. Sie sieht eine der größten Gefahren darin, dass Forscher ihre eigenen Vorurteile unbewusst in die Algorithmen einbauen.

Bei einer Podiumsdiskussion in Las Vegas widersprach Li ihrem Kollegen Andrew Ng, der Programme wie Chat-GPT als „autonome Assistenten“ bezeichnete. Sie betonte: „Für mich sind es unterstützende Assistenten, keine autonomen, weil die Programme in vielerlei Hinsicht bis jetzt nur zuarbeiten können.“ Sie fordert von Firmenchefs, die Fähigkeiten und Grenzen der KI-Technologie genau zu verstehen.

Ob KI eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit darstellt, verneinte Li. Sie sehe katastrophale gesellschaftliche Risiken, etwa durch Vorurteile in den Modellen oder Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, jedoch keine existenzielle Bedrohung.

Was du dir merken solltest:

  • Fei-Fei Li, eine bedeutende Forscherin im Bereich der künstlichen Intelligenz und Computer-Vision, hat trotz Diskriminierung in ihrer Kindheit in China eine erfolgreiche akademische und berufliche Karriere vorzuweisen.
  • Li gründete die Datenbank Imagenet, die maßgeblich zur Verbesserung der Bilderkennungstechnologie beitrug, und spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung ethischer KI-Richtlinien während ihrer Zeit bei Google.
  • Durch ihre Organisation „AI4ALL“ und ihre öffentlichen Stellungnahmen setzt sich Li dafür ein, dass KI verantwortungsvoll entwickelt und eingesetzt wird, um Vorurteile zu vermeiden und den gesellschaftlichen Nutzen zu maximieren.

Bild: © Vecteezy

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