Trump leitet Kahlschlag im „Feindesland“ ein – Kommt es zu einem Exodus der Wissenschaft nach Europa?

Trumps Politik belastet die US-Wissenschaft schwer. Mit Kürzungen, Entlassungen und ideologischen Angriffen sind globale Projekte in Gefahr.

Präsident Donald Trump hält seine Ansprache vor dem Kongress am Dienstag, den 4. März 2025, im Plenarsaal des Kapitols in Washington, D.C.

Präsident Donald Trump hält seine Ansprache vor dem Kongress am Dienstag, den 4. März 2025, im Plenarsaal des Kapitols in Washington, D.C. © Official White House Photo by Daniel Torok

Die US-Regierung unter Donald Trump und seinem Verbündeten Elon Musk hat einen beispiellosen Angriff auf die Wissenschaft gestartet. Besonders dramatisch: Dieser Krieg gegen die Forschung betrifft nicht nur die USA, sondern auch die globale Wissenschaftsgemeinschaft. Forscher warnen, dass die Folgen dieser Angriffe fatale Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen haben könnten.

Angriff auf die Wissenschaft: Trump leitet Kahlschlag im „Feindesland“ ein

„Ich glaube, Wissenschaft weiß gar nichts“, erklärte Donald Trump 2020 in einem seiner berüchtigten Statements. Wenige Monate später folgte eine aggressive Agenda, die das Fundament der amerikanischen Forschungslandschaft erschütterte. Es war der Beginn eines massiven Angriffs auf Wissenschaftsdisziplinen, die der politischen Ideologie der Regierung widersprachen. Besonders betroffen: die Klimaforschung, die Sozialwissenschaften und Teile der Gesundheitsforschung.

Dieser „Trump-Angriff auf die Wissenschaft“ zeigt sich in drastischen Budgetkürzungen und Entlassungen. Milliarden wurden aus der Forschung zu lebenswichtigen Themen wie Alzheimer, Diabetes, Krebs und Impfstoffen gestrichen. Wissenschaftliche Institutionen wie die National Institutes of Health (NIH), die CDC und die FDA verlieren massiv an Kapazitäten. Allein bei der CDC wurden 1.300 Stellen gestrichen, bei der FDA mehr als 1.000 und beim NIH über 1.200, wie CBS News berichtet. Sogar die Wetterbehörde NOAA, die für präzise Wettervorhersagen und Klimaforschung verantwortlich ist, büßte 1.300 Mitarbeiter ein – mit gravierenden Folgen für die Sicherheit und Vorhersagegenauigkeit in den USA.

Entlassungen steigen um 245 Prozent

Im Februar wurden in den USA mit 172.017 Entlassungen die höchsten Zahlen seit Juli 2020 erreicht, was einem Anstieg von 245 Prozent im Vergleich zum Januar entspricht. Besonders betroffen sind Bundesbehörden, die durch das von Elon Musk eingeführte „Department of Government Efficiency“ (DOGE) 62.242 Stellen strichen – ein Anstieg von 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so CBS. Diese drastischen Kürzungen betreffen vor allem neu eingestellte Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Leistung oder der Wichtigkeit ihrer Aufgaben.

Ideologische Zensur und die Zerstörung der wissenschaftlichen Freiheit

Der Angriff auf die Wissenschaft ist nicht nur finanzieller und personeller Natur. Es geht auch um die Zensur und die Verzerrung von Ergebnissen. Der Trump-Kurs zielt darauf ab, Wissenschaftsdisziplinen zu unterdrücken, die nicht im Einklang mit der politischen Agenda stehen. Begriffe wie „Diversity“ oder „Covid“ werden aus Forschungsanträgen entfernt, weil sie nicht ins Weltbild der Regierung passen.

Diese systematische Zensur und Verzerrung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine Bedrohung für die integrität der Forschung. Der Friedensnobelpreisträger und Klimawissenschaftler Michael Oppenheimer warnt laut dem ARD-Magazin Monitor: „Wenn Institutionen zerstört werden, werden Menschen sterben. Wir werden nicht mehr in der Lage sein, Probleme rechtzeitig zu erkennen und zu lösen.“ Die medizinische Forschung, die die Grundlage für die Bekämpfung von Krankheiten bildet, steht still. Klinische Studien wurden abgebrochen, wichtige Gesundheitsprojekte auf Eis gelegt.

Exodus von Wissenschaftlern: Europas Chance?

Für viele Wissenschaftler wird die USA zunehmend unattraktiv. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Martin Basch, der nach 27 Jahren in den USA gezwungen ist, seine Karriere zu beenden. Nach einer erfolgreichen Zeit als Professor und Forschungsleiter am NIH wurde Basch im Februar 2024 entlassen. Er fühlt sich in den USA nicht mehr willkommen und zieht in Erwägung, nach Europa zu emigrieren – vor allem nach Deutschland.

Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, sieht in diesem Exodus eine große Chance für Europa. „Es ist eine einmalige Gelegenheit, Talente zu gewinnen, die wir unter normalen Umständen nie hätten anwerben können“, erklärt er im Monitor-Beitrag. Für Europa bedeutet dies die Möglichkeit, sich als internationaler Forschungsstandort zu etablieren, der Wissenschaftlern eine Heimat bietet, die in den USA keine Perspektive mehr sehen. Doch Cramer betont auch: „Für die Weltwissenschaft insgesamt ist das eine Katastrophe, ein Rückschritt, der mich sehr besorgt.“

Der Angriff auf die NOAA und die Folgen für die Sicherheit

Besonders deutlich wird Trumps Angriff auf die Wissenschaft bei der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), der US-amerikanischen Wetterbehörde. Diese ist nicht nur für Wettervorhersagen zuständig, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in der Klimaforschung. Seit der Entlassung von 1.300 Mitarbeitern ist die Fähigkeit der NOAA, präzise und zuverlässige Vorhersagen zu treffen, massiv eingeschränkt. Tom di Liberto, ein führender Klimawissenschaftler, sagt: „Seitdem leben wir alle weniger sicher. Wir können Wetterereignisse nicht mehr zuverlässig vorhersagen.“

Warum aber diese Angriffe auf eine der zentralen Klimaforschungsinstitutionen? In den Dokumenten des „Project 2025“ – einer Strategie der konservativen Heritage Foundation – heißt es, die NOAA müsse aufgelöst oder zumindest stark verkleinert werden. Ziel sei es, das bestehende Narrativ über den Klimawandel zu verschieben und eine alternative, konservative Sichtweise zu etablieren.

Trumps Blockade: Wie die USA die globale Klimaforschung bremsen

Diese Haltung der neuen Regierung zeigt sich besonders deutlich in den jüngsten Entscheidungen, die laut der Washington Post auch die Arbeit des IPCC massiv behindern. US-Wissenschaftler und Diplomaten wurden von einem wichtigen Klimagipfel in China ausgeschlossen, der für den nächsten, entscheidenden Klimabericht notwendig war. Besonders hart trifft es Katherine Calvin, NASA-Chefwissenschaftlerin, die daran arbeitet, den Bericht des IPCC für 2029 vorzubereiten. Ihr wurde nicht nur die Reise nach China verweigert, sondern auch die Zusammenarbeit mit einem US-Wissenschaftlerteam abrupt beendet. Ein Drittel des kommenden Berichts steht nun ohne koordinierte Unterstützung da.

Michael Oppenheimer, Klimawissenschaftler an der Princeton University, beschreibt diese Blockade als „Sand im Getriebe“ der internationalen Klimaforschung. Was früher eine führende Rolle der USA in der weltweiten Klimawissenschaft war, droht nun durch diese Handlungen ins Wanken zu geraten. Trumps Dekrete erschüttern das Vertrauen in eine effektive und kooperative Klimaforschung. Sie stellen eine bedrohliche Entwicklung im globalen Kampf gegen den Klimawandel dar.

Kurz zusammengefasst:

  • Trumps Politik hat die US-Wissenschaft durch massive Budgetkürzungen und Entlassungen in wichtigen Bereichen wie Klimaforschung, Gesundheit und Sozialwissenschaften stark geschwächt.
  • Der Fokus der Regierung auf ideologische Kontrolle und Zensur führt zu einer Verzerrung wissenschaftlicher Ergebnisse und gefährdet lebenswichtige Forschungsprojekte.
  • Diese Entwicklungen haben einen Exodus von Wissenschaftlern nach Europa ausgelöst, was Europa die Chance bietet, sich als neuer Forschungsstandort zu etablieren.

Bild: © The White House via Wikimedia unter Public Domain

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