„Schlauer als wir“: Farmtiere trotzen Hurrikan Milton – Einzigartige Überlebensstrategien

Während Hurrikan Milton mindestens 16 Menschenleben forderte, zeigten Farmtiere beeindruckende Überlebensinstinkte.

Überschwemmung in New Smyrna Beach nach Milton.

Überschwemmung in New Smyrna Beach nach Milton. © Wikimedia

Als Hurrikan Milton mit beängstigender Geschwindigkeit auf die US-Ostküste zuraste und durch die von ihm ausgelösten Tornados mindestens 16 Menschenleben forderten, entschieden sich Sara Weldon und ihr Mann Rick Bass, auf ihrer kleinen Farm in Clermont, Florida, zu bleiben. Trotz der drohenden Gefahr durch den Hurrikan wollten sie ihre Tiere – zehn Esel, neun Kühe, vier Ziegen, einen Kater, sechs Hunde und etwa 100 Hühner – nicht im Stich lassen.

„Wir haben jedes Tier seit seiner Geburt aufgezogen. Sie sind im Grunde unsere Kinder“, erklärte Weldon in einem Interview mit der Washington Post. Das Ehepaar hätte Florida sicher verlassen können, doch sie konnten ihre Tiere nicht zurückzulassen. „Wir hätten nicht alle mitnehmen können, und sie allein zu lassen, war keine Option“, fügte sie hinzu. Stattdessen beschlossen sie, so gut wie möglich Vorbereitungen zu treffen, um ihre Tiere und sich selbst zu schützen.

Hurrikan-Gefahr gemeistert – „Tiere sind klüger als wir“

Die Reaktion auf Weldons Entscheidung ging schnell viral. Ein von ihr auf TikTok gepostetes Video, in dem sie emotional erklärte: „Wir evakuieren nicht, und bitte fragt uns nicht danach“, wurde 4,2 Millionen Mal angesehen. Menschen auf der ganzen Welt, von Australien bis Deutschland, drückten ihre Anteilnahme aus und wünschten ihr und ihren Tieren Sicherheit.

Laut Weldon war die sicherste Option für die Tiere, sie nicht im Stall, sondern draußen zu lassen. Farmtiere seien instinktiv in der Lage, Schutz vor extremen Wetterbedingungen zu finden. Dies bestätigte sich in der Nacht des Sturms, als Weldon und Bass um 2:30 Uhr nach ihren Tieren sahen. „Unsere Esel haben sich in einer Gruppe zusammengekuschelt, um dem Wind zu trotzen“, berichtete sie der Washington Post. „Sie sind wirklich klüger als wir.“

Warum füllen die Menschen vor einem Hurrikan ihre Badewannen mit Wasser?

Um bestmöglich vorbereitet zu sein, füllten Weldon und ihr Mann ihre Badewannen mit Wasser, sicherten Zäune und horteten Futter für die Tiere. Auch der jüngste Esel und die jungen Hühner durften ins Haus. Trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen schlief Weldon in der Nacht des Sturms mit der Angst, ihre Tiere am Morgen nicht mehr lebend zu sehen.

Wer in einer Hurrikan-gefährdeten Region lebt, weiß oft aus Erfahrung, dass es sinnvoll ist, die Badewanne vor einem Sturm mit Wasser zu füllen. Für viele außerhalb der Sturmzone von Hurrikans mag dieser Schritt jedoch seltsam erscheinen. In fast jedem Hurrikan-Vorbereitungsleitfaden, von FEMA bis hin zu lokalen Empfehlungen, wird dieser Tipp aufgeführt, berichtet The Hill. Das Wasser aus der Badewanne dient weniger als Trinkwasser, sondern vor allem für hygienische Zwecke wie Baden oder Toilettenspülungen – besonders wichtig, wenn die Wasserversorgung ausfällt.

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Sara Weldons Geschichte ist jedoch kein Einzelfall. Graci Lovering, eine andere Tierhalterin in Lakeland, Florida, sorgte weltweit für Aufmerksamkeit, als sie ihre Kühe und Pferde mit wasserfestem Farbstift markierte, um sie im Falle eines Zaunbruchs identifizieren zu können. Ihr Video wurde 26 Millionen Mal angesehen. „Die Tiere sind draußen auf der Weide am sichersten“, erklärte sie. „Im Stall könnten sie von einem umstürzenden Baum getroffen oder eingesperrt werden.“

„Tiere wissen, was zu tun ist“

Wie Weldon, blieb auch Lovering mit ihrer Familie auf dem Hof. Die Entscheidung, die Tiere in der offenen Weide zu lassen, basierte auf dem Vertrauen in ihre Instinkte. „Sie wissen genau, was zu tun ist. Die Tiere stellen sich mit dem Rücken in den Wind und warten, bis der Hurrikan vorbei ist“, erklärte Lovering der Washington Post. Auch hier äußerten zahlreiche fremde Menschen in den sozialen Medien ihre Sorgen um die Tiere.

In ganz Florida teilten unzählige Tierhalter ihre Erlebnisse während des Hurrikans Milton. Besonders populär wurde ein Video von Ziegen, die in Rettungswesten gekleidet waren. Es erreichte fast vier Millionen Aufrufe und trug zur Solidarität bei, die Menschen online zeigten.

„Eine unerwartete Welle der Unterstützung“

Nicht nur Weldon und Lovering erhielten Zuspruch. Auch Victori Koepsell, eine Pferdehalterin aus Zentralflorida, berichtete, wie sie ihre vier Pferde während des Sturms frei auf der Weide ließ. „Ich war die ganze Nacht über in Angst, aber ich wusste, dass dies ihre beste Überlebenschance war“, sagte Koepsell, die ebenfalls nicht evakuierte. Am Morgen nach dem Sturm rannte sie zum Stall, nur um von all ihren Pferden umringt zu werden, die sie wohlbehalten begrüßten.

„Es sind Momente wie diese, die die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Tier bestätigen“, sagte Koepsell. Die Unterstützung, die sie von Fremden online erhielt, habe sie tief bewegt.

Übrigens: Die Hurrikans stellen Mensch und Tier vor immense Herausforderungen, doch für Hausbesitzer in Florida gehen die Probleme lange nach dem Sturm weiter. Steigende Versicherungsprämien könnten viele zur Abwanderung zwingen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Quxyz via Wikimedia unter CC BY 4.0

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