Serbien in Aufruhr: Massenproteste gegen den Lithiumabbau im Jadar-Tal
In Serbien gehen Zehntausende gegen den geplanten Lithiumabbau auf die Straße. Das Jadar-Tal fürchtet um seine Existenz.
In Serbien schlägt ein geplantes Bergbauprojekt hohe Wellen: Zehntausende Menschen haben in der Hauptstadt Belgrad gegen den geplanten Abbau von Lithium demonstriert. Die massiven Proteste vom 11. August 2024 zeigen, wie sehr viele Serben besorgt sind, dass der Abbau des wertvollen Rohstoffs nicht nur ihre Umwelt, sondern auch ihre Existenzgrundlage gefährden könnte. Der Protest, organisiert von mehreren Umweltschutzvereinen, fand unter dem Motto „Es wird keine Bergwerke geben“ statt und zog eine große Menschenmenge an. Die Demonstranten machten ihrem Unmut über die Pläne zur Lithiumförderung im Jadar-Tal, einer Region mit dem größten Lithiumvorkommen Europas, lautstark Luft.
Proteste gegen Abbau von Lithium in Serbien eskalieren
Während die Demonstration friedlich auf einem zentralen Platz Belgrads begann, eskalierte die Situation, als Teile der Protestierenden die Gleise in zwei Bahnhöfen der Stadt blockierten und damit den Zugverkehr lahmlegten. Laut Innenminister Ivica Dacic, der diese Aktionen als schwere Verletzung der öffentlichen Ordnung verurteilte, zählten die Behörden zwischen 24.000 und 27.000 Demonstranten. Das meldet die Tagesschau. Die Polizei, die zunächst zurückhaltend agierte, kündigte später Anzeigen wegen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten an. In den Tagen zuvor hatten bereits in über 40 Städten Serbiens Menschen gegen das Bergbauprojekt demonstriert, was den zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung verdeutlicht.
Rio Tinto will Lithium in Serbien abbauen
Der Grund für die landesweiten Proteste liegt im geplanten Abbau von Lithium durch den australischen Bergbaukonzern Rio Tinto im Jadar-Tal. Das Projekt, das ursprünglich gestoppt wurde, erhielt im Juli 2024 wieder grünes Licht von der serbischen Regierung. Serbiens Entscheidung, die Förderung wieder aufzunehmen, wurde bei einem Treffen zwischen dem serbischen Premierminister und dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz in Belgrad offiziell verkündet. Eine Absichtserklärung zur umweltverträglichen Lithiumförderung wurde dabei unterzeichnet. Diese Vereinbarung soll dazu beitragen, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, das weltweit einen Großteil des Lithiumabbaus und der Verarbeitung kontrolliert.
Konflikte im Jadar-Tal: Der Widerstand der lokalen Bevölkerung
Die geplante Lithiumförderung im Jadar-Tal stößt besonders bei der lokalen Bevölkerung auf heftigen Widerstand. In den Dörfern der Region leben rund 18.000 Menschen, hauptsächlich junge Familien, die seit Generationen von der Landwirtschaft leben. Die Aussicht, dass ein Bergwerk ihre Lebensgrundlage zerstören könnte, hat zu einer beispiellosen Mobilisierung geführt. Zlatko Kokanović, ein lokaler Veterinär und Landwirt, der in der Region lebt, sieht die Pläne für den Bergbau als existenzielle Bedrohung: „Hier ist kein Platz für uns und den Bergbau“, sagte er im Gespräch mit DW. Für die Anwohner bedeutet der Verlust ihres Landes nicht nur den Verlust ihres Zuhauses, sondern auch den ihres Einkommens und ihrer kulturellen Wurzeln.
Umweltbedenken: Eine geteilte Nation
Die Umweltschützer, die die Proteste organisieren, warnen vor den katastrophalen Folgen des Lithiumabbaus für die Natur. Sie befürchten, dass der Abbau das Grundwasser mit Schwermetallen kontaminieren könnte, was langfristig die Trinkwasserversorgung gefährden würde. Rio Tinto hat daraufhin in einer Stellungnahme betont, dass das Projekt strenge Umweltstandards einhalten werde. Laut dem Unternehmen wird während des Prozesses zur Lithiumgewinnung die verwendete Schwefelsäure in geschlossenen Systemen gehandhabt. Das entstehende Abwasser wird vor der Einleitung in die Umwelt gründlich gereinigt. Dennoch bleibt die Skepsis und die Angst vor leeren Versprechungen bei vielen Serben groß.
Was du dir merken solltest:
- Zehntausende Serben protestieren gegen den geplanten Lithiumabbau im Jadar-Tal, da sie um ihre Umwelt und Existenz fürchten.
- Das Projekt von Rio Tinto, das ursprünglich gestoppt wurde, erhielt im Juli 2024 wieder grünes Licht von der serbischen Regierung.
- Die Umweltschützer warnen vor schwerwiegenden Folgen für Natur und Trinkwasser, während die Bevölkerung zunehmend Widerstand leistet.
Übrigens: Eine schwedische Firma könnte mit ihrer Innovation die Lithiumabhängigkeit verringern. Sinonus macht aus alten Windrädern, genauer gesagt Kohlefaser, einem wichtigen Bestandteil von Turbinenblättern, leistungsstarke Akkus. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Emilija Knezevic via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
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