Gen Z und der Generationenkonflikt auf LinkedIn: Zählen Follower oder Kompetenz?

Der Generationenkonflikt auf LinkedIn spitzt sich zu: Gen Z bringt frischen Wind, ältere Nutzer kritisieren den Fokus auf Follower.

Gen Z LinkedIn

Auf LinkedIn prallen die persönliche, offene Herangehensweise der Gen Z und die traditionell beruflich orientierte Nutzung älterer Generationen aufeinander. Bild: © Pexels

Auf LinkedIn tobt ein Konflikt der Generationen: Während die Plattform seit über 20 Jahren als berufliches Netzwerk dient, sorgt die wachsende Präsenz der Gen Z für Spannungen. Die junge Generation bringt eine Offenheit und persönlichen Stil mit, der bei älteren Nutzern, wie der Generation X, auf Skepsis stößt. Laut einem Bericht von Bloomberg führt diese Entwicklung zu einer spürbaren Veränderung der Inhalte auf LinkedIn und fordert erfahrene Nutzer heraus.

Ali Cudby, eine Unternehmerin aus Boston, die zur Generation X gehört, beobachtet diese Veränderungen mit gemischten Gefühlen. Sie hat festgestellt, dass ihre Beiträge auf LinkedIn weniger Engagement erzeugen. Ein Social-Media-Berater riet ihr, mehr persönliche Inhalte zu teilen, um ihre Reichweite zu erhöhen. Doch für Cudby fühlt sich das „wirklich unauthentisch“ an. Diese Skepsis teilen viele ihrer Generation, die die Plattform traditionell als berufliches Netzwerk ohne übermäßig persönliche Inhalte nutzen.

Gen Z bringt frischen Wind auf LinkedIn

Die Generation Z betrachtet LinkedIn weniger als reines Business-Netzwerk, sondern nutzt es ähnlich wie das ursprüngliche Facebook, das 2004 als soziale Plattform zum Teilen von Fotos und Gedanken startete. Diese Generation tritt mit einem viel persönlicheren Stil auf LinkedIn auf. Das kommt bei den älteren Nutzern oft weniger gut an. Adam Kail, Gründer von Harrison Gray Search and Consulting, sagt laut Bloomberg dazu: „Ältere sehen, wie junge Leute erfolgreich sind und viel Aufmerksamkeit bekommen. Wenn sie das nachmachen, wirkt es oft unbeholfen.“

Auch auf Reddit gibt es eine Diskussion über den Wandel auf LinkedIn. Besonders kritisiert werden Beiträge, die eher an Facebook als an ein berufliches Netzwerk erinnern. Bob Hutchins, ein Marketingstratege aus Nashville, erreichte mit seinem Beitrag „This is not Facebook“ auf LinkedIn über 70.000 Likes. Damit traf er den Nerv vieler Nutzer, die befürchten, dass LinkedIn seinen ursprünglichen Zweck als professionelles Netzwerk verliert.

Authentizität auf LinkedIn

Trotz der Skepsis gegenüber der zunehmenden Vermischung von beruflichen und persönlichen Inhalten auf LinkedIn, gibt es auch Stimmen, die den Wandel begrüßen. Einige Experten sind der Meinung, dass mehr persönliche Inhalte zu höherem Engagement führen. Molly Godfrey, Mitbegründerin von Build Impact Convert, betont, dass es wichtig sei, ansprechende persönliche Inhalte zu posten, jedoch ohne in die Eitelkeitsfalle von „Vanity Metrics“ wie Likes und Kommentaren zu tappen. „Es ist entscheidend, die richtigen Menschen mit den richtigen Inhalten anzusprechen“, sagt sie.

Dieser Trend zeigt, dass es auf LinkedIn nicht nur um die Quantität der Interaktionen geht, sondern um die Qualität und Zielgenauigkeit der Inhalte. Viele Nutzer wollen mit ihren Beiträgen authentisch bleiben, auch wenn das bedeutet, weniger Likes zu bekommen. Michael Urtuzuástegui Melcher, der Autor des Buches „Your Invisible Network“, bringt es laut Bloomberg auf den Punkt:

Am Ende des Tages wird man für seine Kompetenz eingestellt, nicht für die Anzahl der Follower.

Gen Z nutzt LinkedIn selten in Deutschland

In Deutschland ist die Nutzung von LinkedIn unter der Generation Z noch vergleichsweise gering. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage verwenden nur 9 Prozent dieser Altersgruppe das Business-Netzwerk, während Plattformen wie Instagram (66 Prozent), YouTube (55 Prozent) und TikTok (33 Prozent) deutlich populärer sind. Im Vergleich dazu nutzen Millennials LinkedIn etwas häufiger, mit einer Nutzungsrate von 13 Prozent. Insgesamt hat LinkedIn in der deutschen Bevölkerung eine Nutzungsrate von 10 Prozent in den letzten 30 Tagen.

Was du dir merken solltest:

  • Auf LinkedIn entsteht ein Konflikt zwischen der persönlichen, offenen Art der Gen Z und der traditionell beruflichen Nutzung durch ältere Generationen.
  • Die Gen Z bevorzugt persönliche Inhalte auf LinkedIn, was zu Spannungen mit Nutzern führt, die die Plattform eher als berufliches Netzwerk sehen.
  • Trotz des Trends zu persönlicheren Beiträgen bleibt Kompetenz der entscheidende Faktor für beruflichen Erfolg auf LinkedIn.

Übrigens: Der Gen Z wird oft nachgesagt, sie sei arbeitsfaul. Eine Umfrage zeichnet jedoch ein ganz anderes Bild: Viele junge Menschen nehmen weniger Urlaub. FOMO und Schuldgefühle halten sie davon ab – ganz anders verhält es sich bei den Baby Boomern. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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