Homeoffice auf dem Rückzug: Wie Firmen die Balance zwischen Job und Privatleben neu justieren
Trotz anfänglicher Begeisterung für flexible Arbeitsmodelle ziehen viele Unternehmen ihre Homeoffice-Optionen zurück, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie herausfordert.
Die Debatte um flexible Arbeitsmodelle wie das Homeoffice, auch bekannt als „New Work“, bleibt aktuell, weil einige Unternehmen in Deutschland beginnen, ihre Mitarbeiter wieder verstärkt ins Büro zu rufen.
Dahinter steckt eine handfeste Befürchtung: Laut einer Schätzung können demotivierte Mitarbeiter, die keine emotionale Bindung zu ihrer Arbeit haben, die deutsche Volkswirtschaft jährlich zwischen 132,6 und 167,2 Milliarden Euro kosten. Diese Zahl unterstreicht die wirtschaftliche Bedeutung von Mitarbeiterengagement und effektiver Führung.
Tobias Reitz, der vor 14 Jahren die Agentur „quäntchen + glück“ in Darmstadt gründete, hat sich frühzeitig für das Konzept „New Work“ eingesetzt. Seine Erfahrungen zeigen, dass viele Unternehmen mittlerweile erkennen, dass sie innovative Arbeitsmodelle fördern müssen, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. „Wir haben immer noch einen Fachkräftemangel und müssen uns natürlich darum bemühen, dass Menschen gerne für unsere Organisation arbeiten, dass sie dort gut organisiert sind“, so Reitz laut Tagesschau.
Wandel in der Arbeitswelt
Trotz der Vorteile, die flexible Arbeitsmodelle bieten, zeigt die Entwicklung bei großen DAX-Unternehmen wie der Deutschen Bank, dass der Rückkehr ins Büro nach wie vor eine hohe Bedeutung zukommt. Christian Streckert, Sprecher der Deutschen Bank, betont die Wichtigkeit des persönlichen Austauschs: „Der persönliche Austausch im Büro ist wichtig, um Verbindungen zu knüpfen, zu lernen und im Team zusammenzuarbeiten.“
Friederike Hardering, eine Expertin für die Zukunft der Arbeit an der FH Münster, sieht in der Rückkehr ins Büro nicht nur Nachteile. Laut Tagesschau berichtet sie, dass „in vielen Organisationen die Innovationskraft und die Kreativität durch den fehlenden Austausch zurückgegangen ist.“ Dies verdeutlicht, dass das hybride Arbeitsmodell, das eine Kombination aus Büroarbeit und Homeoffice bietet, immer noch in der Entwicklung ist und von vielen Unternehmen als idealer Mittelweg angesehen wird.
Flexible Arbeitsmodelle in der Praxis
Beispiele für Unternehmen, die erfolgreich flexible Modelle implementieren, sind Opel und die Lufthansa Group. Opel bietet in Rüsselsheim dauerhafte, flexible Homeoffice-Lösungen an, wobei die Mitarbeiter zwischen null und fünf Tagen pro Woche von zu Hause aus arbeiten können. Die Lufthansa Group geht sogar noch weiter und ermöglicht 30 Tage Mobilarbeit im europäischen Ausland, wie Sprecher Marc Baron erklärte.
Pricewaterhouse Coopers (PwC) setzt ebenfalls auf Flexibilität und erlaubt es Mitarbeitern, im Rahmen einer sogenannten „Workation“ aus bis zu 40 verschiedenen Ländern zu arbeiten. Daniela Geretshuber von PwC sieht darin eine Anpassung an die Bedürfnisse moderner Arbeitskräfte, die Wert auf Flexibilität und Work-Life-Balance legen.
Die Umsetzung von „New Work“ bleibt eine Herausforderung und eine Chance zugleich. Unternehmen sind gefordert, die spezifischen Bedürfnisse ihrer Teams zu erkennen und Arbeitsmodelle entsprechend anzupassen. Die Zukunft der Arbeit ist vielfältig, und eine „one fits all“-Lösung gibt es nicht. Vielmehr müssen individuelle Lösungen gefunden werden, die sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeiter als auch den Anforderungen des Marktes gerecht werden.
Was du dir merken solltest:
- Wirtschaftliche Folgen mangelnder Bindung: Mitarbeiter ohne emotionale Bindung zu ihrer Arbeit verursachen der deutschen Volkswirtschaft jährlich bis zu 167,2 Milliarden Euro Schaden, was die Notwendigkeit effektiver Führung und Mitarbeiterengagement verdeutlicht.
- Trend zu hybriden Arbeitsmodellen: Trotz einer Rückkehr einiger Firmen zur Büroarbeit fördern Unternehmen wie Opel und die Lufthansa Group flexible Arbeitsmodelle, die sowohl Homeoffice als auch Büroarbeit beinhalten, um moderne Arbeitskräftebedürfnisse zu erfüllen.
- Anpassung der Arbeitsmodelle: Unternehmen müssen individuell angepasste Lösungen entwickeln, die sowohl den spezifischen Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter als auch den Marktanforderungen entsprechen, um im Wandel der Arbeitswelt erfolgreich zu sein.
Bild: © Vecteezy
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