Greenpeace schlägt Alarm – Giftiger PFAS-Meeresschaum an Nord- und Ostsee gefährdet Badegäste

Greenpeace hat an beliebten Stränden extrem hohe PFAS-Konzentrationen gemessen – trotzdem hält sich Deutschland mit Maßnahmen zurück.

An beliebten Stränden wurden extrem hohe PFAS-Konzentrationen gemessen. © Unsplash

An beliebten Stränden wurden extrem hohe PFAS-Konzentrationen gemessen (Symbolbild). © Unsplash

An Nord- und Ostsee haben Forscher gefährlich hohe Konzentrationen von Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFAS) im Meeresschaum entdeckt. Diese sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ bauen sich nicht ab und reichern sich im Körper an. Wissenschaftler warnen, dass der Kontakt mit dem Schaum gefährlich sein kann. Während Nachbarländer bereits Maßnahmen ergriffen haben, gibt es in Deutschland noch keine offiziellen Warnungen.

Extrem hohe PFAS-Werte in beliebten Badeorten

Greenpeace hat an mehreren Stränden Nord- und Ostseeproben genommen, darunter auf Sylt, Norderney, in Boltenhagen und Kühlungsborn. Die Ergebnisse zeigen laut Tagesschau, dass der Meeresschaum an deutschen Stränden teils tausendfach höhere PFAS-Werte enthält als es beispielsweise dänische Grenzwerte für Badegewässer erlauben.

Am stärksten belastet war der Schaum in Kühlungsborn mit 160.000 Nanogramm pro Liter. Auf Sylt wurden 96.000 Nanogramm und in St. Peter-Ording 58.000 Nanogramm gemessen. Auch in anderen Orten fanden die Wissenschaftler Werte von mehreren 10.000 Nanogramm pro Liter. Zum Vergleich: Dänemark erlaubt nur 40 Nanogramm in Badegewässern.

Was sind PFAS und warum sind sie gefährlich?

PFAS sind Chemikalien, die unter anderem für wasserabweisende Beschichtungen in Kleidung, Pfannen oder Verpackungen verwendet werden. Sie gelten als problematisch, weil sie nicht biologisch abbaubar sind und sich in der Umwelt sowie im menschlichen Körper ansammeln. Einige Verbindungen stehen im Verdacht, Krebs auszulösen oder das Immunsystem zu schwächen.

Im Wasser sind PFAS oft stark verdünnt, doch im Meeresschaum sammeln sie sich an. Das bedeutet, dass Menschen am Strand diesen Chemikalien in besonders hoher Konzentration ausgesetzt sind.

Greenpeace rät, den Kontakt mit Meeresschaum zu meiden

Die Umweltorganisation warnt vor unbedachtem Kontakt mit dem Meeresschaum. Der Greenpeace-Experte Julios Kontchou erklärte laut Tagesschau, dass PFAS im Meeresschaum die Exposition gegenüber den Chemikalien erhöhen, da sie über die Haut aufgenommen, eingeatmet oder verschluckt werden können. Besonders Kinder und Hunde seien gefährdet, da sie oft im Schaum spielen.

Dänemark und die Niederlande haben bereits Schilder aufgestellt, die vor dem Kontakt mit dem Schaum warnen. In Deutschland gibt es bisher keine vergleichbaren Maßnahmen. Das Bundesumweltministerium teilte mit, dass man sich der Problematik bewusst sei und an einer EU-weiten Regulierung arbeite.

Niederlande kritisieren Deutschlands Vorgehen

Die niederländischen Behörden kritisieren Deutschland scharf. Der niederländische Wasserverband RIWA berichtet, dass weiterhin große Mengen PFAS aus deutschen Chemiewerken in den Rhein gelangen und das Trinkwasser für fünf Millionen Menschen gefährden. Gerard Stroomberg, Direktor der niederländischen Flusswasserwerke, fordert klare Grenzwerte für die Industrie, um die Emissionen zu kontrollieren.

Bundesregierung verweist auf EU-Regeln

Das Bundesumweltministerium erklärte laut Tagesschau, dass Deutschland sich an die EU-Vorgaben halte. Strengere nationale Regelungen oder eigene Grenzwerte für PFAS in Badegewässern sind nicht vorgesehen. Stattdessen setzt die Regierung auf einen europäischen PFAS-Actionplan, der langfristig die Belastung reduzieren soll. Ob Deutschland eigene Warnungen für Strände einführt oder Maßnahmen wie in den Nachbarländern ergreift, ist derzeit offen. Konkrete Antworten dazu blieben bislang aus.

Kurz zusammengefasst:

  • An den deutschen Küsten wurden extrem hohe PFAS-Konzentrationen im Meeresschaum gemessen, die weit über den in Dänemark geltenden Grenzwerten für Badegewässer liegen.
  • PFAS sind langlebige Chemikalien, die sich in der Umwelt und im Körper anreichern und gesundheitliche Risiken wie Krebserkrankungen oder Immunschwächen verursachen können.
  • Während Dänemark und die Niederlande bereits vor dem Kontakt mit Meeresschaum warnen, gibt es in Deutschland noch keine vergleichbaren Maßnahmen oder Grenzwerte.

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