Vorhofflimmern: Eine Tasse Kaffee am Tag kann das Rückfallrisiko deutlich senken
Kaffee gilt nicht länger als Risiko bei Vorhofflimmern. Eine klinische Studie zeigt: Maßvoller Konsum kann das Herz sogar stabilisieren.
Schon eine Tasse Kaffee täglich senkte in der Studie das Risiko für erneute Vorhofflimmern-Episoden um fast 40 Prozent. © Unsplash
Kaffee stand lange im Verdacht, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern zu verschlimmern. Viele Ärzte rieten deshalb zu Koffeinverzicht. Nun liefert eine neue Studie aus Kalifornien Hinweise darauf, dass genau das Gegenteil zutreffen könnte: Schon eine Tasse Kaffee täglich senkt offenbar das Risiko für erneute Rhythmusstörungen und stellt eine gängige Empfehlung infrage.
Die Daten deuten auf einen schützenden Effekt bei regelmäßigem, moderatem Konsum hin. Millionen Menschen mit Vorhofflimmern erhalten damit eine wissenschaftlich begründete Entwarnung.
Kaffee senkt bei Vorhofflimmern das Risiko für Rückfälle deutlich
Das Forschungsteam der University of California – San Francisco hat 200 Personen mit dauerhaftem Vorhofflimmern über ein halbes Jahr beobachtet. Alle hatten sich zuvor einer elektrischen Kardioversion unterzogen, einem kurzen Stromimpuls, der den Herzrhythmus wieder in Ordnung bringen soll.
Die Teilnehmenden wurden zufällig auf zwei Gruppen verteilt. Die eine sollte weiterhin täglich mindestens eine Tasse koffeinhaltigen Kaffee trinken, die andere komplett auf Kaffee und koffeinhaltige Produkte verzichten. Am Ende lag das Risiko für einen Rückfall in der Kaffeegruppe bei 47 Prozent – bei den Abstinenten bei 64 Prozent. Das entspricht einer Risikoreduktion von 39 Prozent.
Forscher sprechen sich für maßvollen Kaffeekonsum aus
Die Ergebnisse stammen aus der sogenannten DECAF-Studie, die an Kliniken in den USA, Kanada und Australien durchgeführt wurde. Studienleiter Gregory M. Marcus erklärt: „Koffein wirkt harntreibend. Das kann den Blutdruck senken und dadurch auch das Risiko für Vorhofflimmern.“ Christopher X. Wong, Erstautor der Studie, betont:
Diese Daten zeigen, dass Kaffee nicht nur unbedenklich, sondern vermutlich sogar schützend ist.
Koffein könnte das Herz indirekt stabilisieren
Die Forschenden vermuten mehrere Ursachen für den beobachteten Effekt. Kaffee enthält zahlreiche pflanzliche Stoffe mit entzündungshemmender Wirkung. Das könnte helfen, Entzündungen im Herzmuskel zu verringern – ein möglicher Auslöser für Rhythmusstörungen.
Zudem blockiert Koffein bestimmte Rezeptoren im Herzgewebe. Diese sind an der Entstehung von Vorhofflimmern beteiligt. Auch eine gesteigerte körperliche Aktivität könnte eine Rolle spielen – frühere Studien zeigten, dass Kaffeetrinker oft aktiver sind und seltener zu zuckerhaltigen Getränken greifen.
Was für Patienten wichtig ist
In Deutschland leiden mehr als zwei Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Die Erkrankung kann Schwindel, Luftnot oder Herzstolpern auslösen und erhöht das Risiko für Schlaganfälle deutlich. Die Studie liefert wichtige Hinweise für den Alltag:
- Eine Tasse Kaffee täglich scheint unbedenklich zu sein und könnte sogar schützen.
- Energy-Drinks oder sehr hohe Koffeinmengen wurden nicht untersucht.
- Wer nach dem Kaffeetrinken Unruhe oder Herzklopfen verspürt, sollte individuell mit dem Arzt sprechen.
Die Forscher betonen, dass Kaffee keine Medikamente ersetzt. Aber ein maßvoller Konsum kann Teil eines herzgesunden Lebensstils sein.
Keine Hinweise auf mehr Nebenwirkungen
Während des gesamten Studienzeitraums kam es in beiden Gruppen zu keinen auffälligen Komplikationen. Weder Schlaganfälle noch Herzinfarkte traten häufiger auf. Todesfälle wurden keine verzeichnet. Im Gegenteil: In der Kaffeegruppe mussten weniger Personen ins Krankenhaus als bei den Abstinenten. Auch der Blutdruck und das Gewicht blieben stabil.
Für viele Betroffene dürfte das eine beruhigende Nachricht sein. Und für den morgendlichen Kaffee bedeutet es: Genuss ist weiterhin erlaubt – mit gutem Gefühl.
Kurz zusammengefasst:
- Eine neue Studie der University of California – San Francisco zeigt, dass moderater Kaffee-Konsum bei Patienten mit Vorhofflimmern das Rückfallrisiko um 39 Prozent senken kann.
- Die Betroffenen tranken im Schnitt eine Tasse pro Tag, ohne dass sich Nebenwirkungen oder Herzprobleme häuften – im Gegenteil: Die Krankenhausquote war sogar niedriger.
- Die Forscher vermuten, dass entzündungshemmende Stoffe im Kaffee, die Blockade bestimmter Rezeptoren und mehr körperliche Aktivität zum positiven Effekt beitragen.
Übrigens: Nicht jede Tasse Kaffee wirkt sich gleich auf die Gesundheit aus – vor allem die Augen könnten darunter leiden, wenn er aus Instantpulver stammt. Eine neue Studie zeigt: Wer regelmäßig löslichen Kaffee trinkt, hat ein bis zu siebenfach erhöhtes Risiko für Altersblindheit. Mehr dazu in unserem Artikel.
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