Was wir heute essen, kann unseren Ur-Enkeln schaden – neue Studie warnt vor Eiweißmangel
Ein niedriger Proteingehalt in der Nahrung führt laut einer Studie zu dauerhaften Gesundheitsproblemen über Generationen hinweg.

Eine eiweißarme Ernährung kann Spuren bis in die Urenkel-Generation hinterlassen – mit kleineren Nieren, weniger Filtereinheiten und höherem Krankheitsrisiko. © Pexels
Unsere Ernährung prägt nicht nur unsere Gesundheit – sondern womöglich auch die unserer Kinder, Enkel und sogar Urenkel. Eine neue Studie der Tulane University liefert erschreckende Hinweise darauf, wie stark sich eine unausgewogene Ernährung auf kommende Generationen auswirken kann. Besonders der Mangel an Eiweiß scheint langfristige Spuren zu hinterlassen.
Die Forscher untersuchten an Mäusen, wie sich eine proteinarme Ernährung der Eltern auf die Nachkommen auswirkt – und stellten dabei fest: Nicht nur das Geburtsgewicht war über vier Generationen hinweg verringert, auch die Entwicklung der Nieren war dauerhaft beeinträchtigt.
Schlechte Ernährung wirkt Generationen später nach
Bei den Nachkommen fanden die Wissenschaftler kleinere Nieren und deutlich weniger sogenannte Nephrone – jene Filtereinheiten, die das Blut reinigen und für die Entgiftung des Körpers entscheidend sind. Selbst dann, wenn die nachfolgenden Generationen wieder ausgewogen ernährt wurden, blieben die Effekte teilweise bestehen.
„Es ist wie eine Lawine“, sagt Studienleiter Giovane Tortelote von der Tulane University. „Man könnte denken, man behebt das Problem mit einer besseren Ernährung in der nächsten Generation. Doch auch Enkel und Urenkel können mit verringertem Geburtsgewicht und einer reduzierten Anzahl an Nephrone geboren werden.“
Auch die Ernährung der Väter spielt eine Rolle
Besonders bemerkenswert: Nicht nur die Ernährung der Mutter zeigte Auswirkungen. Auch die väterliche Ernährung beeinflusste die Entwicklung der Nachkommen. „Natürlich ist die Ernährung der Mutter enorm wichtig“, sagt Tortelote. „Aber es sieht ganz so aus, als würde auch vom Vater epigenetisch etwas weitergegeben werden.“
Damit rückt die Studie ein Feld in den Fokus, das in der Forschung in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat: die Epigenetik. Sie beschreibt, wie Umwelteinflüsse – etwa Ernährung, Stress oder Giftstoffe – die Aktivität von Genen verändern können, ohne dass sich die Erbinformation selbst ändert.
Weniger Nierenfilter – höheres Risiko für Bluthochdruck
Ein Mangel an Nephronen kann gravierende gesundheitliche Folgen haben. Menschen mit einer geringeren Anzahl dieser Filtereinheiten tragen ein höheres Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken – einer der Hauptrisikofaktoren für chronische Nierenerkrankungen. Diese wiederum gehören laut Statistik zu den häufigsten Todesursachen in den USA. Tortelote warnt: „Je mehr Bluthochdruck, desto stärker die Schäden an den Nieren.“
Die Ergebnisse werfen deshalb wichtige Fragen auf:
- Wie lassen sich solche epigenetischen Veränderungen rückgängig machen?
- Können sie überhaupt geheilt werden?
- Oder tragen künftige Generationen dauerhaft die Folgen einer Mangelernährung ihrer Vorfahren?
Ernährung betrifft mehr als nur das eigene Wohlbefinden
Die Forschungsergebnisse zeigen eindrücklich, wie eng die Gesundheit von Individuen mit ihrer familiären Vorgeschichte verknüpft und wie weitreichend der Einfluss der Ernährung tatsächlich ist.
Die zentrale Botschaft lautet: Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung ist keine Frage des persönlichen Lebensstils – sie ist ein Beitrag zur Gesundheit künftiger Generationen.
Kurz zusammengefasst:
- Eine eiweißarme Ernährung kann über mehrere Generationen hinweg die Gesundheit beeinträchtigen – besonders die Nierenentwicklung von Kindern, Enkeln und Urenkeln.
- Entscheidend ist nicht nur, was Mütter essen – auch die Ernährung der Väter hat Einfluss auf die körperliche Entwicklung der Nachkommen.
- Trotz späterer Ernährungsumstellungen zeigte sich erst ab der dritten bis vierten Generation eine Normalisierung der Nierenfunktion.
Übrigens: Was wir essen, wirkt nicht nur langfristig auf unsere Nachkommen – es beeinflusst auch ganz unmittelbar unser Gewicht. Eine neue Studie zeigt: Beim Abnehmen zählt die Ernährung zehnmal mehr als Sport – besonders in reichen Ländern. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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