Späte Hautkrebs-Diagnose bei dunkler Haut: Ein vermeidbares Risiko

Hautkrebs wird bei dunkler Haut oft spät erkannt. Wissenschaftler betonen die Wichtigkeit von Sonnenschutz und früher Diagnose.

Hautkrebs dunkle Haut

Obwohl Menschen mit dunklerer Haut durch Melanin einen gewissen natürlichen Schutz haben, entspricht dieser lediglich einem Lichtschutzfaktor von 13 und bietet daher keinen umfassenden Schutz gegen Hautkrebs. © Unsplash

Hautkrebs ist eine ernste Bedrohung für alle Hauttypen, auch dunkle Haut stellt da keine Ausnahme dar. Jedoch wird er bei Menschen mit dunkler Haut oft viel zu spät entdeckt. Ein verbreitetes Missverständnis ist, dass dunklere Haut aufgrund ihres höheren Melaningehalts keinen Sonnenschutz benötigt. Doch wie Christoffer Gebhardt, Dermatologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, gegenüber der Tagesschau erklärt, entspricht selbst die stärkste natürliche Pigmentierung nur einem Lichtschutzfaktor von 13. „Das heißt: Natürlich schützt die Hautfarbe vor Sonnenschäden und auch vor der Entwicklung Hautkrebs zu bekommen. Aber nie hundertprozentig“, so Gebhardt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegen Mythen

Nicht nur UV-Schäden sind für die Entstehung von Melanomen, wie der gefährliche schwarze Hautkrebs medizinisch bezeichnet wird, verantwortlich. Faktoren wie Genetik, Alter und Vorerkrankungen spielen ebenso eine Rolle und können bei jedem Menschen Hautkrebs auslösen, unabhängig von der Hautfarbe. Dies unterstreicht die Wichtigkeit eines umfassenden Verständnisses der Risikofaktoren, die weit über die direkte Sonneneinstrahlung hinausgehen.

Was sagt der Lichtschutzfaktor aus?

Der Lichtschutzfaktor (LSF) misst den Schutz vor UV-B-Strahlung und basiert laut dem Bundesamt für Strahlenschutz auf einer internationalen Standardmethode. Er zeigt auf, wie lange man mit Sonnenschutzmittel in der Sonne verbleiben kann, ohne einen Sonnenbrand zu erleiden, im Vergleich zur Zeit ohne Sonnenschutz. Beispiel: Eine Person mit einer Eigenschutzzeit von zehn Minuten kann mit einem LSF von 30 theoretisch 300 Minuten (fünf Stunden) in der Sonne bleiben.

Jedoch sollte man nicht täuschen lassen; auch Sonnenschutzmittel mit hohem LSF und Schutz gegen UV-A und UV-B Strahlen garantieren keinen vollständigen Schutz. Deshalb ist es ratsam, die berechnete maximale Schutzzeit des Sonnenschutzmittels nur zu etwa 60 Prozent auszunutzen und den Aufenthalt in der Sonne nicht unnötig zu verlängern.

Risikobereiche oft übersehen

Ein besonderes Risiko besteht bei dunkler Haut in weniger pigmentierten Bereichen wie den Handflächen und den Fuß- und Fingernägeln. Diese Körperstellen sind anfälliger für Melanome, wie Tina Hieken, chirurgische Onkologin an der Mayo-Klinik in Rochester, Minnesota, feststellt. In ihrer Forschung hat sie festgestellt, dass Menschen, die sich selbst als schwarz bezeichnen, dabei erwartungsgemäß mehr Melanome an ihren Extremitäten oder unter den Fingernägeln als am Rumpf hatten, im Vergleich zu Menschen, die sich selbst als weiß bezeichnen.

Späte Diagnose mit schweren Folgen

Die späte Diagnose ist ein gravierendes Problem, das oft zu einer fortgeschrittenen und schwerer zu behandelnden Krankheit führt. „Wir haben gezeigt, was andere schon seit vielen Jahrzehnten berichten nämlich, dass schwarze Patientinnen und Patienten in einem späteren Stadium diagnostiziert werden“, erklärt Hieken gegenüber der Tagesschau. Die geringe Sichtbarkeit der Melanome auf dunkler Haut, die sich schlecht von der umgebenden Haut abheben, verzögert oft die frühzeitige Erkennung und Behandlung.

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Diagnose

Interessanterweise wurden in Hiekens Studie auch geschlechtsspezifische Unterschiede festgestellt. Schwarze Männer werden oft noch später diagnostiziert als schwarze Frauen. Dies ist möglicherweise auf gesellschaftliche Unterschiede im Umgang mit Gesundheitsfragen zurückzuführen. „Dieses Phänomen war vorher schon von Daten von Menschen helleren Hauttyps bekannt“, fügt Hieken hinzu. Es weist darauf hin, dass kulturelle und geschlechtsspezifische Faktoren die Diagnose und Behandlung von Hautkrebs beeinflussen können.

Wichtigkeit der Aufklärung

Um diese Probleme zu bekämpfen, setzt Gebhardt auf umfassende Aufklärung, sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei medizinischem Personal. Durch spezielle Vorlesungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf werden Medizinstudenten speziell in der Diagnose von Hauterkrankungen auf stärker pigmentierter Haut geschult.

Sorge vor Vitamin-D-Mangel im Sommer unbegründet

Die verbreitete Befürchtung in sozialen Medien, dass Sonnenschutzmittel zu Vitamin D-Mangel führen könnten, entkräftet Gebhardt als „Quatsch.“ Der Dermatologe weiter: „Wir wissen, dass Vitamin D selbstverständlich UV-Licht braucht, um von der Haut produziert zu werden. Die Exposition gegenüber der Sonne ist aber selbst bei Nutzung eines hochpotenten Lichtschutzmittels ausreichend.“ Dies gilt vor allem im Sommer. Im Winter hingegen könnten besonders Menschen mit starker Hautpigmentierung von Nahrungsergänzungsmitteln profitieren.

Was du dir merken solltest:

  • Dunkle Haut besitzt eigentlich eine natürliche Schutzfunktion durch Melanin; dieser entspricht jedoch nur einem Lichtschutzfaktor von 13 und bietet somit keinen vollständigen Schutz vor Hautkrebs.
  • Hautkrebs kann auch ohne direkte UV-Schäden entstehen und zeigt sich bei dunkler Haut oft spät. Das erschwert die Diagnose und verschlechtert die Prognose.
  • Aufklärung und spezielle Schulungen für medizinisches Personal sind entscheidend, um die Früherkennung von Hautkrebs bei Menschen mit dunkler Haut zu verbessern.

Übrigens: UV-Strahlen können vielfältige Hautschäden verursachen, die unter Umständen zu Krebs führen. Der Hautkrebs-Spezialist Eckhard Breitbart, der selbst 18-mal an Hautkrebs erkrankte, erklärt, wie man sich vor diesen Risiken schützen kann. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

2 thoughts on “Späte Hautkrebs-Diagnose bei dunkler Haut: Ein vermeidbares Risiko

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert