Schutz durch Antibiotika und Ibuprofen? Neue Studie sieht Chancen im Kampf gegen Demenz

Forscher entdecken, dass gängige Medikamente wie Antibiotika das Demenzrisiko deutlich senken können.

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Medikamente wie Ibuprofen können das Demenzrisiko senken. © Andrzej Rostek (Getty Images) via University of Cambridge

Antibiotika, antivirale Medikamente, Impfstoffe und entzündungshemmende Mittel wie Ibuprofen könnten das Risiko für Demenz senken. Diese überraschende Erkenntnis stammt aus einer umfangreichen Studie der University of Cambridge und der University of Exeter. Die Forscher haben Gesundheitsdaten von mehr als 130 Millionen Menschen analysiert, um zu untersuchen, ob bereits zugelassene Medikamente für die Behandlung von Demenz genutzt werden könnten. Das Ziel: schneller und kostengünstiger neue Therapieansätze finden.

Demenz ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit und belastet nicht nur Betroffene, sondern auch deren Angehörige enorm. Jährlich verursacht sie wirtschaftliche Kosten in Höhe von über 900 Milliarden Euro. Trotz intensiver Forschung ist der Fortschritt bei der Entwicklung neuer Medikamente bisher ernüchternd. Die meisten Mittel behandeln nur Symptome, ohne den Krankheitsverlauf deutlich zu verlangsamen.

Medikamente könnten schneller verfügbar sein

Die Studie basiert auf einer systematischen Überprüfung von 14 Untersuchungen, die medizinische Daten von mehr als einer Million Demenzpatienten auswerteten. Die Forscher verglichen, wie verschiedene Medikamente das Risiko beeinflussen. Dabei fielen auch widersprüchliche Ergebnisse auf: Einige Diabetes- und Blutdruckmedikamente waren mit einem verringerten Risiko verbunden, andere hingegen mit einem erhöhten. Diese Uneinheitlichkeit könnte darauf zurückzuführen sein, dass Medikamente innerhalb derselben Gruppe unterschiedliche Wirkmechanismen haben.

Laut Dr. Ben Underwood von der University of Cambridge bietet die Untersuchung von bereits zugelassenen Medikamenten große Vorteile.

Diese Medikamente haben schon Sicherheitsprüfungen bestanden, wodurch sie schneller in klinischen Studien getestet und schließlich den Patienten zur Verfügung gestellt werden können.

Dr. Ben Underwood

Die Kosten seien zudem niedriger, was ihre Zulassung durch öffentliche Gesundheitssysteme wie den National Health Service (NHS) erleichtern könnte.

Welche Rolle spielen entzündungshemmende Mittel?

Ein besonders spannender Befund der Studie ist der Zusammenhang zwischen Impfstoffen, Antibiotika und einem geringeren Risiko für Demenz. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass regelmäßige Impfungen das Risiko für Alzheimer reduzieren können. So gibt es Hinweise darauf, dass die BCG-Impfung gegen Tuberkulose das Demenzrisiko senken könnte. Das stützt die Theorie, dass bestimmte Infektionen eine Rolle bei der Entstehung von Demenzerkrankungen spielen könnten.

Auch entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen könnten eine Schlüsselrolle spielen. Wissenschaftler vermuten, dass Entzündungen eine zentrale Ursache für viele Krankheiten, einschließlich Demenz, sind. Bestimmte Gene, die das Risiko für Demenz erhöhen, scheinen ebenfalls an entzündlichen Prozessen beteiligt zu sein.

Dr. Ilianna Lourida von der University of Exeter warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen: „Nur weil ein Medikament mit einem veränderten Demenzrisiko verbunden ist, bedeutet das nicht, dass es direkt hilft oder schadet.“ Sie verwies darauf, dass beispielsweise Diabetes das Risiko für Demenz erhöht. Patienten, die Medikamente gegen Diabetes einnehmen, könnten daher statistisch ein höheres Risiko aufweisen – was jedoch nicht zwangsläufig an den Medikamenten selbst liegt.

Große Datensätze als Schlüssel

Den Aufbau einer speziellen Forschungsplattform für Alzheimer-Studien ist essenziell, um weitere Erkenntnisse zu sammeln. Dr. Underwood sieht in der Nutzung großer Datensätze eine Chance, die Forschung entscheidend voranzutreiben. „Indem wir diese umfangreichen Gesundheitsdaten auswerten, können wir gezielt ermitteln, welche Medikamente Priorität für weitere Untersuchungen haben sollten.“ Dadurch ließen sich dringend benötigte Behandlungsmöglichkeiten schneller entwickeln und den Patienten zur Verfügung stellen.

Kurz zusammengefasst:

  • Antibiotika, antivirale Medikamente, Impfstoffe und entzündungshemmende Mittel könnten das Risiko für Demenz senken, wie eine Studie der University of Cambridge zeigt, die Gesundheitsdaten von über 130 Millionen Menschen analysierte.
  • Die Untersuchung bestehender Medikamente bietet große Vorteile, da diese bereits zugelassen sind, schneller getestet werden können und ihre Kosten niedriger ausfallen.
  • Entzündungen und Infektionen spielen möglicherweise eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Demenz, was den Einsatz von Impfstoffen wie der BCG-Impfung und entzündungshemmenden Mitteln als potenzielle Therapieansätze stützt.

Bild: © Andrzej Rostek (Getty Images) via University of Cambridge

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