Gefährliche Supplemente: Bei Kurkuma-Kapseln ist Vorsicht geboten

Kurkuma oder Grüntee in Kapseln können der Leber schaden: Experten warnen vor toxischen Effekten und mangelhafter Kontrolle.

15 Prozent der Deutschen nutzten pflanzliche Ergänzungsmittel, aber es ist auch Vorsicht geboten. © Vecteezy

Pflanzenextrakte wie Kurkuma oder Grüntee gelten als gesund. Doch Studien zeigen: Sie können die Leber belasten und sogar dauerhaft schädigen. Dieses wichtige Organ ist ein Multitalent im menschlichen Körper. Sie entgiftet, produziert lebenswichtige Proteine und regelt den Stoffwechsel. Doch Nahrungsergänzungsmittel können ihr ernsten Schaden zufügen. Besonders pflanzliche Mittel wie Kurkuma und Grüntee stehen im Verdacht, in Kapseln toxische Wirkungen auf die Leber zu haben, warnt eine Studie.

Die Untersuchung wurde in den USA im Rahmen der Nationalen Gesundheits- und Ernährungsuntersuchung (NHANES) durchgeführt, bei der die Effekte von sechs pflanzlichen Wirkstoffen auf die Leber analysiert wurden. Erschreckend: Jeder fünfte Leberschaden dort soll durch Supplemente oder pflanzliche Arzneimittel verursacht worden sein.

Besonders gefährlich sind laut den Forschungsergebnissen Kurkuma, Traubensilberkerze und Ashwagandha, ein Extrakt aus der ayurvedischen Medizin. Auch Rotschimmelreis, Grüntee und Garcinia cambogia, besser bekannt als Tamarinde, wurden kritisch bewertet.

Kurkuma: Vom Gewürz zur Gefahr

In Deutschland setzen viele auf Kurkuma-Kapseln. Laut Statista nutzen 15 Prozent der Deutschen pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel. Kurkuma, dank dem Wirkstoff Curcumin eigentlich bekannt für seine verdauungsfördernden Eigenschaften, kann in hohen Dosen Leberschäden verursachen.

Infografik: Wie verbreitet sind Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland? (Quelle: Statista)
Infografik: Wie verbreitet sind Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland? (Quelle: Statista)

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, nicht mehr als drei Milligramm Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag aufzunehmen. Für eine 80 Kilogramm schwere Person wären das 240 Milligramm pro Tag.

Viele Präparate überschreiten den empfohlenen Grenzwert deutlich und werden mit bis zu 1.000 Milligramm Curcumin pro Kapsel dosiert. Dazu kommt, dass die Bioverfügbarkeit dieser Stoffe oft durch Zusatzstoffe wie Piperin gesteigert wird. Piperin blockiert abbauende Enzyme im Darm, sodass mehr Curcumin in den Blutkreislauf gelangt – und die Leber stärker belastet wird.

Fettleber als zusätzlicher Risikofaktor

Eine vorgeschädigte Leber, etwa durch eine Fettleber, verstärkt die Risiken. In Deutschland leidet etwa jeder dritte Mensch an einer solchen Erkrankung, oft unbemerkt. Hepatologe Rainer Günther vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein erklärt laut Tagesschau, dass selbst geringe zusätzliche Belastungen dann schwere Schäden auslösen können. Besonders gefährdet sind Menschen, deren Leber bereits durch Alkoholkonsum oder eine ungesunde Ernährung geschädigt ist.

Professor Martin Smollich, Pharmakologe am Institut für Ernährungsmedizin in Lübeck, ergänzt: „Bei manchen Menschen führen schon ganz geringe Dosen zu diesen Leberschäden, weil das Immunsystem beteiligt ist. Die einen oder anderen brauchen viel größere Dosen. Das kann man nicht vorhersehen.“

Hohe Dosierungen und gefährliche Wechselwirkungen

Ein weiteres Problem: Nahrungsergänzungsmittel werden in Deutschland wie Lebensmittel behandelt und unterliegen keiner systematischen Kontrolle. Nebenwirkungen werden nicht zentral erfasst. Experten gehen daher von einer hohen Dunkelziffer aus.

Vor allem Präparate, die online bestellt werden, sind problematisch. Häufig enthalten sie nicht deklarierte Substanzen wie Schmerzmittel, die die toxischen Effekte der Pflanzenextrakte noch verstärken können.

Wir haben Fälle, wo in Curcumin-Kapseln oder Ashwagandha-Kapseln Schmerzmittel drin waren, damit man sich besser fühlt. Und dann kommen zwei Sachen zusammen: Das Schmerzmittel und das Curcumin – und dann wird es ganz schädlich.

Rainer Günther, Hepatologe im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

Nicht nur die Inhaltsstoffe selbst, sondern auch Wechselwirkungen mit Medikamenten bergen Risiken. Curcumin beispielsweise kann die Wirkung von Blutverdünnern, Cholesterinsenkern oder Schmerzmitteln verändern – entweder durch Verstärkung oder Abschwächung. Besonders kritisch ist dies bei schweren Erkrankungen wie Krebs. Smollich warnt, dass Curcumin in einigen Fällen die Wirkung von Chemotherapien beeinflussen kann, was zu unerwünschten Nebenwirkungen führt.

Besser in natürlicher Form

Die Experten empfehlen daher, pflanzliche Wirkstoffe vor allem in ihrer natürlichen Form zu konsumieren – als Gewürz oder Tee. In dieser Form gelten sie als unbedenklich. Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel sind jedoch mit äußerster Vorsicht zu genießen. Symptome von Leberschäden wie Gelbsucht oder Müdigkeit treten oft erst auf, wenn es bereits zu spät ist.

Was du dir merken solltest:

  • Hohe Dosierungen von Pflanzenextrakten wie Kurkuma und Grüntee als Nahrungsergänzungsmittel in Kapseln belasten die Leber und können toxische Schäden verursachen.
  • Eine vorgeschädigte Leber, etwa durch Fettleber oder Alkohol, verstärkt die Risiken. Auch genetische Faktoren beeinflussen die Anfälligkeit.
  • Nahrungsergänzungsmittel werden nicht wie Arzneimittel kontrolliert. Experten raten zu Vorsicht, besonders bei online gekauften Präparaten.

Übrigens: Nicht alle Präparate sind gefährlich, aber ist es sinnvoll, Nahrungsergänzungsmittel ohne nachgewiesenen Mangel einzunehmen? Und sind Nahrungsergänzungsmittel ihr Geld wirklich wert? Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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