Knutschen nach Pasta – Kann Gluten durch einen Kuss weitergegeben werden?

Gluten im Kuss – für viele Zöliakie-Betroffene war das das Ende jeder Zärtlichkeit. Jetzt zeigt eine Studie: Nähe ist wieder möglich.

Küssen trotz Gluten: Studie gibt Entwarnung für Zöliakie-Betroffene

Küssen galt lange als Gesundheitsrisiko für Zöliakie-Betroffene. © Pexels

Küssen kann vieles sein: ein Zeichen von Nähe, Vertrauen, Liebe. Doch für Menschen mit Zöliakie schwingt dabei oft eine stille Sorge mit – was, wenn der Partner gerade Pasta oder Brot gegessen hat? Könnte das winzige Krümelchen Gluten über den Speichel in den eigenen Körper gelangen und Schaden anrichten? Eine neue Studie bringt nun Klarheit – und für viele Betroffene wohl auch Erleichterung.

Präsentiert wurde die Untersuchung auf der Digestive Disease Week® (DDW) 2025, einem der weltweit wichtigsten Kongresse für Magen-Darm-Erkrankungen. Die zentrale Frage: Wie viel Gluten gelangt beim Küssen wirklich in den Mund der betroffenen Person – und ist das gefährlich?

Zöliakie und Küsse: Eine belastende Unsicherheit

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der selbst kleinste Mengen Gluten zu einer Entzündungsreaktion im Dünndarm führen. Das Eiweiß kommt in Getreidesorten wie Weizen, Roggen und Gerste vor – also in Brötchen, Nudeln, Bier oder Kuchen. Für Betroffene heißt das: lebenslanger Verzicht auf Gluten, um Schäden an der Darmschleimhaut zu vermeiden.

Doch was passiert, wenn der Partner nicht betroffen ist und glutenhaltige Lebensmittel isst? Anne Lee, Professorin für Ernährungsmedizin an der Columbia University, wollte es genau wissen. „Die Ratschläge, die wir bislang zum Küssen bei Zöliakie gegeben haben, basierten auf Vorsicht und Annahmen“, sagte sie. „Ich fand es wichtig, endlich Daten dazu zu haben.“

So lief das Experiment mit echten Paaren ab

Für die Studie wurden zehn Paare rekrutiert, bei denen jeweils eine Person an Zöliakie litt. Der gesunde Partner aß zehn Cracker mit Gluten. Danach küssten sich die Paare zehn Sekunden lang. Im ersten Durchgang warteten sie fünf Minuten vor dem Kuss. Im zweiten trank der glutenessende Partner vorher ein Glas Wasser (etwa 120 Milliliter). Anschließend untersuchte das Team den Speichel der betroffenen Person auf Glutenrückstände.

Das Ergebnis: In beiden Szenarien lag die nachweisbare Glutenmenge unter dem Schwellenwert von 20 Teilen pro Million. Dieser Wert gilt weltweit als Grenzwert für glutenfreie Lebensmittel. Selbst wenn Spuren gefunden wurden, lagen sie also im unbedenklichen Bereich.

Ein einfacher Trick entschärft die Situation

Besonders interessant: Ein Glas Wasser vor dem Kuss reduzierte die Glutenmenge im Speichel noch weiter. „Man kann Patienten jetzt sagen: Ihr müsst keine übermäßigen Schutzmaßnahmen mehr treffen“, so Lee. Die Gefahr, durch einen Kuss krank zu werden, sei gering – solange der Partner entweder etwas Zeit verstreichen lässt oder eben ein Glas Wasser trinkt.

Für viele dürfte das eine enorme Erleichterung sein. Denn die Angst vor verstecktem Gluten belastet nicht nur das Essen im Restaurant, sondern auch intime Momente. Die Forschungsergebnisse zeigen nun, dass Nähe nicht gefährlich sein muss.

Auch Glutensensible profitieren vom Wissen

Nicht nur Zöliakie-Betroffene könnten von der Studie profitieren. Auch Menschen mit nicht-zöliakischer Glutensensitivität, die nach Glutenkontakt unter Symptomen wie Blähungen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen leiden, dürften neue Sicherheit gewinnen. Erstaunlich, wie ein einfaches Glas Wasser dabei helfen kann, wieder unbeschwert Zärtlichkeit zu genießen.

Kurz zusammengefasst:

  • Menschen mit Zöliakie fragen sich oft, ob ein Kuss gefährlich sein kann, wenn der Partner kurz davor glutenhaltige Lebensmittel wie Brot oder Pasta gegessen hat.
  • Eine neue Studie zeigt: Zwar gelangt eine kleine Menge Gluten über den Speichel zum anderen, doch sie bleibt unter dem Grenzwert, der für glutenfreie Produkte gilt – vor allem dann, wenn der Partner vorher ein Glas Wasser trinkt.
  • Für Betroffene bedeutet das: Den Partner küssen, nachdem dieser Gluten verzehrt hat, muss nicht vermieden werden, denn einfache Maßnahmen wie Wassertrinken machen den Austausch von Zärtlichkeiten sicher und entspannt möglich.

Bild: © Pexels

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