Klimawandel und Psyche: Was tun gegen die wachsende Klimaangst?

Klimaangst beschreibt die berechtigte Sorge über den Klimawandel und seine Auswirkungen.

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Insbesondere junge Menschen sind von Klimaangst betroffen und fühlen sich häufig ohnmächtig. © Pexels

Das Phänomen der Klimaangst, auch bekannt als Climate Anxiety, beschäftigt weltweit immer mehr Menschen. Besonders junge Menschen machen sich große Sorgen um die Zukunft, weil die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher werden. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 80 Prozent der 12- bis 18-Jährigen besorgt sind, 42 Prozent von ihnen sogar sehr besorgt. Der jährliche Bericht des Weltklimarats IPCC thematisiert seit 2022 „Klimawandel und mentale Gesundheit“ in einem eigenen Kapitel.

Psychologen wie Katharina van Bronswijk und Astrid Krause erklären laut dem Deutschlandfunk, dass Klimaangst eine „ganze Bandbreite an Gefühlen“ umfasst, von Empörung über politische Untätigkeit bis hin zu konkreten Sorgen über Extremwetterereignisse. Bronswijk betont, dass solche Gefühle normal und sogar wichtig sind, da sie Menschen dazu anregen, sich auf mögliche Katastrophen vorzubereiten. Krause fügt hinzu, dass wir diese Ängste ernst nehmen müssen, gerade weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel alarmierend sind.

Klimaangst trifft besonders die Jugend

Studien belegen, dass die psychischen Belastungen durch den Klimawandel nicht nur Einzelne betreffen, sondern Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben. Besonders junge Menschen spüren diese Ängste stark. Zwei Drittel der jungen Briten, die an einer Umfrage der BBC teilnahmen, sagen, dass die Erwachsenen ihre Sorgen nicht ernst genug nehmen. In einer weltweiten Befragung gaben 40 Prozent der 16- bis 24-Jährigen an, aufgrund des Klimawandels keine Kinder haben zu wollen.

Der IPCC-Bericht von 2022 zeigt, dass die Klimakrise weltweit messbare Auswirkungen auf die mentale Gesundheit hat. So führen Extremwetterereignisse zu hohen Stressbelastungen und erhöhen die Suizidraten. Eine Studie der Betriebskrankenkasse (BKK) zum Hochwasser im Ahrtal verdeutlicht, dass sechs Monate nach dem Ereignis Depressionen, Ängste und Suchterkrankungen signifikant zugenommen haben.

Wege aus der Klimaangst

Lea Dohm, eine Psychologin, betont die Bedeutung von Selbstwirksamkeit im Umgang mit Klimaangst. Junge Menschen brauchen Handlungsmöglichkeiten, die sie in ihrem Alltag umsetzen können. Angesichts der Größe der Klimakrise erscheint es oft schwierig, als Einzelner etwas Wirksames zu tun. Doch Dohm widerspricht der Ansicht, dass Einzelne keinen Einfluss hätten.

Wir leben jetzt im entscheidenden Jahrzehnt, in dem wir noch wichtige Weichen stellen können.

Lea Dohm

Ein weiterer Weg aus der Ohnmacht besteht darin, sich mit anderen Menschen zu vernetzen und offen über seine Gefühle zu sprechen. Die Initiative „Psychologen und Psychotherapeuten für die Zukunft“ bietet hier Unterstützung an. Zudem empfiehlt es sich, bewusste Medienpausen einzulegen, um sich nicht von negativen Nachrichten überwältigen zu lassen. Stattdessen sollte man sich aktiv gegen den Klimawandel engagieren, auch wenn die Auswirkungen gering erscheinen. Astrid Krause fasst es so zusammen: „Erhöhen Sie Ihr eigenes Effizienzgefühl und Ihre Handlungsmächtigkeit.“

Begriff „Klimaangst“ bleibt umstritten

Der Begriff „Klimaangst“ steht in der Kritik, weil er den Eindruck erwecken könnte, es handele sich um eine individuelle Angststörung. Tatsächlich handelt es sich aber um eine berechtigte Reaktion auf reale Umweltveränderungen. Kritiker warnen, dass der Begriff dazu führen könnte, die Verantwortung von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu vernachlässigen. Eine konsequente Klimapolitik bleibt die beste Antwort auf die Klimaangst.

Was du dir merken solltest:

  • Das Phänomen der Klimaangst betrifft besonders junge Menschen, die sich zunehmend Sorgen über die Auswirkungen des Klimawandels machen.
  • Psychologen betonen, dass Klimaangst eine normale Reaktion auf die alarmierenden wissenschaftlichen Erkenntnisse ist und dass Handlungsmöglichkeiten sowie soziale Vernetzung Wege aus der Ohnmacht bieten können.
  • Der Begriff „Klimaangst“ bleibt jedoch umstritten, da er den Eindruck erwecken könnte, es handle sich um eine individuelle Angststörung, obwohl es sich um eine berechtigte Reaktion auf reale Umweltveränderungen handelt.

Übrigens: Eine Studie hat herausgefunden, dass Sprache im Kampf gegen die Erderwärmung einen signifikanten Unterschied macht. Bekannte Begriffe wie „Klimawandel“ und „globale Erwärmung“ lösen mehr Besorgnis aus als weniger verbreitete wie „Klimagerechtigkeit“. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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