Kinderbetreuung und Gesundheit: Warum Oma und Opa oft den Preis für intensive Hilfe zahlen
Intensive Kinderbetreuung lässt Großeltern weniger Zeit für Sport und Erholung – mit erheblichen Folgen für ihre Gesundheit.
Ein aktiver Lebensstil stärkt nachweislich Körper und Geist und trägt zu einem längeren Leben bei. Oft wird angenommen, dass Großeltern durch die Betreuung ihrer Enkelkinder aktiver werden – sei es durch Spielen, Spazierengehen oder andere gemeinsame Aktivitäten. Forscher der University of Alabama at Birmingham (UAB) haben jedoch herausgefunden, dass eine intensive Einbindung in die Kinderbetreuung die Gesundheit von Großeltern nachteilig beeinflussen kann.
Die im Journal of Aging and Health veröffentlichte Studie untersuchte eine landesweit repräsentative Datenbasis älterer Erwachsener in den USA. Die Ergebnisse zeigten, dass Großeltern, die viel Zeit mit der Betreuung ihrer Enkel verbringen oder in Mehrgenerationenhaushalten leben, weniger körperlich aktiv sind. Patricia Drentea, Professorin für Soziologie und Hauptautorin der Studie, erklärte: „Unsere Zielsetzung war, die Verbindung zwischen Großelternsein und körperlicher Aktivität zu verstehen. Wir fanden eine umgekehrte Beziehung, da die Betreuung von Enkeln weniger Zeit für eigene Interessen und Bewegung lässt.“
Wer besonders betroffen ist
Laut der Studie wirkt sich die intensive Kinderbetreuung vor allem auf bestimmte Gruppen von Großeltern aus. Dazu gehören ältere Großeltern, Frauen, Alleinstehende und sozial oder wirtschaftlich benachteiligte Personen. Bei diesen Gruppen ist der negative Effekt auf die Gesundheit besonders ausgeprägt. „Menschen aus sozial und wirtschaftlich benachteiligten Gruppen haben im Durchschnitt bereits eine schlechtere Gesundheit und weniger Freizeit“, so Drentea. „Wenn dann noch die Betreuung der Enkel hinzukommt, bleibt kaum Zeit für Bewegung.“
Zu den am stärksten betroffenen Personen zählen Großeltern, die ihre Enkel ohne Unterstützung der Eltern aufziehen oder in Mehrgenerationenhaushalten leben. Besonders Frauen und ältere Menschen tragen eine überproportional große Last. Für diese Gruppen verschärfen die zusätzlichen Aufgaben oft bestehende gesundheitliche Probleme.
Bildung und Einkommen beeinflussen die Belastung
Die Studie zeigt zudem, dass Großeltern mit höherem Bildungsstand und Einkommen seltener intensiv in die Betreuung eingebunden sind. Sie hätten „mehr Autonomie und Ressourcen, um an Freizeitaktivitäten teilzunehmen“, erklärte Drentea. Diese Großeltern könnten sich dadurch leichter körperlich betätigen und ihre Gesundheit erhalten.
Das könnte dich auch interessieren:
- Schlüssel zur Zufriedenheit: Was Kindern in Krisenzeiten wirklich Halt gibt
- Geduld lernen: Kinder nicht den Smartphones ausliefern – lieber Langeweile ertragen
- Neue Erkenntnisse: Kleinkinder unterscheiden nicht zwischen Gut und Böse, Moral entsteht erst später
Die Forscher betonten jedoch auch, dass Großelternschaft durchaus positive Auswirkungen auf die mentale und körperliche Gesundheit haben kann. Wichtig sei dabei jedoch, dass die Belastung nicht überhandnimmt.
Notwendigkeit von Unterstützung
Die Autoren der Studie fordern eine stärkere Unterstützung für Großeltern, die intensiv in die Kinderbetreuung eingebunden sind. „Unterstützende Umgebungen und gemeindebasierte Programme können Barrieren zwischen intensiver Großelternschaft und positiven Gesundheitsergebnissen abbauen“, so Drentea. Solche Maßnahmen könnten helfen, Großeltern mehr Zeit für gesundheitsfördernde Aktivitäten zu verschaffen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, Großeltern in ihrer Rolle als Betreuer zu entlasten. Mit ausreichender Unterstützung können sie von den positiven Seiten der Großelternschaft profitieren, ohne dass ihre Gesundheit darunter leidet.
Was du dir merken solltest:
- Intensive Kinderbetreuung belastet die Gesundheit: Großeltern, die viel Zeit mit der Betreuung ihrer Enkel verbringen, bewegen sich weniger und riskieren dadurch schlechtere körperliche Gesundheit, besonders in Mehrgenerationenhaushalten oder ohne elterliche Unterstützung.
- Besonders gefährdete Gruppen: Ältere, alleinstehende, weibliche und sozial benachteiligte Großeltern leiden am meisten unter den gesundheitlichen Folgen intensiver Betreuung, da ihnen oft Zeit und Ressourcen für eigene Aktivitäten fehlen.
- Unterstützung kann helfen: Gemeindebasierte Programme und unterstützende Maßnahmen können Großeltern entlasten, ihre Gesundheit fördern und ihnen ermöglichen, die positiven Aspekte der Großelternschaft zu genießen.
Übrigens: Kriege und Klimawandel setzen Kindern stark zu. 72 Prozent der Jugendlichen berichten von psychischer Belastung. Das zeigt eine neue Studie. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Vecteezy